8. September 2023, 12:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Lange hat man nichts von ihr gehört: der 7-Tage-Inzidenz, die noch zu Hochzeiten der Coronapandemie wöchentlich mit Schrecken erwartet wurde. FITBOOK sagt, wo die wöchentlichen Neuinfektionen in Deutschland im September 2023 stehen – und beantwortet Fragen, die sich vor dem Hintergrund der neuen Virusvarianten wieder stellen.
Seit Ende Juli steigt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus in Deutschland wieder leicht an – auch wenn sie sich insgesamt auch niedrigem Niveau bewegt. FITBOOK hat die aktuellen Corona-Inzidenzen zusammengetragen, sagt, wie die Verteilung auf Ebene der Bundesländer aussieht sowie Altersgruppen. Zur Einordnung haben wir eine Historie der 7-Tage-Inzidenzen seit Juni 2020 zusammengetragen, quasi über die gesamte Coronapandemie hinweg. Außerdem klären wir, warum Selbsttests aktuell eigentlich wenig bringen und wann der beste Zeitpunkt für den nächsten Booster ist.
Übersicht
Das bedeutet die 7-Tage-Inzidenz
Diese Fallzahl, die täglich vom Robert Koch-Institut (RKI) herausgegeben wird, unterliegt starken Schwankungen, weil die Zahlen der Menschen, die sich neu mit dem Coronavirus infiziert haben, durch das Wochenende verzögert von den Gesundheitsämtern der Bundesländer an das RKI weitergetragen wird. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Um in der Statistik die Tendenzen der Neuinfektionen besser erkennen zu können, gibt das RKI die Zahl der Neuinfektionen nicht für jeden Tag einzeln heraus, sondern summiert auf eine ganze Woche. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz. Sie zeigt die registrierten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage.
Historie der 7-Tage-Inzidenz für Deutschland
Die 7-Tage-Inzidenz wurde seit Mitte 2020 in allen deutschen Bundesländern zur Bewertung lokaler Ausbrüche verwendet; an ihr wurden auch sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie festgemacht. Die letzten verbliebenen Corona-Schutzmaßnahmen fielen im April 2023 (wie bspw. das Tragen einer FFP2-Maske beim Krankenhausbesuch). Eine wichtige Marke für härtere Maßnahmen und deren Lockerung war in der Vergangenheit eine 7-Tage-Inzidenz von 50 (es gab immer wieder Kritik an der Sinnhaftigkeit dieser Zielmarke, FITBOOK berichtete).
Hier einige bundesweite 7-Tage-Inzidenzen pro 100.000 Einwohner der vergangenen Jahre, von Sommer 2020 bis Sommer 2023. Die Zahlen haben wir den wöchentlichen Lageberichten des RKI zu Covid-19 entnommen. Der Höhepunkt der 7-Tages-Inzidenz wurde im März 2022 erreicht.1
- 20.07.2020: 5
- 28.09.2020: 19
- 07.12.2020: 188
- 04.01.2021: 175
- 15.3.2021: 111
- 24.05.2021: 36
- 02.08.2.21: 25
- 11.10.2021: 79
- 20.12.2021: 233
- 03.01.2022: 406
- 14.03.2022: 1901
- 23.05.2022: 225
- 01.08.2022: 436
- 10.10.2022: 775
- 19.12.2022: 277
- 02.01.2023: 157
- 13.03.2023: 48
- 22.05.2023: 5
- 03.07.2023: 1
Die aktuelle Corona-Inzidenz (September 2023)
Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 1 pro 100.000 Einwohner war im Juli der bisher absolute Tiefpunkt der Neuinfektionen erreicht. Wie ging es weiter? Das RKI veröffentlicht seit Anfang Juli keine Wochenberichte mehr; die Inzidenzen veröffentlicht nun der Corona-Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums. Quelle für die Zahlen des Infektionsgeschehens ist demzufolge weiterhin das RKI.
Es zeigt sich: Die Inzidenz stieg zuletzt wieder an, obwohl sie sich weiterhin auf einem sehr niedrigen Wert bewegt. Am 7. September 2023 wurden in Deutschland 6,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet.2
Die 7-Tage-Inzidenz liegt damit aktuell bei 6,5. Das entspricht durchschnittlich 772 Neuinfektionen, die zuletzt bundesweit pro Tag erfasst wurden.
