24. Februar 2023, 20:32 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Aphasie bedeutet „Sprachverlust“, damit steckt die Erklärung der Krankheit bereits in ihrem Namen. Doch was steckt hinter dem Verlust der Sprache – und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? FITBOOK klärt auf.
Medizinisch verbirgt sich hinter Aphasie eine aufgrund einer Krankheit erworbene Sprachstörung. Betroffenen fällt es schwer, Sprache zu verarbeiten. Die Störung beeinträchtigt alle sprachlichen Ausdrucksformen, Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben – allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. So gibt es verschiedene Formen von Aphasie, die mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Wie erklären die unterschiedlichen Ausprägungen, Verlauf, Prognose und Therapie der Erkrankung.
Übersicht
Ursachen der Erkrankung
Eine Aphasie entwickelt sich durch eine Schädigung des Gehirns. In 80 Prozent der Fälle entsteht sie in der Folge eines Schlaganfalls. Weitere Ursachen können ein erlittenes Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutungen und Entzündungen sein. Auch Tumore können Aphasie verursachen.
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Symptome einer Aphasie
Je nach Ursache und Art des Hirnschadens können die Symptome unterschiedlich ausfallen bzw. ausgeprägt sein.
Typisch sind aber Probleme mit …
- dem Sprachverständnis
- der Wortfindung
- der grammatikalischen Verarbeitung
- der lautlichen Verarbeitung
- dem Lese-Sinn-Verständnis
- dem Schreiben
Bei Betroffenen stockt häufig der Redefluss, weil ihnen Wörter nicht einfallen. Ihnen unterlaufen Fehler in der Wortwahl bzw. mit der Wortbedeutung. Es kommen auch Fehler in der Lautstruktur vor. So wird aus der Spinne beispielsweise plötzlich die Spille. Schließlich kann auch der Satzbau gestört sein, indem er fehlerhaft oder unvollständig ist. All das macht es dem Zuhörer häufig schwer, den Erkrankten zu verstehen.
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Formen der Aphasie
Amnestische Aphasie
Hierbei handelt es sich um die leichteste Form, das heißt: Patientinnen und Patienten zeigen weniger schwerwiegende Symptome. Hauptmerkmal dieser Variante sind Wortfindungsstörungen, besonders bei spontanem Sprechen. Das macht sich z. B. dadurch bemerkbar, dass Betroffene Umschreibungen oder Redefloskeln benutzen. Nicht selten sind ihnen ihre Fehler aber auch bewusst und sie versuchen, sie zu korrigieren.
Broca-Aphasie
Diese Form der Sprachstörung zeichnet sich durch einen sogenannten „Telegrammstil“ aus. Dies bedeutet, dass der Redefluss gestört ist. Er ist verlangsamt und wirkt angestrengt. Betroffene reden in kurzen Sätzen, haben Probleme, Wörter zu finden und/oder sinnvoll in einem Satz aneinanderzureihen. Dagegen ist das Sprachverständnis weitestgehend vorhanden.
Wernicke-Aphasie
Bei dieser Variante verhält es sich quasi genau umgekehrt zur Broca-Aphasie. Der Redefluss ist erhalten, stattdessen ist das Sprachverständnis gestört. Der Redefluss ist bei Betroffenen aber häufig gesteigert. Das bedeutet, dass sie häufig in langen, verschachtelten Sätzen sprechen. Da sie Sprache – auch einfache Wörter – nur noch schwer verstehen, fällt es ihnen im Umkehrschluss auch schwer, ihre gesprochenen Sätze mit Inhalt zu füllen. Sie haben Schwierigkeiten, die passenden Wörter oder Laute, für das, was sie ausdrücken wollen, auszuwählen.
