10. Juni 2024, 4:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Fast 53,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet an Übergewicht. Laut dem Robert-Koch-Institut haben davon 19 Prozent der Erwachsenen Adipositas. Neben zahlreichen Krebserkrankungen, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen soll auch das Risiko steigen, an Depressionen zu erkranken: Eine britische Studie aus dem Jahr 2018 lieferte erste Hinweise auf einen Zusammenhang, dass Adipositas zu Depressionen führen kann.
Forscher der britischen University of Exeter und der University of South Australia haben sich mit dem komplexen Zusammenhang zwischen Übergewicht und psychischen Erkrankungen auseinandergesetzt. „Bislang war unklar, ob Fettleibigkeit zu Depressionen führt oder umgekehrt“, erklärte dazu die Co-Autorin der Studie, Dr. Jessica Tyrrell, in einer Stellungnahme der Exeter Fakultät. Die Ergebnisse, veröffentlicht im „International Journal of Epidemiology“, konnten die Forscher davon überzeugen: Schwere Auswirkungen auf die Psyche treten noch häufiger auf als solche auf die körperliche Gesundheit.
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Übersicht
Was ist Adipositas?
Adipositas hat viele Namen: Fettsucht, Fettleibigkeit. Die Betroffenen haben starkes Übergewicht, welches über das Normalmaß hinausgeht.1 Über die Entstehung und Formen der Erkrankung, hat FITBOOK bereits berichtet. In einem früheren Bericht der WHO wird die wachsende Häufigkeit der Adipositas mit einer Epidemie gleichgesetzt. Was viele jedoch nicht wissen: Ein zu hohes Körpergewicht erhöht die Wahrscheinlichkeit, gefährliche Folgeerkrankungen zu bekommen – darunter auch Depressionen.2
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Was untersuchte die Studie?
In einer Randomisierungsstudie wurden 48.791 Personen mit Depressionen und 291.955 Kontrollpersonen (der UK Biobank) untersucht. Demnach sollte herausgefunden werden, ob es kausale Auswirkungen eines höheren BMI (Body Mass Index) auf Depressionen gibt.3
So lief die Studie ab
Als Basis ihrer Untersuchungen dienten Gesundheitsdaten von mehr als 330.000 Personen im Alter zwischen 37 und 73, die zwischen den Jahren 2006 und 2010 dokumentiert wurden. Zudem wurden Informationen zu Krankenhausaufenthalten und aus persönlichen Angaben der Patienten berücksichtigt, die auf eine Depression hinwiesen. Um einen etwaigen Zusammenhang zur Fettleibigkeit erkennen zu können, wurde auch eine Genomanalyse vorgenommen. Hierbei betrachtete man die psychologische Komponente der Fettleibigkeit und physische Merkmale gesondert.
Die Forscher verglichen Erbinformationen, die mit einem höheren BMI und größeren Diabetes-Risiko assoziiert werden konnten, mit Genvarianten, bei denen die Diabetes-Gefahr eher untergeordnet war.
Die Ergebnisse der Studie
Es zeigte sich: Die Wahrscheinlichkeit, eine Depression zu entwickeln, war bei beiden Varianten gleich hoch. Mithilfe der Ergebnisse folgerte das Wissenschaftlerteam, dass Übergewicht auch unabhängig von körperlichen Begleiterkrankungen zu Depressionen führen kann.
Die Forscher haben ihre Erkenntnisse in einer Kontrolluntersuchung mit Daten des „Psychiatric Genomics Consortium“, einer weltweiten Informationsquelle für psychische Störungen, abgeglichen und bestätigt. Die Übereinstimmungen waren bei den weiblichen Patientendaten besonders hoch.
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Weitere Studien
Zusammenhang zwischen Adipositas und Depressionen
Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2010 legt nahe, dass ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Depressionen besteht. Sie stellte ebenfalls fest, dass Depression die Entwicklung von Fettleibigkeit begünstigen könnte.4 Des Weiteren gibt eine andere Metaanalyse von acht Mendel-Randomisierungsstudien Hinweise darauf, dass Fettleibigkeit ein Risikofaktor für Depressionen darstellt.5