12. Mai 2020, 16:08 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Fast alle Menschen, die eine COVID-19-Erkrankung überstanden haben, bilden danach Antikörper gegen das Coronavirus. Das legt zumindest eine Studie nahe. FITBOOK fasst zusammen, was die Forscher herausgefunden haben.
Endlich mal eine gute Nachricht in der Corona-Krise! Ein Forscherteam in den USA konnte nachweisen, dass sich bei dokumentierten COVID-19-Patienten eine Immunantwort auf das Coronavirus bildete, sprich: Antikörper! Das war bislang nicht ganz klar. In den Medien wurde immer wieder die Befürchtung geäußert, dass einige infizierte Personen keine Antikörper im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung entwickeln.
Wie sind die Wissenschaftler vorgegangen?
Das Team um Ania Wajberg von der Mount Sinai School of Medicine in New York hat das Blut von rekonvaleszenten Patienten untersucht. Diese boten sich nach überstandener Corona-Erkrankung als Plasmaspender an. Das Blut zeigte sich bei fast allen Patienten als antikörperpositiv. Jedoch waren Virusgene weiterhin nachweisbar, und zwar bis zu 28 Tagen.
Hintergrund: In den letzten Wochen startete die Mount Sinai School of Medicine ein groß angelegtes Projekt für eine Serumtherapie gegen das Coronavirus. Nach Angaben der Wissenschaftler haben sich dafür bereits mehr als 15.000 Menschen gemeldet. Das Ergebnis der ersten 1.343 Studienteilnehmer konnten Wajnberg und ihr Team nun vorstellen. Bei den ersten 624 Probanden wurden SARS-CoV-2-Gene bestätigt.
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Titer wichtig, um Immunität zu beurteilen
Von diesen 624 nachweislich COVID-19-Erkrankten zeigte sich bei 511 Personen ein hoher Antikörper-Titer von mindestens 1:320. Einen niedrigeren Titer zeigten 42 Personen mit 1:80 oder 1:160. Bei den übrigen 71 Teilnehmern war der Titer noch niedriger oder es zeigten sich gar keine Antikörper gegen SARS-CoV-2.
Was ist ein Titer?
„Der Titer-Wert hilft, eine Immunität zu beurteilen. Dafür verdünnen die Forscher Blutserum und bringen es mit dem Virus in Kontakt. Die höchste Verdünnungsstufe, bei der noch Antikörper im Blutserum nachweisbar sind, wird als Titer wiedergegeben.“–
Diese Personen wurden zu einer Nachuntersuchung einbestellt. Letztlich erschienen 64 Patienten. Von diesen hatten 57 Personen nach einigen Tagen Antikörper im Blut. Vier Personen zeigten sich nach wie vor schwach positiv. Lediglich bei drei Menschen hatte das Immunsystem noch immer keine Antikörper entwickelt.
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99 Prozent der COVID-19-Patienten bildeten Antikörper
Wajnberg und ihr Team an Ärzten und Mikrobiologen haben das Paper auf dem Preprint-Server „medRxiv“ veröffentlicht. Die Experten fassen darin zusammen, dass bis zu 99 Prozent der untersuchten Personen nach einer COVID-19-Erkrankung Antikörper gegen das Coronavirus ausbilden.
Von unabhängigen Gutachtern wurde die Untersuchung hingegen noch nicht bestätigt. Wajnberg und ihr Team betonen zudem, dass die gemessene Immunantwort gegen das Virus womöglich trotzdem nicht vor einer neuerlichen Infektion schützen könnte. Genauere Ergebnisse müssen weitere Studien zeigen.