7-Tage-Inzidenzen der Bundesländer
Hamburg hat mit 12 die aktuell höchste 7-Tage-Inzidenz, Bremen kommt auf 11 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner, NRW liegt bei 9. In Brandenburg, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen liegt die Inzidenz derzeit bei 7. Eine 7-Tage-Inzidenz von 6 haben das Saarland, Bayern , Thüringen und Sachsen-Anhalt. Bayern liegt bei 6; in Mecklenburg-Vorpommern wurden Anfang September 5 Neuninfektionen je 100.000 Einwohner gezählt. Die wenigsten Neuinfektionen hat Baden-Württemberg mit 4 je 100.000 Einwohner.
7-Tage-Inzidenz nach Altersgruppe
In der Altersgruppe ab 80 liegt der Wert aktuell mit 22 am höchsten. Bei den 60-79-Jährigen wird eine Inzidenz von 9 angegeben; bei den 35- bis 59-Jährigen sind es 6 Neuinfektionen je 100.000 Personen. Am niedrigsten ist die Inzidenz bei den Kindern zwischen 5 uns 14 Jahre, sie liegt bei 1.
Zur Einordnung dieser jüngsten Zahlen ist wichtig, zu erwähnen, dass inzwischen natürlich sehr viel weniger Schnelltests gemacht werden als zu Beginn oder Hochzeiten der Pandemie. Das bedeutet auch, dass die Aussagekraft der 7-Tage-Inzidenzwerte abnimmt.
Sollten wir uns wieder mehr auf Corona testen?
Im Sommer traten die Virusvarianten EG.5, FL.1.5.1 und BA.2.86 auf den Plan. Laut Prof. Dr. Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, ist es zurzeit nicht unbedingt notwendig, dass wir uns testen. Zu FITBOOK sagte er: „Aktuell macht es eigentlich keinen Unterschied, ob man Corona oder die Grippe hat oder an anderen Viren erkrankt. Daher ist Testen nicht notwendig.“ Auch Immunologin und Impfexpertin Prof. Dr. Martina Prelog verwies im Gespräch mit FITBOOK eher auf Hygienemaßnahmen und Abstand bei einer Erkältung, als wieder zur Selbsttestung überzugehen.
Sollte man wieder eine Corona-Maske tragen?
„Maske für alle sehe ich nicht als notwendig an“, sagte Watzl zu FITBOOK. Ähnlich sieht es auch Immunologin und Impfexpertin Prof. Dr. Martina Prelog vom Universitätsklinikum Würzburg. Risikopatienten, welche stark immunsupprimiert seien und eine schlechte Immunantwort auf die Impfung und/oder Infektion hätten, sollten jedoch individuell entscheiden, ob sie sich mit einer Maske vor Erregern (nicht nur den Coronavarianten) schützen wollen. Bei welchen Symptomen allerdings eine Maske sinnvoll sei, haben die beiden Experten FITBOOK hier erklärt.
Sollte man sich jetzt schon die Corona-Booster-Impfung holen?
Angesichts der Varianten Eris, Fornax und Pirola ( EG.5, FL.1.5.1 und BA.2.86) fragen sich viele, ob eine weitere Booster-Impfung sinnvoll ist. Experten raten eher, dies derzeit noch nicht tun – und besser auf angepasste Vakzine warten, die dann auch wirklich vor den aktuell zirkulierenden Varianten schützen (FITBOOK berichtete). Ferner sei es schlau, sich nicht jetzt mit dem besten Corona-Schutz zu versorgen, sondern erst kurz vor einem zu erwartenden Höhepunkt einer Infektionswelle. Auch, wer kürzlich erst mit Corona infiziert war, sollte mit einer erneuten Impfung noch warten.
Die Lage Corona – aktuelle Zahlen, Test- und Impfempfehlungen
Aktuelle Lage Auf diese Corona-Symptome sollte man jetzt achten
RKI Nicht nur Corona – Atemwegsinfekte breiten sich wieder aus
Quellen
- 1. RKI: Wochenberichte zu Covid-19 (bis 8.6.2023, aufgerufen am 08.09.2023)
- 2. Bundesministerium für Gesundheit: Corona-Pandemieradar (aufgerufen am 08.09.2023)