25. Juli 2024, 4:34 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Lutschen von Eis scheint harmlos. Doch es könnte auf einen Nährstoffmangel hindeuten! Darauf weisen Forscher hin. Sie empfehlen: Menschen, die ständig Appetit auf Eiswürfel haben, sollten sich entsprechend untersuchen lassen.
Besonders in der warmen Jahreszeit dient das Lutschen eines Eiswürfels oft der Abkühlung. Anstatt ein Glas kaltes Wasser zu sich zu nehmen, kann man sich auch mal mit einem Eiswürfel im Mund erfrischen – kein Problem! Hat man jedoch ständig Appetit auf Eiswürfel oder gar das Bedürfnis, diese zu kauen, könnte tatsächlich etwas anderes dahinterstecken: Denn laut Studien kann es Anzeichen eines Nährstoffmangels sein.
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Übersicht
Pagophagie – die Lust auf Eiswürfel
Das zwanghafte Essen beziehungsweise Kauen von Eiswürfeln hat tatsächlich einen Namen: Experten bezeichnen es als Pagophagie. Eine Analyse ergab, dass man von Pagophagie spricht, wenn Personen mehr als zwei volle Gläser an Eiswürfeln (mehr als 480 Gramm) über mehrere Wochen hinweg zu sich nehmen.1
Dieses Verhalten wird den sogenannten Pica-Esstörungen zugerechnet.2 Dabei verzehren Menschen Dinge, die eigentlich nicht zum Verzehr geeignet sind. Eiswürfel sind hierbei noch am harmlosesten, da sie komplett aus Wasser bestehen. Doch Personen mit einem Pica-Syndrom können auch eine Neigung zum Verzehr folgender Substanzen entwickeln:
- Erde
- Sand
- Kalk
- Textilien
- Papier
- Haare
- Staub
- Exkremente
Appetit auf Eiswürfel als Hinweis für Eisenmangel
Wie Forscher nach einer Datenauswertung in ihrem wissenschaftlichen Papier „Ask about ice, then consider iron“ berichten, kann Pagophagie ein Anzeichen für Mundtrockenheit und insbesondere Eisenmangel sein. Deswegen raten sie Medizinern, Patienten, die Appetit auf Eiswürfel haben und viele davon verzehren, auf Nährstoffmangel zu untersuchen. Vor allem Eisen- und Zinkmangel könnten bei den Betroffenen auftreten, heißt es.
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Bei Eisenmangel können nicht genügend rote Blutkörperchen gebildet werden. Dies führt wiederum dazu, dass der Körper nicht optimal mit Sauerstoff versorgt wird. Man spricht dann auch von Blutarmut oder Anämie. Folgende Symptome treten bei Eisenmangel beziehungsweise einer Anämie auf:
- dauerhafte Erschöpfung und Müdigkeit
- verminderte Leistungsfähigkeit
- sehr helle Haut, Blässe
- Brustschmerzen und erhöhte Herzfrequenz
- Kurzatmigkeit
- häufiger Schwindel oder Benommenheit
- geschwollene oder wunde Zunge
- dauerhaft kalte Hände und Füße
- Appetitlosigkeit
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Forscher empfehlen, dieses Warnzeichen ernst zu nehmen
Wie die Wissenschaftler in ihrer Studienauswertung berichten, wird der Appetit auf Eiswürfel bzw. Wassereis in der klinischen Praxis bei Ärzten oft übersehen. Das heißt, dieses Verhalten fällt oft unter den Tisch und wird nicht als Symptom für Nährstoffmangel in Betracht gezogen. Daher sollten Ärzte ihre Patienten nach ungewöhnlichem Essverhalten abfragen. Und natürlich können mit diesem Wissen auch Betroffene ihre unerklärliche Lust auf Eiswürfel verstehen – und ins Handeln kommen.
Denn oft reicht schon die Einnahme von Eisen-Tabletten aus, um eine Anämie zu behandeln. Allerdings sollten Betroffene unbedingt einen Arzt konsultieren. Dieser kann anhand der Blutwerte ablesen, ob tatsächlich ein Eisenmangel besteht und eine Therapie vorschlagen. Denn zu viel Eisen ist ebenfalls schädlich. Das liegt daran, dass der menschliche Körper überschüssiges Eisen nicht einfach ausscheiden kann (wie zum Beispiel bei wasserlöslichen Vitaminen wie Vitamin C).
Laut dem Medizinratgeber „MSD Manual“ kann ein akuter Eisenüberschuss zu Erbrechen, Durchfall und Schädigungen des Darms sowie anderer Organe führen.3 Wer über einen langen Zeitraum zu viel Eisen zu sich nimmt, kann sogar Herz und Leber schädigen.