7. Januar 2023, 8:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer kennt’s nicht? Ausgerechnet, wenn man dringend aufs Örtchen muss, findet man keins. Und wenn sich doch eine Toilette in der Nähe befindet, dann ist sie meist kostenpflichtig. Glücklich darf sich schätzen, wer den sogenannten „Euroschlüssel“ hat: Damit erhält man europaweit Zutritt zu 12.000 Toiletten. Wer hat Anspruch? Und wo bekommt man ihn?
Öffentliche Toiletten sind an vielen Orten rar gesät. Da hilft meist nur der peinliche Gang zum nächsten Restaurant und die Bitte, als Nichtkunde die Toilette im besten Fall kostenlos nutzen zu dürfen. Doch diese Notlösung hilft nicht allen Personen. Denn insbesondere Menschen mit Behinderungen benötigen eine ausreichend große und mit Hilfsmitteln ausgestattete Toilette. Zugang zu europaweit 12.000 behindertengerechten Toiletten verschafft der „Euroschlüssel“. Um ihn zu bekommen, muss man nicht zwangsläufig einen Behindertenausweis vorweisen oder eine sichtbare Behinderung haben. FITBOOK klärt auf.
Übersicht
Was ist der Euroschlüssel genau?
Der Euroschlüssel gewährt Zugang zu rund 12.000 Behindertentoiletten und das europaweit. Dieser Einheitsschlüssel existiert bereits seit 1986 und wird von dem Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e. V. (CBF-Darmstadt) vertrieben. Praktischerweise handelt es sich um einen Wendeschlüssel, der in jeder Richtung in das Schloss passt. Das hilft insbesondere Menschen mit einer Sehbehinderung, den Schlüssel immer richtig ins Schloss zu stecken.
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Der CBF-Verein hat das Schließsystem eingeführt und im Laufe der Jahre etabliert, sodass es zumindest im deutschsprachigen Raum als Standard gilt. Dadurch können Menschen mit Behinderungen meist an folgenden Orten Zugang zu behindertengerechten WC-Anlagen erhalten:
- an Autobahnparkplätzen und Raststätten
- in Bahnhöfen
- in Fußgängerzonen
- auch in Museen und in Behörden
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Wer kann den WC-Schlüssel bekommen?
Natürlich ist der Euroschlüssel nur für Menschen gedacht, die ihn auch benötigen. Deswegen muss man bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um ihn zu erhalten. Zum Beispiel der Nachweis über den Besitz eines Schwerbehindertenausweises mit einem Grad der Behinderung von mindestens 70 sowie dem Merkzeichen G, aG, B, H oder BL. Wer keinen Behindertenausweis hat, der benötigt die Kopie eines Arztberichtes oder eine ärztliche Bescheinigung, woraus hervorgeht, dass ein Anspruch auf die Nutzung von Behindertentoiletten gegeben ist. Dazu muss man zu einer der folgenden Personengruppen gehören:
- Rollstuhlfahrer und schwer Gehbehinderte
- Blinde und schwer Sehbehinderte
- Stomaträger (Menschen mit einer künstlichen Ausleitung des Dickdarms, des Dünndarms oder des Harns)
- Menschen mit einer chronischen Blasen- oder Darmerkrankung
- Hilfsbedürftige Personen, die auf die Unterstützung anderer angewiesen sind
- Menschen, die an Multipler Sklerose, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt sind
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Wo bekommt man den Euroschlüssel?
Um den Schlüssel bestellen zu können, muss man zunächst einen formlosen Bestellantrag stellen. Dazu reicht die Kopie des Schwerbehindertenausweises (Vorder- und Rückseite), die Kopie eines Arztberichtes sowie der Hinweis, dass man den Euroschlüssel bestellen möchte, an die folgende Adresse:
CBF-Darmstadt e.V.
Pallaswiesenstr. 123a
64293 Darmstadt
Wird der Antrag angenommen, erhält der Antragsteller eine Rechnung zur Vorkasse. Sobald die Zahlung beim CBF-Darmstadt eingetroffen ist, wird der Schlüssel zugeschickt. Die Bestellung ist auch online im Webshop von CBF-Darmstadt möglich unter https://shop.cbf-da.de/ oder per E-Mail an bestellung@cbf-darmstadt.de. Allerdings gilt es zu beachten, dass aufgrund der hohen Nachfrage bis zu acht Wochen vergehen können, bis ein Antrag bzw. eine Bestellung bearbeitet werden.
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Die Kosten für den Schlüssel betragen derzeit 26,90 Euro. Für weitere vier Euro erhält man den „Locus“ (30,50 Euro im Set mit dem Euroschlüssel). Dabei handelt es sich um eine praktische Broschüre, die das aktuelle Behindertentoilettenverzeichnis mit rund 12.000 Standorten enthält. Sicherlich eine lohnende Investition für behinderte Menschen, die oft aufs Örtchen müssen. Die Kosten für den Schlüssel dürften sich langfristig auszahlen, wenn man die eingesparten üblichen WC-Gebühren bedenkt.
