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Studie

Wie Alkohol das Hirn schrumpfen lässt – und was es bringt, weniger zu trinken

Alkohol Gehirn
Auch beim Alkoholkonsum kommt es, wie so oft, auf die Dosis an Foto: Getty Images

18. Oktober 2023, 17:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Dass Alkohol der Gesundheit schadet, ist nichts Neues. Und für Personen, die in eine Abhängigkeit geraten, ist der Weg zur Abstinenz häufig zu steinig. Deshalb rücken zunehmend Therapiekonzepte zur Schadensminimierung (engl.: non-abstinent recovery) in den Fokus der Suchtbehandlung. Hierbei geht es nicht um Verzicht, sondern um die Reduktion des Alkoholkonsums. FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke zeigt die überraschenden Effekte von weniger Alkohol auf das Gehirn.

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In der Gesellschaft ist die Einstellung zu Alkohol weitgehend unkritisch bis positiv. Als Kulturgut hat die Droge einen festen Platz. Allerdings sterben jährlich etwa 40.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Trotzdem weist jeder siebte Deutsche ein riskantes Konsumverhalten auf, wobei Männer mit 16 Prozent etwas häufiger als Frauen mit elf Prozent wöchentlich zur Flasche greifen.1 Aber darf es nicht mal ein Gläschen sein, wenn man sich um die Gesundheit sorgt? Eine Studie zeigt die überraschenden Effekte auf das Gehirn, wenn weniger Alkohol getrunken wird.

Wie sich Alkoholkonsum auf die Gesundheit auswirkt

Der regelmäßige Konsum von Alkohol erhöht die Suchtgefahr. Im Körper schädigt er Nerven und Organe, wie Leber, Bauchspeicheldrüse und das Herz. Auch bei der Entstehung von Krebserkrankungen ist das Zellgift beteiligt: Er ist als einer der gefährlichsten Risikofaktoren eingestuft und befindet sich in der gleichen Gruppe wie Asbest und Tabak.2

So beeinflusst Alkohol das Gehirn

Das Gehirn ist ein Organ, welches besonders empfindlich auf Alkohol reagiert. Die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen wird gestört, Wahrnehmung und Reaktionsvermögen werden langsamer. In großen Mengen wirkt Alkohol zudem betäubend. Auch die Masse des Gehirns wird durch den regelmäßigen Konsum beeinflusst – sie schrumpft.

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Ab wann liegt eine Alkoholabhängigkeit bzw. -missbrauch vor?

Ein riskantes Konsumverhalten liegt vor, wenn Frauen täglich mehr als zehn Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen, bei Männern sind es mehr als 20 Gramm. Zum Verständnis: Bereits ein halber Liter Bier mit einem Alkoholgehalt von fünf Prozent deckt die 20 Gramm.3

Bei einer Alkoholkonsumstörung, welche Alkoholabhängigkeit und -missbrauch umfasst, liegt eine Störung des Gehirns vor. Das Hirn ist nicht mehr in der Lage, den Konsum zu stoppen oder zu kontrollieren. Und das, obwohl sich die Abhängigkeit negativ auf Beziehungen, die Gesundheit oder das Arbeitsleben auswirkt.

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Studie vergleicht die Größe des Gehirns von Abstinenten, Viel- und Wenig-Trinkern

In einer neuen Studie wurden die regionalen kortikalen Volumina, also die Größe mehrerer Hirnareale, von Personen untersucht, welche wegen Alkoholabhängigkeit in Behandlung waren.4 Insgesamt gab es 68 Probanden im Alter von 28 bis 70 Jahren, die in drei Gruppen unterteilt wurden:

  • Vollständig abstinente Personen
  • Personen, die zu einem niedrigen Alkoholkonsum zurückgekehrt sind
  • Personen, die zu einem hohen Alkoholkonsum zurückgekehrt sind

Ein niedriger Alkoholkonsum war mit maximal drei alkoholischen Getränken für Männer und anderthalb alkoholischen Getränken für Frauen täglich definiert. Zum Vergleich diente eine Kontrollgruppe von 34 Personen in ähnlichem Alter, die entweder Nichttrinker oder leichte Trinker waren.

Um den Gesundheitszustand der Gehirne der Probanden zu beurteilen, nutzten die Wissenschaftler Magnetresonanztomographie (MRT), womit sie das Kortexvolumen in verschiedenen Hirnregionen maßen.

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Studie zeigt: Es lohnt sich, den Konsum zu verringern, wenn eine Abstinenz nicht umsetzbar ist

Etwa acht Monate nach Beginn der Behandlung hatten Personen mit hohem Alkoholkonsum im Vergleich zu den Kontrollpersonen ein deutlich geringeres Volumen in zwölf von 13 Hirnregionen. Auch ein reduzierter Konsum zeigte Erfolg: Personen mit niedrigem Alkoholkonsum wiesen nur in neun von 13 Regionen ein geringeres Volumen auf. Der deutlichste Unterschied zeigte sich in der Gruppe der Abstinenten: Personen, die gar keinen Alkohol getrunken hatten, hatten in sechs der 13 Regionen des Gehirns ein geringeres Volumen.

Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass das Therapiekonzept einer „Non-Abstinent Recovery“, nämlich eine Reduzierung des Alkoholkonsums, angesichts der Schwierigkeit, mit dem Trinken ganz aufzuhören, für manche ein besser erreichbares Ziel sein könnte als eine vollständige Abstinenz.

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Wenig Alkohol vs. kein Alkohol: Kann das Gehirn die gleiche Leistung erbringen?

Auch wenn ein reduzierter Konsum zu einer Verbesserung bzw. Rehabilitierung der Hirngröße führt, wird nicht die gleiche Hirngröße erreicht, die Personen in der Kontrollgruppe aufwiesen.

Die Forscher stellen fest, dass die frontalen Regionen des Gehirns mehrere wichtige Funktionen erfüllen, darunter Entscheidungsfindung, emotionale Regulierung und das Gedächtnis. Ein geringeres Volumen in diesen Regionen könnte dazu führen, dass diese Funktionen bei Menschen, die eine Alkoholabhängigkeit hatten, eingeschränkt sind.

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Es gibt keine unbedenkliche Menge für Alkohol

„Eine unbedenkliche Menge gibt es aus wissenschaftlicher Sicht definitiv nicht. Dafür müsste ein Beleg für bestimmte Mengen-Begrenzungen gefunden werden, unterhalb welchen Alkohol kein Risikofaktor für Erkrankungen darstellt. Es gibt aufgrund des Schadenspotenzials keine Verzehrempfehlungen für Alkohol, jedoch wurden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung maximale tolerierbare Mengen definiert: 10 Gramm pro Tag für gesunde Frauen und 20 Gramm pro Tag für gesunde Männer. Ein Freifahrtschein sind diese Werte jedoch nicht, lediglich eine vorsichtige Abwägung von Wirkung und Schaden. Anders sieht es natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit aus: Hier sollte strikt auf Alkohol verzichtet werden. Übrigens: Auch die oft in Rotwein enthaltenen und angepriesenen Polyphenole überwiegen mit ihren gesundheitlichen Vorteilen nicht das Schadenspotenzial von Alkohol. Zumal Polyphenole auch in nennenswerten Mengen in Obst und Gemüse stecken.“

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Quellen

Themen Alkohol Alkoholsucht Krankheiten
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