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Studie

Bier, Wein und Schnaps – so unterschiedlich beeinflusst Alkohol das Körperfett

Alkohol Körperfett
Hat Bier dieselbe Auswirkung auf den Körperfettanteil wie Wein und Schnaps? Nein, sagen Forscher. Foto: Getty Images
Nadja Demel Redakteurin

4. Januar 2024, 11:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit sieben Kalorien pro Gramm ist Alkohol alles andere als figurfreundlich. Wer sich trotzdem hin und wieder ein Gläschen gönnen möchte, könnte nun von einer Studie aus England profitieren. Dort haben Forscher ermittelt, inwiefern sich verschiedene Arten von Alkohol auf das Körperfett auswirken.

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In der Studie untersuchten britische Wissenschaftler, inwieweit sich der Konsum von Bier, Wein und Schnaps auf die Körperzusammensetzung erwachsener Menschen auswirkt. Im Fokus stand der Einfluss unterschiedlicher Arten von Alkohol auf das Körperfett.1 Denn vorherige Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse, ob der Konsum von Alkohol zu Übergewicht beiträgt oder nicht.2, 3Ebenso scheint sich Alkoholkonsum uneinheitlich auf der Verteilung des Körperfetts auszuwirken.4,5

Die Annahme der Forscher: Da jede Alkoholsorte ein eigenes Nährwertprofil hat und unterschiedlich viel Alkohol enthält, reiche es nicht aus, den Alkoholkonsum als Ganzes zu messen. Eine Präferenz für eine bestimmte Art von Alkohol könne demnach bei langfristigem Konsum die Körperzusammensetzung individuell beeinflussen. Da in Deutschland knapp 57 Prozent der Erwachsenen übergewichtig sind und Alkoholkonsum kulturell verankert ist, ist dies von Interesse.6 Zusätzlich ist die Verteilung des Körperfetts für die Gesundheit von Bedeutung, da Fettansammlungen am Bauch, das sogenannte viszerale Fettgewebe, Entzündungsreaktionen im Körper verursachen.

Studie untersucht Daten von 1869 Erwachsenen

Für ihre Studie zum Einfluss von Alkohol auf das Körperfett griffen die Wissenschaftler auf Informationen aus der UK Biobank zurück. In dieser biomedizinischen Datenbank werden genetische und gesundheitliche Angaben von Menschen aus Großbritannien gesammelt. Ausgewertet wurden die Daten von 1869 Erwachsenen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren. Diese machten mittels eines Fragebogens Angaben zu demografischen Faktoren, aber auch zu ihrem Lebensstil, ihrer Ernährung und ihrem Alkoholkonsum.

Im nächsten Schritt wurden Körpergröße und Gewicht der Probanden erfasst. Zum Vergleich von Biomarkern wurden Blutproben entnommen und für die Messung der Körperzusammensetzung eine Dual-Röntgen-Absorptiometrie durchgeführt. Diese Verfahren ermöglicht es, die viszerale Fettmasse, subkutane Fettmasse (Unterhautfettgewebe), somatische Muskelmasse und Knochendichte zu visualisieren.

Männer bevorzugen Bier, Frauen Wein

Ein statistisches Programm untersuchte schließlich den Zusammenhang zwischen der Körperzusammensetzung der Studienteilnehmer, inklusive Körperfett, sowie der Arten von Alkohol, die konsumiert wurden. Dabei zeigten sich zunächst einige formale Unterschiede. So bevorzugten Männer hauptsächlich Bier oder hatten keine Präferenz für eine bestimmte Alkoholart. Frauen zogen Wein vor.

Personen mit niedrigerem Bildungsstand und sozioökonomischem Status bevorzugten Bier, Apfelwein und Spirituosen. Während bevorzugt Bier Trinkende am wenigsten Alkohol insgesamt zu sich nahmen, konsumierten die Teilnehmer ohne Präferenz am meisten Alkohol. Faktoren wie Alter, körperliche Aktivität und Rauchen hatten hingegen keinen Einfluss auf die Trinkgewohnheiten.

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Auswirkung von Alkohol auf das Körperfett

Generell konnten die Forscher feststellen, dass ein höherer Alkoholkonsum mit einer größeren Menge an viszeralem Fett und subkutanem Fett verbunden war. Aufgrund der hohen Kaloriendichte von Alkohol ist dieses Ergebnis in Bezug auf das Körperfett insgesamt wenig überraschend. Dafür zeigten sich deutliche Unterschiede in der Körperzusammensetzung – je nachdem, welche Art von Alkohol hauptsächlich getrunken wurde.

Schnaps

Das Trinken von Schnaps ist mit einem erhöhten Gehalt an viszeralem Fett verbunden – so das Ergebnis der Studie. Damit gefährden Schnapstrinker insbesondere ihr Herz-Kreislauf-System. Eine ausgeprägte viszerale Fettmasse erhöht zusätzlich auch das Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken.

