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Prognose

Die jährlichen Brustkrebs-Todesfälle sollen bis 2050 um 68 Prozent steigen

Brustkrebs-Zellen
im jahr 2022 erhielten 2,3 Millionen Menschen eine Brustkrebsdiagnose – bis 2050 könnte die Zahl noch weiter steigen Foto: Getty Images/Science Photo Library RF

10. März 2025, 13:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Einmal diagnostiziert bestehen zahlreiche Therapieoptionen von Operation und Bestrahlung bis hin zu Antihormontherapien. Je früher der Brustkrebs erkannt wird, desto höher die Chance, dass der Krebs geheilt werden kann. Doch offenbar werden Vorsorgeuntersuchungen noch immer nicht zur Genüge wahrgenommen – die Todeszahlen sprechen für sich.

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In Deutschland erkranken jährlich etwa 74.500 Frauen an Brustkrebs.1 Weltweit betrachtet zählte man im Jahr 2022 rund 2,3 Millionen neue Fälle, 670.000 Frauen starben an der Krankheit.2 Doch nicht allein diese Zahlen tragen zur Beunruhigung bei, sondern auch die einer neuen Studie. Diese prognostiziert drastisch zunehmende Raten von Brustkrebs-Diagnosen und -Todesfällen bis zum Jahr 2050 fest. Das macht mehr als deutlich, dass die Vorbeugung sowie frühzeitige Erkennung von Brustkrebs mithilfe von Vorsorgeuntersuchungen noch weiter in den Fokus gerückt werden sollten.

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Große Unterschiede zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen

„Jede Minute wird weltweit bei vier Frauen Brustkrebs diagnostiziert und eine Frau stirbt an der Krankheit, und diese Statistik wird immer schlimmer“, betont Dr. Joanne Kim, die an der Studie beteiligt war, die Bedeutung der Analyse.3 Bisherige Auswertungen konnten zeigen, dass deutliche Unterschiede zwischen Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen existieren: Während in wohlhabenden Staaten die Frauen überwiegend überleben, sterben in ärmeren Ländern mehr als die Hälfte der Erkrankten.4 Ursachen sind unter anderem begrenzte Früherkennungsprogramme und eingeschränkter Zugang zu moderner Behandlung.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher 2021 die Global Breast Cancer Initiative ins Leben gerufen, die die jährliche Brustkrebssterblichkeit weltweit um 2,5 Prozent senken soll. Einige Länder wie Belgien und Dänemark haben dieses Ziel bereits erreicht, doch viele andere haben noch immer große Defizite. Die vorliegende Studie untersucht die aktuelle und zukünftige globale Belastung durch Brustkrebs und zeigt dringenden Handlungsbedarf auf.

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Verwendung von Daten aus Gesundheitsregistern

Die Studie analysierte die aktuelle (2022) und zukünftige (2050) Belastung durch Brustkrebs weltweit. Ein Schwerpunkt lag auf der Bewertung regionaler Unterschiede in der Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate.5 Ziel war, Trends zu identifizieren und die Auswirkungen auf verschiedene Ländergruppen – insbesondere solche mit einem niedrigen Index der menschlichen Entwicklung (HDI) – vorherzusagen.

Die Analyse basiert auf epidemiologischen Daten aus mehreren etablierten Krebsregistersystemen, wie die GLOBOCAN-Datenbank, Cancer Incidence in Five Continents Plus und WHO-Mortalitätsdatenbanken:

  • Aktuelle Belastung (2022): GLOBOCAN-Datenbank, die länderspezifische Inzidenz- und Mortalitätsraten für Brustkrebs liefert.
  • Prognosen für 2050: Schätzungen beruhen auf aktuellen Trends und Modellrechnungen zu Bevölkerungswachstum, Alterung und Veränderungen in den Risikofaktoren.
  • Trendanalysen (2010–2020): Inzidenz- und Mortalitätsraten wurden für 50 bzw. 46 Länder untersucht, um jährliche Veränderungen in den Fallzahlen und Überlebensraten zu bewerten.

Ein zentrales Ziel war, den Erfolg bestehender Brustkrebskontrollmaßnahmen zu bewerten, darunter die WHO-Initiative, die durch Früherkennung, rechtzeitige Diagnostik und bessere Behandlungsmöglichkeiten die Sterblichkeitsrate senken soll. Besonderes Augenmerk lag auf der Einordnung der Daten nach dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI), um Unterschiede zwischen Ländern mit hoher, mittlerer und niedriger wirtschaftlicher Entwicklung herauszuarbeiten.

Anstieg der Zahlen bis 2050

Die Analysen zeichnen einen alarmierenden Trend nach. Im Jahr 2022 zählte man 2,3 Millionen Brustkrebsfälle und 670.000 Todesfälle. Bis 2050 könnte der Prognose zufolge diese Fallzahl von Brustkrebs-Diagnosen um 38 Prozent ansteigen, was 3,2 Millionen Menschen entspricht. Hinsichtlich der Sterblichkeitsrate beobachtet man sogar einen noch höheren Anstieg: Etwa 68 Prozent der an Brustkrebs erkrankten werden voraussichtlich an der Erkrankung sterben, was etwa 1,1 Millionen Todesfällen entspricht.

