4. Juni 2020, 19:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Forscher aus Bonn haben Haushalte, in denen eine oder mehrere mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierte Personen wohnen, auf das Vorkommen des Erregers untersucht. Es ging ihnen darum, herauszufinden, welche Stellen in den eigenen vier Wänden besonders stark kontaminiert sind. FITBOOK fasst die Ergebnisse zusammen.
Ein Forscherteam um den Virologen Hendrik Streeck von der Universität Bonn hat insgesamt 21 Haushalte im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen untersucht. Es wurden Proben von Oberflächen (z.B. Möbel, Nutzgegenstände, Türklinken), aus den Abflüssen im Badezimmer sowie aus der Raumluft genommen und zur Analyse die gängige PCR-Diagnostik angewandt. PCR steht für Polymerase-Ketten-Reaktion, eine gängige Labormethode zur Untersuchung molekularer Feinstrukturen, die auch beim Menschen als Corona-Test zum Einsatz kommt.
Kaum Coronaviren auf untersuchten Oberflächen
Interessant: Obwohl es immer wieder heißt, dass Coronaviren eine hohe Oberflächenstabilität haben, konnten die Forscher auf bspw. Fernbedienungen, Türklinken und Tischen kaum Erreger des gesuchten Typs feststellen. Als besonders anfällig für Sars-CoV-2-Viren haben sich Stellen mit Abwasser erwiesen. Am meisten Coronaviren befanden sich im Waschbecken, nur etwas weniger im Duschsiphon. Nicht ganz so stark virenbevölkert seien die untersuchten Toilettenschüsseln gewesen..
Auch interessant: Coronavirus: Darf ich im Sommer schwimmen gehen?
Teile ihrer Ergebnisse veröffentlichten die Forscher allerdings unter Vorbehalt. Dass etwa in der Raumluft kein Virus-Erbgut festgestellt werden konnten, soll an der Art der Probe gelegen haben. Für gewöhnlich werde die Luftqualität für wissenschaftliche Zwecke anhand von Proben aus Ventilationssystemen oder Luftfiltern überprüft. Da deutsche Privathaushalte über solche Systeme in der Regel nicht verfügen, haben Streeck und sein Team auf weniger aussagekräftige Proben zurückgreifen müssen.
Desinfizieren und Lüften
Inzwischen gilt als weitestgehend bestätigt, dass eine Übertragung von Coronaviren am wahrscheinlichsten durch direkten Personenkontakt erfolgt, genauer gesagt per Tröpfcheninfektion. Ebenso sollen Aerosole, also feine Schwebeteilchen aus der Atemluft von infizierten Personen, bei der Ansteckung eine Rolle spielen können. Das ist der Grund dafür, dass sich die Abstandsregeln (mindestens anderthalb Meter zu anderen Menschen) bei der Covid-19-Prävention durchgesetzt haben.
Auch interessant: Warum der vorgegebene Mindestabstand eigentlich nicht reicht
Doch auch wenn sie als nicht sehr wahrscheinlich angesehen wird, ist eine Übertragung durch Oberflächen laut den Bonner Forschern „nicht auszuschließen“. Sie betonen daher die Wichtigkeit hygienischer Verhaltensmaßnahmen, insbesondere wenn eine dem Haushalt angehörige Person mit dem Coronavirus infiziert ist. Dazu gehört neben dem Reinigen potentiell kontaminierter Oberflächen auch regelmäßiges Lüften.
Mehr als 100 Studien ausgewertet Welche Maßnahmen das Risiko einer Corona-Infektion senken
Corona Können Coronaviren über den bloßen Atem übertragen werden?
Frische Luft? Wie hält man Innenräume möglichst Corona-frei?
Genaueres zur Untersuchung
Alle Wohngemeinschaften waren unter Quarantäne, da sich eine oder mehrere der dort ansässigen Personen mit dem Coronavirus angesteckt hatten. Ansonsten war die Auswahl der Haushalte zufällig erfolgt. Die Eckdaten sämtlicher Mitbewohner (Alter, Geschlecht, Dauer der Quarantäne) wurden dokumentiert. Auf dem Preprint-Dokumentenserver medRxiv finden Sie genauere Informationen zu Ablauf und Ergebnissen der Untersuchung.