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Experten fordern

»Alzheimer-Patienten trotz Corona-Beschränkungen nicht isolieren

Alzheimer-Patient mit Mundschutz
Menschen, die an Alzheimer leiden, brauchen auch in Zeiten von Corona menschlichen Kontakt und Therapiemöglichkeiten. Dazu äußern sich anlässlich des Welt-Alzheimertages Experten. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

21. September 2020, 14:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Angst vor einem Gefühl der Isolation, welches mit einem erneuten Lockdown einhergehen würde, kennen viele Menschen. Insbesondere solche mit Alzheimer sowie ihre Angehörigen sollen unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie leiden. Dazu haben sich Experten anlässlich des Welt-Alzheimertages (21. September) geäußert.

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Im Herbst könnten Innenräume vermehrt zur Corona-Falle werden, fürchten Experten. Zwar soll es laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn keinen zweiten Lockdown geben, doch erneute Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung sind sicherlich denkbar. Experten sehen das insbesondere im Zusammenhang mit Alzheimer- und Demenz-Patienten kritisch und fordern: Ältere Menschen sollen nicht erneut in eine „krankmachende Isolation“ geraten.

Kontakt zu Alzheimer-Patienten trotz Corona-Gefahr

So hat etwa das „Ärzteblatt“ über entsprechende Stellungnahmen von Experten aus der Alters- und Alzheimerforschung berichtet. In dem Beitrag kommt auch Michael Rapp zu Wort, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP).

Er erinnert an die eingeschränkten Möglichkeiten zur medikamentösen Therapie bei Alzheimer. Diese machten psycho­soziale Behandlungsansätze – also Physio-, Ergo- und Kunsttherapie – so bedeutend. „Das Weglassen einer Therapie bedeutet den Verlust ihrer Wirksamkeit, speziell über drei, sechs oder mehr Monate“, so der Experte. Konkret erwartet Rapp die Entwicklung bundesweit gültiger Konzepte, welche Behandlern und Angehö­rigen auch im Falle einer erneuten Corona-Erkrankungswelle den Zugang zu Altersheimen gewähren würden. Natürlich bei möglichst geringem Ansteckungsrisiko.

Auch interessant: Für Corona-Risikogruppen sind drei Impfungen besonders wichtig

Corona hat Forschung an Alzheimer blockiert

Bereits jetzt sollen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Alzheimerforschung und -behandlung massiv beeinträchtigt haben. Darauf weist Isabella Heuser hin, Vorsitzende der Hirnliga. Viele Studien und Forschungsprojekte habe man unterbrechen müssen. Die Hirnliga, DGGPP und die Deutsche Alzheimer Gesellschaft fordern nun, vergleichbare Ressourcen, wie sie gerade in die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs gesteckt werden, auch der Alzheimer- und Demenzforschung zur Verfügung zu stellen.

Was passiert bei einer Alzheimer-Erkrankung?

Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der es zu einem fortschreitenden Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit kommt. Selten befällt sie Menschen unter 60 Jahren. Bei der Behandlung zielt man darauf ab, die Symptome bestmöglich zu lindern und zumindest ein Fortschreiten der Erkrankung einzugrenzen – sie ist nämlich weiterhin nicht heilbar. Grundsätzlich gilt: Je früher man Alzheimer erkennt und eine Therapie aufnimmt, umso besser ist es für die Betroffenen. Nur bemerken diese – bzw. die Menschen in ihrem Umfeld – in vielen Fällen die Krankheit erst anhand krankheitstypischer Verhaltensauffälligkeiten. Also oft viele Jahre nach (dem stillen) Ausbruch der Erkrankung.

Was genau Alzheimer auslöst, wissen Mediziner noch nicht. Dafür aber, welche Faktoren für die Entstehung dieser Demenzform zumindest mitverantwortlich sein können und den Krankheitsverlauf beeinflussen. Gleichwohl sollen verschiedene Maßnahmen und Gewohnheiten die Gefahr auf Alzheimer verringern können.

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Experten-Tipps, um Alzheimer bestmöglich vorzubeugen

Wer sich viel mit diesem Thema befasst, ist der Bremer Altersforscher und Buchautor Prof. Sven Voelpel („Die Jungbrunnenformel – Wie wir bis ins hohe Alter gesund bleiben“). Im Gespräch mit FITBOOK hat er sich schon mal ausführlicher dazu geäußert, wie man auf gesunde und glückliche Weise das 100. Lebensjahr überschreiten kann. „Das Leben ist wie ein Bankkonto, auf das ich stets einzahle und damit beeinflusse, ob es in Richtung Wohlbefinden oder in Richtung Krankheit geht“, so Voelpel. Auch wisse er, wie man die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, deutlich reduzieren könne.

Zu seinen Empfehlungen gehört

eine positive Einstellung zum Thema Alter und Altern. Dadurch fühle man sich jünger. „Habe ich jedoch eine negative Einstellung zum Alter, macht mich das biologisch bis zu sieben Jahre älter“, sagt Voelpel.

Mittelmeer-Diät. Das Gehirn bestehe (neben Wasser) hauptsächlich aus Eiweiß und Fett. Mithilfe der Mittelmeer-Diät, welche viel Gemüse, Fisch und gute Öle beinhalte, führe man sich die nötigen Makronährstoffe zu; außerdem wichtige Vitalstoffe und Omega-3-Fettstäuren. Das Ganze sei auch wichtig für das Immunsystem und folglich zur Vorbeugung einer Corona-Infektion.

Ausreichender Schlaf. Im Schlaf würden die Kurzzeitinfos ins Langzeitgedächtnis überspielt. Durch zu wenig Schlaf würden Verknüpfungen nicht mehr so gut hergestellt, was das Hirn auf Dauer anfälliger für Krankheiten wie Alzheimer mache.

Bewegung und Lernen. Sowohl beim Sport als auch beim Spazierengehen würden ebenfalls neue Vernetzungen im Hirn entstehen. „Aber wir brauchen dafür auch eine Vielzahl anderer Anregungen“, betont Voelpel und nennt einige Beispiele: Klavierspielen, Lesen, Skat, Scrabble.

Soziale Kontakte. In den „blauen Zonen“ – also den Weltregionen, wo Menschen sehr alt werden – lebten sie in sehr engen Verbünden, erläutert er. Dies unterstreiche noch einmal, warum auch die Experten der DGGPP und Hirnliga etc. dafür plädieren, Alzheimer-Patienten selbst in Zeiten von Corona den Kontakt zu Menschen zu ermöglichen.

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