26. August 2022, 4:28 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ungeschützt in die Sonne? Bloß nicht! Die Haut vergisst solche Momente nicht. Oft zeigen sich Schäden erst Jahre später in Form aktinischer Keratose. Welche Therapien gibt es da? Und was bringen sie?
Die Haut schuppt und fühlt sich rau an, ähnlich wie ein Reibeisen. Meist treten vorher rötlich-braune Flecken auf: All das können Anzeichen für eine aktinische Keratose sein. Dahinter verbirgt sich eine chronische Hautschädigung. Sie gilt als Vorstufe zu weißem Hautkrebs. Längst hat sie den Charakter einer Volkskrankheit. „Schätzungen zufolge sind von dieser Hautveränderung mindestens acht Millionen Menschen betroffen“, sagt Prof. Dirk Schadendorf, Dermatologe aus Essen.
Inhaltsverzeichnis
Aktinische Keratose – mögliche Ursache
Die schuppenden, rötlichen Flecken treten meist an Körperstellen auf, die dem Sonnenlicht häufig ungeschützt ausgesetzt sind – typisch dafür sind etwa Stirn, Nase, Ohrmuscheln, die Handrücken, Arme, das Dekolleté bei Frauen oder die Glatze bei Männern.
Denn die aktinische Keratose kann durch die angehäufte UV-Strahlendosis entstehen, die ein Mensch im Laufe des Lebens abbekommen hat. „Daher zeigt sich die Erkrankung bei Betroffenen in der Regel erst ab einem Alter von 50 oder 60 Jahren“, erklärt die in München niedergelassene Dermatologin Marion Moers-Carpi.
Gefährdet sind besonders hellhäutige Menschen sowie alle, die viel in der Sonne sind – nicht nur privat, sondern auch beruflich – also etwa Gärtner und Gärtnerinnen oder Straßenarbeiter.
„Je mehr sie sich vor der Sonne schützen, desto besser ist es für die Haut“, sagt Schadendorf. Konkret bedeutet das: Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor verwenden, idealerweise Lichtschutzfaktor 50, einen Hut mit möglichst breiter Krempe tragen, um etwa Kopf, Ohrmuscheln und die Nase zu schützen.
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Verlauf der Hauterkrankung
Wer solche Schutzmaßnahmen über Jahre oder Jahrzehnte hinweg versäumt, kann eines Tages an aktinischer Keratose erkranken. Wobei die Hautschädigung meist nur langsam voranschreitet. „Kritisch wird es, je länger die aktinische Keratose besteht“, sagt Moers-Carpi. Die Hautschädigung kann sich zu einem bösartigen, örtlichen Tumor entwickeln: Plattenepithelkarzinom oder Spinaliom genannt. „Damit ist nicht zu spaßen, weil er in die Tiefe der Haut geht und vergleichsweise schwer zu behandeln ist.“
Daher rät Marion Moers-Carpi, schuppende, rötliche Hautflecken frühzeitig von einer Hautärztin oder einem Hautarzt untersuchen zu lassen.
Mögliche Therapieansätze
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aktinische Keratose zu behandeln – beispielsweise mit Creme, die Patienten auf betroffenen Hautpartien auftragen. „Dafür braucht es aber die Bereitschaft, regelmäßig und langfristig zu cremen“, so Dirk Schadendorf.
Eine andere Option ist die sogenannte Kryotherapie. Dabei werden aktinische Keratosen mit flüssigem Stickstoff vereist. Der Nachteil dieser Behandlungsform, so Marion Moers-Carpi: Sie hinterlässt häufig weiße Flecken. Aus ihrer Sicht sei es besser, betroffene Partien mit einer Lösung zu verätzen. „Das funktioniert gut bei kleineren aktinischen Keratosen.“ Eine weitere Option: Mediziner entfernen die erkrankten Stellen – entweder schaben sie betroffene Hautpartien beim Patienten ab, oder entfernen diese mit einem Laser.
Vorher sollte eine Ärztin oder ein Arzt jedoch mithilfe einer Gewebeprobe untersuchen, wie tief die Haut bereits geschädigt ist, rät Marion Moers-Carpi. Bei tiefgehenden Schäden, kann eine Operation eine Lösung sein, um das betroffene Gewebe zu entfernen.
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Keine dauerhafte Heilung
„Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist chemisches Peeling“, sagt Dirk Schadendorf. Ihm zufolge ist auch die photodynamische Therapie in vielen Fällen eine Option: Dabei wird eine Creme oder ein Gel auf die Hautstellen getupft und wirkt bis zu vier Stunden ein. Anschließend setzt man die Hautpartien für mehrere Minuten Licht einer bestimmten Wellenlänge aus. Auch wenn die betroffenen Stellen direkt danach oft brennen, schmerzen und teils nässen, kommt es schließlich zu einem glatten und narbenfreien Hautbild. Zwar nicht für immer, aber zumindest für einige Zeit.
Welche Methode die beste ist, hängt vom Einzelfall ab. „Dabei muss man sich allerdings klarmachen, dass die Behandlung, egal welche, nicht zu einer dauerhaften Heilung führt, sondern zumeist für einen begrenzten Zeitraum Linderung verschafft“, sagt Dirk Schadendorf.
Das Hautbild verbessert sich meistens nicht anhaltend. Es kommt immer wieder zu Rückfällen. Gegebenenfalls muss mit der Zeit auch eine andere Therapie zum Einsatz kommen, damit die Haut gesünder aussieht.
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Vorsorgen und schützen
Wer solche Behandlungen aus dem Weg gehen will, sollte frühzeitig vorsorgen – und sich vor der Sonne schützen. Am besten meidet man die UV-Strahlung, wenn sie am stärksten ist – oft zwischen 12 und 15 Uhr.
„Hilfreich ist auch, sich am UV-Index zu orientieren“, sagt Marion Moers-Carpi. Das sei ein guter Indikator, um zu sehen, wie stark die Sonne ist. Denn der Index gibt die sonnenbrandwirksame UV-Strahlung an – also welcher Tagesspitzenwert am Boden erwartet wird. Den UV-Index findet man beispielsweise in vielen Wetter-Apps oder auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes. Je höher der Wert ist, desto schneller kann ein Sonnenbrand bei ungeschützter Haut auftreten, erklärt das Bundesamt für Strahlenschutz.
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Bei einem Wert von 0 bis 3 ist die Welt in Ordnung. Ab 4 heißt es Sonnencreme auftragen. Ab einem Wert von 8 sollte man sich besonders gut schützen – also etwa in der Mittagszeit besser drinnen aufhalten.
Mit Material von dpa