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Studie zeigt

Alkoholkonsum erhöht das Gichtrisiko – besonders bei Männern

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Die Getränkewahl beeinflusst offenbar das Risiko für Gicht Foto: Getty Images/Westend61

3. September 2024, 19:32 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Alkohol ist ein Risikofaktor für Gicht – das ist bekannt. Doch offenbar gibt es hierbei Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Forschende untersuchten in einer groß angelegten Studie das geschlechtsspezifische Risiko und konnten darüber hinaus alkoholische Getränke identifizieren, die besonders förderlich für eine Gicht scheinen. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erläutert die Studie.

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Gicht zählt zu den Wohlstandserkrankungen. Während Zeiten des Notstandes war Gicht selten, doch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt die Fallzahl dieser Form von Arthritis kontinuierlich zu. Die Prävalenz liegt bei Männern in westlichen Ländern bei ein bis zwei Prozent, bei Männern über 65 Jahren klettert sie auf sieben Prozent. Frauen sind seltener betroffen. Je nach Quelle werden Geschlechtsdifferenzen von vier zu eins bis zu zehn zu eins angegeben.1,2 Neben anderen Risikofaktoren wie Bewegungsmangel spielt das Trinken von Alkohol eine wichtige Rolle. Ein übermäßiger Alkoholkonsum kann das Gichtrisiko erhöhen – oder bei bereits Erkrankten einen Gichtanfall auslösen. Schmerzhafte Schwellungen der Gelenke sind die Folge. Offenbar steigert der Genuss von Spirituosen jedoch bei Männern das Risiko besonders stark, wie eine aktuelle Studie zeigt.

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Studie untersucht über 400.000 Teilnehmende

Frühere Studien, welche den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gichtrisiko untersuchten, konzentrierten sich überwiegend auf Männer oder untersuchten beide Geschlechter gemeinsam. Ob es geschlechtsspezifische Zusammenhänge gibt, war laut den Autoren der aktuellen Studie bislang unzureichend erforscht.

Deshalb zogen sie die Daten von 401.128 Probanden aus der UK Biobank heran. Diese waren zu Beginn der Studie im Alter zwischen 37 und 73 Jahren und bislang nicht an Gicht erkrankt. Der Zeitraum der Nachbeobachtung lag bei elf bis 15 Jahren (von 2006 bzw. 2010 bis 2021).3

Die Teilnehmenden machten in einem Fragebogen Angaben über ihr Trinkverhalten. Es wurde sowohl erfragt, wie oft und wie viel Alkohol sie insgesamt konsumierten als auch welche Art von Getränken. Zur Auswahl standen Rotwein, Champagner oder Weißwein, Bier oder Apfelwein, Spirituosen und Likörwein.

Auch interessant: Die Trinkgewohnheiten der ältesten Menschen der Welt

8639 Gichtfälle – vorwiegend bei Männern

Die endgültige Studienkohorte bestand aus 179.828 Männern und 221.300 Frauen verschiedener ethnischer Herkunft. Unter den Männern gaben 93,6 Prozent an, aktuell Alkohol zu konsumieren, 3,6 Prozent hatten in der Vergangenheit Alkohol getrunken und ihm abgeschworen und 2,9 Prozent hatten nie Alkohol zu sich genommen. Bei den Frauen lagen die entsprechenden Anteile bei 90,5 Prozent, 5,9 Prozent und 2,9 Prozent.

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Über Krankenhausakten wurden im Laufe der Studie Daten zu Gichtanfällen gesammelt. Während des Nachbeobachtungszeitraums, welcher durchschnittlich 12,7 Jahre betrug, traten 8639 Gicht-Neuerkrankungen auf. Auffällig hierbei: 6561 davon betrafen männliche Probanden (76 Prozent).

Alkoholmenge und Häufigkeit beeinflussen das Gichtrisiko

Zunächst wurden Männer, die Alkohol tranken, mit den männlichen Nichttrinkern verglichen. Hierbei zeigte sich, dass der Alkoholkonsum das Gichtrisiko um 69 Prozent erhöhte. Bei Frauen schien es keinen Unterschied zu machen, die Ergebnisse waren nicht signifikant. In der Berechnung wurden Variablen wie Alter, Tabakkonsum, Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten berücksichtigt.

