2. November 2022, 13:19 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wenn in den USA oder Kanada ein 20- bis 49-Jähriger stirbt, dann lässt sich das in einem von fünf der (vermeidbaren) Fälle auf den Konsum von Alkohol zurückführen. So lautet eine alarmierende Erkenntnis einer aktuellen Studie. Was mit „vermeidbaren Todesfällen“ gemeint ist, und welche Bedeutung die Untersuchung für uns in Deutschland hat, dazu lesen Sie mehr bei FITBOOK.
Als vermeidbare Todesfälle sind solche zu verstehen, die durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung (und im Fall etwaiger Vorerkrankungen, durch eine geeignete Therapie) hätten verhindert werden können. Alkoholkonsum zählt zu den wesentlichen Ursachen für solche vermeidbaren Todesfälle. Das war die Ausgangslage einer aktuell in der Fachpresse erschienen Studie.1 Darin untersuchten Forscher, wie viele Menschen jährlich an den Folgen ihres Trinkens sterben. Das Ergebnis ist erschreckend.
Übersicht
Jeder fünfte vermeidbare Todesfall hängt mit Alkohol zusammen
Demnach hängt einer von fünf (rund 20,3 Prozent) der vermeidbaren Todesfälle unter 20- bis 49-Jährigen in den USA und Kanada mit Alkohol zusammen. Bei den 20- bis 64-Jährigen sind es immer noch 12,9 Prozent, also etwa einer von acht Verstorbenen. Zu den konkreten Todesursachen zählten dabei – neben den gesundheitlichen Auswirkungen eines dauerhaft erhöhten Konsums wie etwa Lebererkrankungen – auch Folgen einmaligen Trinkens. Gemeint sind etwa Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss und Alkoholvergiftungen mit Todesfolge.
Details zur Studie
Die Untersuchung haben Forscher verschiedener US-amerikanischer und kanadischer Fakultäten durchgeführt, darunter Mitarbeiter der renommierten Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore und der University of Victoria. Als Grundlage dienten rund 695.000 Todesfälle, die sich zwischen dem 1. Januar 2015 und 31. Dezember 2019 ereignet haben.
Darüber hinaus werteten die Wissenschaftler Daten von mehr als zwei Millionen Befragten aus, die Angaben zu ihrem täglichen Alkoholkonsum gemacht hatten. Auf dieser Basis konnten sie ermitteln, inwiefern Erkrankungen und Todesfälle vermieden werden könnten, wenn der Risikofaktor Alkohol wegfallen würde. So war es den Forschern möglich, die analysierten Todesfälle, für die Alkoholkonsum nur eine indirekte Ursache war (etwa Erkrankungen als Spätfolge), gesondert zu betrachten. Bei der Auswertung von Unfällen mit Todesfolge hat der Blutalkoholgehalt der Opfer eine Rolle gespielt.
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Was die Forscher aus den Ergebnissen schlussfolgern
Die Studienautoren gehen auf Basis ihrer Ergebnisse davon aus, dass sich die Zahl der vermeidbaren Todesfälle durch politische Maßnahmen deutlich reduzieren lassen könnte. Sie empfehlen etwa die Einschränkung der Verfügbarkeit alkoholischer Getränke. Dies wäre durch eine Steuererhöhung auf Alkohol möglich und weiterhin durch eine „Regulierung der Dichte an Alkoholverkaufsstellen“.
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Wie sieht es in Deutschland aus?
Auch in Deutschland gilt Alkohol als häufige Ursache für vermeidbare Todesfälle. Laut Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit konsumieren rund 7,9 Millionen der 18- bis 64-jährigen Deutschen „Alkohol in gesundheitlich riskanter Form“.2 Rund 74.000 Tode sind demnach jährlich auf Alkohol zurückzuführen, sowohl für sich genommen als auch in Kombination mit anderen Genussmitteln. Die Behörde mahnt eine „weit unkritisch positive Einstellung zum Alkohol“ an.
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Quellen
- 1. Esser, M.B., Leung, G., Sherk, A. et al. (2022). Estimated Deaths Attributable to Excessive Alcohol Use Among US Adults Aged 20 to 64 Years, 2015 to 2019, JAMA Network.
- 2. Bundesministerium für Gesundheit. Alkohol. (aufgerufen am 2.11.2022)