Große Unterschiede zwischen einigen Ländern

Die regionalen Unterschiede sind dabei erheblich. Die höchsten Erkrankungsraten stellte man in Australien, Neuseeland, Nordamerika und Nordeuropa fest, während die niedrigsten in Südasien und Teilen Afrikas liegen. Die höchsten Sterblichkeitsraten fanden sich in Melanesien, Polynesien und Westafrika, wo viele Frauen keinen Zugang zu modernen Behandlungsmöglichkeiten haben.

Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Diskrepanz zwischen wohlhabenden und ärmeren Ländern in Bezug auf Überlebenschancen. Länder mit sehr hohem Entwicklungsstand verzeichnen in vielen Fällen einen Rückgang der Sterblichkeitsrate. In 29 Ländern, darunter Belgien und Dänemark, sinkt die jährliche Sterblichkeit um mindestens 2,5 Prozent. In Ländern mit niedrigem Entwicklungsstand ist hingegen keine vergleichbare Verbesserung zu erkennen. Während in Industrieländern 83 Prozent der betroffenen Frauen fünf Jahre nach der Diagnose noch leben, stirbt in Ländern mit niedrigem Einkommen mehr als die Hälfte der Erkrankten. Der Unterschied liegt in den vorhandenen Gesundheitssystemen: Länder mit gut ausgebauten Screening-Programmen und effektiver Behandlung erzielen bessere Überlebensraten.

Die WHO-Initiative zur Senkung der Brustkrebssterblichkeit zeigt in einigen Ländern bereits Erfolge. Wo systematische Programme zur Früherkennung bestehen, sinkt die Sterblichkeitsrate. Länder mit mittlerem und niedrigem Entwicklungsstand müssen dringend in Prävention und Versorgung investieren, um den negativen Trend zu stoppen.

Einordnung der Studie

Die Studie liefert wertvolle Einblicke in die Entwicklung von Brustkrebs weltweit bis 2050. Sie basiert auf renommierten Krebsregisterdaten und bietet eine umfassende Analyse der globalen Krankheitslast. Dennoch gibt es einige Einschränkungen.

Die Datenqualität variiert je nach Region. Besonders in Ländern mit niedrigem Entwicklungsstand gibt es oft keine zuverlässigen Krebsregister, was die Genauigkeit der Prognosen beeinträchtigen kann. Zudem beruhen die Modellrechnungen für 2050 auf aktuellen Trends, die sich durch medizinische Fortschritte oder politische Maßnahmen noch verändern könnten.

Auch innerhalb einzelner Länder gibt es große Unterschiede. Stadtbewohner haben oft besseren Zugang zu medizinischer Versorgung als Menschen in ländlichen Regionen, was in den Daten nicht immer ausreichend berücksichtigt werden kann.

Trotz dieser Einschränkungen liefert die Studie eine fundierte Grundlage für politische Maßnahmen und Gesundheitsstrategien, um die Brustkrebssterblichkeit weltweit zu senken.

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Fazit

Brustkrebs bleibt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen weltweit. Die Studie zeigt, dass die Zahlen der Diagnosen und Todesfälle durch Brustkrebs bis 2050 drastisch steigen könnten, besonders in Ländern mit begrenztem Zugang zu Früherkennung und Behandlung. Während wohlhabende Staaten durch systematische Screening-Programme bereits Erfolge bei der Senkung der Sterblichkeit verzeichnen, sind viele andere Länder weit davon entfernt.

Um den globalen Anstieg der Brustkrebssterblichkeit zu verhindern, sind dringend Maßnahmen erforderlich. Investitionen in Früherkennung, bessere Diagnosemöglichkeiten und moderne Behandlung müssen insbesondere in Ländern mit niedrigem Entwicklungsstand verstärkt werden. Internationale Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung könnten helfen, die bestehenden Ungleichheiten zu verringern und Millionen von Frauen das Leben zu retten.

Themen Brustkrebs Frauengesundheit Krebs

Quellen

  1. Deutsche Krebshilfe. Brustkrebs. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  2. International Agency for Research on Cancer. Zahl der Krebsneuerkrankungen von Frauen weltweit nach den häufigsten Krebsarten im Jahr 2022. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  3. United Nations. Breast cancer cases projected to rise by nearly 40 per cent by 2050, WHO warns. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  4. International Agency for Research on Cancer. Verteilung von Krebserkrankungen weltweit nach ausgewählten Krebsarten und Weltregionen im Jahr 2022. (aufgerufen am 10.03.2025) ↩︎
  5. Kim J., Harper A., McCormack V., et al. (2025). Global patterns and trends in breast cancer incidence and mortality across 185 countries. Nature Medicine. ↩︎
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