Bier

In der Studie konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem hohen Konsum von Bier und ausgeprägtem viszeralem Körperfett festgestellt werden. Gleichzeitig ging ein höherer Bierkonsum mit weniger Muskelmasse einher. Als mögliche Erklärung dieses Ergebnisses nennen die Forscher den hohen Gehalt an Kohlenhydraten im Bier, der sich auf den Anteil von Körperfett auswirkt. Außerdem könne das Trinken von Bier durch bestimmte biochemische Vorgänge die Effizienz der Energieverbrennung verringern und dadurch die Gewichtszunahme fördern. Allerdings konnte kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Bier und subkutaner Fettmasse oder Knochenmineraldichte festgestellt werden.

Weißwein

Zwar zeigte der Konsum von Weißwein weder Einfluss auf das viszerale noch auf das subkutane Fett. Dafür gab es aber ein anderes überraschendes Ergebnis: So wiesen Weißweintrinker eine höhere Knochendichte auf als Personen, die andere Alkoholsorten bevorzugten. Die Wissenschaftler führen dies auf höhere Mengen spezifischer Polyphenole wie Protocatechusäure zurück, die vor allem in Weißwein enthalten ist.

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Rotwein

Rotweintrinker profitieren insbesondere im Bereich viszerales und subkutanes Fett. So waren Personen, die bevorzugt Rotwein tranken, seltener übergewichtig. Die Experten sehen den Schlüssel dafür möglicherweise in dem Polyphenol Resveratrol, das Entzündungen reduziert und die Fettspeicherung im Körper hemmen kann. Ein hoher Körperfettanteil erhöht u. a. das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für bestimmte Krebsarten.

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Ernährung als zusätzlicher Faktor

Natürlich darf bei der Beurteilung der Ergebnisse neben Alkohol auch der Einfluss der Ernährung auf das Körperfett nicht außer Acht gelassen werden. Bei der Ernährungsweise der Probanden konnten deutliche Unterschiede festgestellt werden. So aßen Personen, die viel Bier tranken und einen höheren Anteil an Körperfett hatten, mehr Getreide und weniger Obst als die anderen Gruppen.

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Insgesamt konsumierten Weintrinker weniger verarbeitete Lebensmittel. Vor allem Weißweintrinker aßen weniger rotes und verarbeitetes Fleisch und Getreide, ausgenommen Schnapstrinker. Personen, die Rotwein bevorzugten, nahmen am wenigsten verarbeitetes Fleisch und Geflügel zu sich, während die Probanden ohne Präferenz für eine bestimmte Art von Alkohol am meisten rotes und verarbeitetes Fleisch aßen. Personen, die am liebsten Schnaps tranken, aßen dafür am meisten Geflügel.

Weitere Einschränkungen der Studie

Doch nicht nur die individuelle Ernährungsweise der einzelnen Probanden muss als Einschränkung der Studie gesehen werden. So handelt es sich bei den zugrunde liegenden Daten lediglich um die Selbsteinschätzung der Teilnehmer. Untersucht wurde außerdem nur das Trinkverhalten europäischer Menschen innerhalb einer bestimmten Altersspanne. Hinzu kommen die geschlechterspezifischen Unterschiede.

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Studie räumt mit widersprüchlichen Informationen über Alkohol auf

Für Studienautorin Britanny Larsen von der Iowa State University liefert die Studie dennoch einen entscheidenden Beitrag zur Eindämmung und Vorbeugung von Übergewicht. „Alkohol gilt seit Langem als ein möglicher treibender Faktor für die Adipositas-Epidemie. Doch die Öffentlichkeit hört oft widersprüchliche Informationen über die potenziellen Risiken und Vorteile von Alkohol. Daher hofften wir, mit unserer Forschung dazu beitragen zu können, einige dieser Faktoren zu entwirren“, erklärt sie und gibt einen Ausblick auf künftige Forschungsziele: „Unsere nächsten Schritte werden darin bestehen, zu untersuchen, wie die Ernährung – einschließlich des Alkoholkonsums – Erkrankungen des Gehirns und der kognitiven Fähigkeiten bei älteren Erwachsenen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung beeinflussen kann.“7

Quellen

Themen Alkohol

Quellen

  1. Larsen, B. A., Klinedinst, B. S., Le, S. T. et al. (2022). Beer, wine, and spirits differentially influence body composition in older white adults–a United Kingdom Biobank study. Obesity Science & Practice. ↩︎
  2. Kleiner, K. D., Gold, M. S., Frost-Pineda, K. et al. (2004). Body mass index and alcohol use. Journal of Addictive Diseases. ↩︎
  3. Booranasuksakul, U., Singhato, A., Rueangsri, N. et al. (2019). Association between alcohol consumption and body mass index in university students. Asian/Pacific Island Nursing Journal. ↩︎
  4. da Rocha, T. F., Hasselmann, M. H., Chaves Curioni, C. et al. (2017). Bezerra FF, Faerstein E. Alcohol consumption is associated with DXA measurement of adiposity: the Pró-Saúde Study, Brazil. European Journal of Nutrition. ↩︎
  5. Liangpunsakul, S., Crabb, D. W., Qi, R. (2010). Relationship among alcohol intake, body fat, and physical activity: a population-based study. Annals of Epidemiology. ↩︎
  6. World Health Organization (WHO). (2022). WHO European Regional Obesity Report 2022. (aufgerufen am 20.01.2024) ↩︎
  7. Larsen, B. A. (2022). Beer and spirits have more detrimental effects on the waistline and on cardiovascular disease risk than red or white wine. The Conversation. ↩︎
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