17. November 2021, 4:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Alzheimer gehört zu den am meisten gefürchteten Erkrankungen. Sie führt nicht nur zum Gedächtnisverlust, sondern im späteren Verlauf auch zum Tod. Bisherige Therapien schlagen kaum an. Doch nun haben deutsche und britische Forscher eine hoffnungsvolle Entdeckung gemacht. Das könnte nicht nur die Behandlung von Alzheimer revolutionieren, sondern auch eine Impfung ermöglichen.
Alzheimer betrifft vor allem Menschen ab dem 65. Lebensjahr. In seltenen Fällen kann sie jedoch auch schon ab 45 auftreten und das Gehirn schädigen. Obwohl weltweit Tausende von Forschern daran arbeiten, kann Alzheimer bislang nicht geheilt werden. Selbst die Behandlung ist nach wie vor schwierig. Mit Medikamenten lässt sich zwar der Gedächtnisverlust verzögern und eine Depression bei den Betroffenen lindern. Doch im fortgeschrittenen Stadium ist das Gehirn so weit geschädigt, dass es für die Betroffenen keine Hoffnung mehr gibt.
Übersicht
Neuer Ansatz bei der Behandlung von Alzheimer
Forscher von der britischen University of Leicester haben gemeinsam mit deutschen Kollegen von der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sowie der gemeinnützigen Einrichtung LifeArc neue Erkenntnisse bei der Behandlung von Alzheimer gewonnen.1 Anders als bislang haben die Forscher sich nicht auf die Bekämpfung des Beta-Amyloid-Proteins (das mit der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung gebracht wird) in Plaques im Gehirn konzentriert. Stattdessen zielten sie auf eine andere Form des Proteins ab, die als hochgiftig gilt.
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„In klinischen Studien hat keine der potenziellen Behandlungen, die Amyloid-Plaques im Gehirn auflösen, große Erfolge bei der Linderung der Alzheimer-Symptome gezeigt. Einige haben sogar Nebenwirkungen ausgelöst. Also haben wir uns für einen anderen Ansatz entschieden. Wir haben bei Mäusen einen Antikörper identifiziert, der die verkürzten Formen von löslichem Beta-Amyloid neutralisiert, aber weder an normale Formen des Proteins noch an die Plaques bindet“, wird Professor Thomas Bayer von der Universitätsmedizin Göttingen auf dem Wissenschaftsportal SciTechDaily zitiert.
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Die britischen Kollegen haben diesen Antikörper verändert, sodass er vom menschlichen Immunsystem angenommen wird, ohne eine Abwehrreaktion auszulösen. Er trägt den Namen TAP01_04. Als die Forscher untersuchten, wie der Antikörper an die verkürzte Form des Beta-Amyloid bindet, erlebte das Team eine Überraschung. Sie stellten fest, dass das Beta-Amyloid-Protein wie eine Haarnadel zusammengefaltet war.
„Diese Struktur hat man vorher noch nie gesehen bei Beta-Amyloid. Die Entdeckung ermöglichte es dem Team jedoch, diese Region des Proteins so zu gestalten, dass die Haarnadelform stabilisiert wird und sich auf dieselbe Weise an den Antikörper bindet“, wird Professor Mark Carr von der University of Leicester zitiert. Die Idee dahinter: Diese veränderte Form des Beta-Amyloids könnte möglicherweise als Impfstoff verwendet werden, um das menschliche Immunsystem anzuregen, Antikörper vom Typ TAP01_04 herzustellen.
Wirksamkeit von Antikörpern und Impfung gegen Alzheimer bestätigt
Bei einem Test an Mäusen mit dem Impfstoff TAPAS fand man heraus, dass sie tatsächlich Antikörper vom Typ TAP01 bildeten. Weitere Studien ergaben, dass sowohl die Antikörper als auch der Impfstoff dazu beitrugen, die Neuronenfunktion wiederherzustellen, den Glukosestoffwechsel im Gehirn zu steigern sowie den Gedächtnisverlust rückgängig zu machen. Selbst die Entstehung von Beta-Amyloid-Plaques wurde reduziert.
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„Der humanisierte Antikörper TAP01_04 und der TAPAS-Impfstoff unterscheiden sich stark von früheren Antikörpern und Impfstoffen gegen die Alzheimer-Krankheit, die in klinischen Studien getestet wurden. Denn sie zielen auf eine andere Form des Proteins ab. Dies macht sie wirklich vielversprechend sowohl als Antikörper als auch als Impfstoff bei der Behandlung der Krankheit“, sagt Dr. Bakrania von LifeArc. Er bezeichnet die bisherigen Ergebnisse als sehr spannend. Und sollte sich die Behandlung als erfolgreich erweisen, so könnte es das Leben vieler Alzheimer-Patienten verändern.
Studien an Alzheimer-Patienten sollen folgen
Nun sollen die Antikörper und der Impfstoff in klinischen Studien an Menschen erprobt werden. Sollte sie auch dort ihre Wirkung unter Beweis stellen, wäre das ein Durchbruch. Und zwar nicht nur bei der Behandlung von Alzheimer, sondern auch beim Schutz vor der gefährlichen Erkrankung.
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Quellen
- Bakrania, P., Hall, G., Bouter, Y. et al. (2021) Discovery of a novel pseudo β-hairpin structure of N-truncated amyloid-β for use as a vaccine against Alzheimer’s disease. Molecular Psychiatry