Weiterhin untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum insgesamt und dem Gichtrisiko. Bei beiden Geschlechtern zeigte sich eine Risikozunahme, je mehr Alkohol sie tranken – allerdings war dieser Effekt wieder einmal bei Männern ausgeprägter. Männliche Probanden, die fünf oder mehr alkoholische Getränke pro Woche zu sich nahmen, hatten im Vergleich zu solchen, die weniger als ein Getränk pro Woche tranken, ein um stolze 105 Prozent erhöhtes Gichtrisiko. Bei Frauen hingegen kam es nur zu signifikanten Werten, wenn auch ihr Body-Mass-Index (BMI) in die Berechnung einbezogen wurde. In dem Fall belief sich die Risikoerhöhung auf 34 Prozent.

Gibt es eine bedenkenlose Menge an Alkohol?

„Dass ein Gläschen Rotwein die Gesundheit fördere, ist längst überholt. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe – allen voran das Resveratrol – können meiner Meinung nach besser über Obst und Gemüse aufgenommen werden. Oder zumindest über alkoholfreien Wein.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat vor wenigen Wochen ein neues Positionspapier zum Thema Alkohol veröffentlicht. Galten zuvor noch zehn Gramm (Frauen) bzw. 20 Gramm (Männer) Alkohol pro Tag als tolerierbar (nicht gesund!), empfiehlt die DGE nun, gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Und das mit gutem Grund: Die psychoaktive Substanz ist ein kausaler Faktor für mehr als 200 negative gesundheitliche Folgen – Gicht ist nur eine davon.

Doch auch die DGE weiß, dass nicht ein jeder auf das Feierabendbier oder ein Glas Wein zum Essen verzichten möchte. Zur Orientierung gibt es Mengenangaben für einen risikoarmen Konsum: Diese beschränken sich pro Woche auf ein bis zwei kleine Gläser Wein oder kleine Flaschen Bier (insgesamt weniger als 27 Gramm Alkohol).“

Wahl des Getränks ist auch entscheidend

Der deutlichste Unterschied zwischen den Geschlechtern zeigte sich beim Konsum bestimmter alkoholischer Getränke. Die Wissenschaftler berechneten spezifisch für jede der abgefragten Getränkekategorien, wie stark dieses das Gichtrisiko erhöhte. Besonders Bier und Apfelwein ließen das Risiko in die Höhe schießen. Bei Männern erhöhte ein Pint Bier oder Apfelwein täglich (0,57 Liter) das Risiko um 60 Prozent, bei Frauen um 62 Prozent. Allerdings gaben im Fragebogen Männer weitaus häufiger an, Bier oder Apfelwein zu trinken als Frauen. Während Männer es im Schnitt auf 4,8 Pints (entspricht ca. 2,4 Liter) pro Woche brachten, tranken Frauen lediglich 0,4 Pints dieser Kategorie (entspricht ca. 0,23 Liter).

Warum wird Gicht bei Frauen seltener diagnostiziert?

Gicht resultiert aus einer erhöhten Harnsäurekonzentration in Gelenken und Geweben. Frauen haben den Vorteil, dass Östrogene, die weiblichen Geschlechtshormone, die Harnsäureausscheidung über die Niere fördern, was vor Gicht schützt. Prämenopausale Frauen erkranken deshalb selten.

Im Hinblick auf die Studie führen die Autoren als Erklärung für den geschlechtsspezifischen Unterschied an, dass Männer und Frauen sich in der Getränkeauswahl stark unterschieden. Sie gaben allerdings auch zu bedenken, dass Gicht bei Frauen typischerweise in einem höheren Alter (hauptsächlich nach der Menopause) als bei Männern auftritt, wodurch sie kürzere Zeiträume der erhöhten Harnsäurekonzentration ausgesetzt sind.

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Einordnung der Studie

Die Autoren führen einige Einschränkungen ihrer Studie auf. Zu diesen gehören, dass der Alkoholkonsum von den Teilnehmern selbst in Fragebögen angegeben wurde, was zu Verzerrungen führen kann. Zudem wurde er nur einmalig zu Beginn der Studie erfragt. Da auftretende Gichtfälle über Akten von Krankenhäusern identifiziert wurden, ist es möglich, dass einige Fälle nicht erfasst wurden.

Themen #AmazonNutrition Alkohol Gicht Männergesundheit

Quellen

  1. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e.V. (DGRh). Diagnostik und Therapie der Gicht. S3-Leitlinie. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  2. Gelbe Liste. Gicht. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  3. Lyu, J., Miao, M., Wang, J. et al. (2024). Consumption of Total and Specific Alcoholic Beverages and Long-Term Risk of Gout Among Men and Women. JAMA Network Open. ↩︎
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