Globale Aphasie
Sie ist die schwerste Form der Aphasie. Sowohl die Produktion als auch das Verstehen der Sprache sind stark betroffen. Deshalb können Betroffene kaum oder gar nicht mehr sprechen. Wenn Sprechen noch möglich ist, dann erfolgt dieses häufig in einzelnen Worten oder mit wiederkehrenden Redefloskeln. Auch das Sprachverständnis ist zum Teil so stark gestört, dass Erkrankte nur noch einzelne Wörter verstehen oder sich die Bedeutung des Gesagten aus der Situation heraus erschließen.
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Verlauf und Prognose
Wie die Krankheit verläuft, hängt stark von der Ursache ab. Je früher eine Therapie beginnt, desto positiver wirkt sich dies auch auf den Verlauf aus.
Ist die Aphasie auf einen Schlaganfall zurückzuführen, normalisiert sich die Sprachfunktion laut der Deutschen Schlaganfall-Hilfe in einem Drittel der Fälle innerhalb der ersten vier Wochen wieder. Danach werden spontane Rückbildungen immer seltener. 44 Prozent der Schlaganfallpatienten mit Aphasie sind nach sechs Monaten wieder frei von Symptomen.
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Wie wird Aphasie behandelt?
Die Behandlung umfasst diverse Bereiche. So beinhaltet eine Therapie Sprech-, Konzentrations- und Verständnisübungen. Ziel ist es, die Wahrnehmung und das Verständnis von Sprache zu verbessern. Auch die Sprachproduktion, also die Wortfindung, Grammatik und Aussprache, werden therapiert. Genauso das Lesen und Schreiben. Schließlich sind für eine Therapie noch folgende Zielbereiche zu nennen: störungsspezifische kognitive Fähigkeiten und Kommunikationsfähigkeit.
Da die Aphasie sehr individuell ist, ist vor Beginn der Behandlung eine genaue Diagnostik wichtig, um auf dieser Basis spezifische Ziele definieren zu können. Womit genau hat der Betroffene Schwierigkeiten, wenn es um das Sprechen bzw. Verstehen von Sprache geht? Welche Schäden im Gehirn konnten identifiziert werden?
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Die Therapie einer Aphasie kann folgende Module enthalten
- Sprachtherapie (Logopädie und/oder Linguistik) inkl. computerunterstützte Sprachtherapie
- Neuropsychologische Therapie (zur Verbesserung u. a. von Aufmerksamkeit und Gedächtnis)
- Physiotherapie (bei Lähmungen und Bewegungseinschränkungen)
- Ergotherapie (Übungen zum Wiedererlernen von Alltagsfähigkeiten)
- Physikalische Therapien (Elektrotherapie, Massage, Bäder)
Zum Standard der Behandlung von Aphasie gilt die Sprachtherapie, also die Logopädie.
Ziel der Therapie
- erkrankte Hirnareale reaktivieren
- andere Hirnbereiche anregen, die Aufgaben von gestörten Arealen zu übernehmen
- der Patient soll zum Sprechen animiert werden
- Ängste, wie nicht verstanden zu werden und Fehler zu machen, abbauen
- den Patienten aus seiner sozialen Isolation befreien
Berühmter Fall von Aphasie: Bruce Willis
Zuletzt Schlagzeilen machte die Erkrankung, als Hollywood-Star Bruce Willis im Oktober offiziell seine Karriere beendete. Die Familie des Schauspielers gab als Begründung an, dass der 67-Jährige an Aphasie leide und seinen Beruf nicht mehr ausüben könne. Mittlerweile wurde bekannt, dass Willis tatsächlich an frontotemporlaer Demenz leidet.
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Quellen
- Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Aphasie-Fakten: Formen und Auswirkungen. (aufgerufen am 19.10.2022)
- Mediclin. Aphasie – Sprachstörungen nach einer Hirnschädigung (aufgerufen am 19.10.2022)
- Spontansprache – Sprachtherapie intensiv. Sprachstörung / Aphasie (aufgerufen am 19.10.2022)
- Universitätsklinikum Jena. Logopädische Therapie bei Aphasien (aufgerufen am 19.102022)
- Praktisch Arzt. Aphasie – Formen – Ursachen – Therapie (aufgerufen am 19.10.2022)