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Belegte Wirkung

Johanniskraut kann bei bestimmten Depressionen helfen 

Aus Johanniskraut gewonnene Wirkstoffe sollen bei depressiven Verstimmungen, aber auch bei Schlafstörungen und Unruhe helfen.
Johanniskraut soll Wirkstoffe besitzen, die gegen Depressionen helfen sollen. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

12. September 2024, 9:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Depressionen. Zur Linderung werden oft sogenannte Antidepressiva verschrieben: Medikamente, die zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt werden. Je nachdem, wie schwerwiegend die Erkrankung ist, kann die Dosierung auch niederschwelliger sein.

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Wie gut Antidepressiva wirken, hängt sehr von der Schwere der Erkrankung ab. Bei einer leichten Depression kann auch erst einmal versucht werden, die Krankheit ohne die Medikamente in den Griff zu bekommen. Das sollte jedoch individuell entschieden werden und unter ärztlicher Beratung geschehen. Könnte Johanniskraut eine Alternative zur Behandlung einer Depression sein? Tatsächlich hat das Naturmittel einige Vorteile.1

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Was ist Johanniskraut?

Die botanische Bezeichnung der Pflanze lautet „Hypericum perforatum“. Hält man die Blätter vom Johanniskraut gegen das Licht, sieht man, dass sie von zahlreichen Öldrüsen durchsetzt sind und somit durchlöchert erscheinen. Den Namen hat die Pflanze aufgrund ihrer Merkmale erhalten: So blüht sie um den Johannistag am 24. Juni in einem hellen Gelbton.

Bereits in der Naturheilkunde wurde Johanniskraut als Heilpflanze eingesetzt. Daher auch die volkstümliche Bezeichnung „Herrgottsblut“ – was auf die rötliche Farbe des Öls in den Blättern verweist.2

Wirkstoffe in Johanniskraut

  • Flavonoide
  • Hyperforin
  • Catechingerbstoffe
  • Hypericin
  • Phenolcarbonsäuren
  • Ätherische Öle

Welche Wirkungen werden der Pflanze zugeschrieben?

In der Naturheilkunde verwendet man Johanniskraut zur Behandlung von Hautverletzungen, Sonnenbrand und nervösen Magen-Darm-Beschwerden. Jedoch trifft man das Kraut und seine Extrakte in unterschiedlichen Formen an: Tinkturen, Tees, Salben oder Kapseln. Außerdem ist Johanniskraut auch für die Behandlung von Depressionen bekannt. Dem Kraut wird eine beruhigende sowie stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben. Zusätzlich soll das es gegen Unruhe, Schlafstörungen und geistige Erschöpfung helfen.

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Johanniskraut bei Depression – Schweregrad der Erkrankung ist entscheidend

Im Fall von Depressionen kann Johanniskraut bei Erwachsenen innerhalb leichter bis mittelschwerer Episoden eingesetzt werden. Bei einer leichten Depression können freiverkäufliche Mittel mit Johanniskraut helfen. Allerdings sollte man beachten, dass die Dosierung in Produkten mit Johanniskraut sehr unterschiedlich sein kann. Entsprechend unterschiedlich fällt auch die Wirkung aus. Bei mittelschweren Depressionen sollte man auf Johanniskraut-Präparate setzen, die feste Dosierungen enthalten. Diese sind rezeptpflichtig.3

Damit eine Behandlung möglich ist, muss eine präzise Diagnose gestellt werden. In jedem Fall sollte von dem zuständigen Facharzt geklärt werden, ob eine Depression vorliegt und, falls ja, wie schwer diese ist. So kann es nämlich bei einer leichten Depression dazu kommen, dass eine niederschwellige Behandlung ohne Medikamente – wie das regelmäßige Gespräch mit dem Hausarzt oder ein Onlineprogramm – bereits ausreichend sind. Letzteres wird häufig von den Krankenkassen übernommen.

Diese Wirkungen sind wissenschaftlich belegt

Linderung der Symptome einer leichten bis mittelschweren Depression

Eine Auswertung von 35 Studien liefert Hinweise darauf, dass Johanniskraut die Symptome einer leichten bis mittelschwere Depression stärker lindern kann als ein Placebo oder verschreibungspflichtige Antidepressiva.4

Ähnliche Effekte wie Antidepressiva

Eine weitere Auswertung von 27 Studien mit insgesamt 3808 Patienten gab Grund zur Annahme, dass Johanniskraut ähnliche Wirkungen auf leichte bis mittelschwere Depressionen hat wie Antidepressiva. Zudem stellten Forscher fest, dass weniger Menschen die Einnahme von Johanniskraut im Vergleich zu Antidepressiva abbrachen.5

Dieselbe Wirksamkeit wie Placebo und Antidepressiva

Eine 26-wöchige Studie mit 124 Teilnehmern untersuchte die Effekte von Johanniskraut, einem Standard-Antidepressivum (Sertralin) und ein Placebo bei der Behandlung von mittelschweren Depressionen. Die Studie lieferte Hinweise darauf, dass alle drei Behandlungsmethoden ähnlich effektiv waren: Weder das Antidepressivum noch das Johanniskraut wiesen eine deutliche Überlegenheit gegenüber dem Placebo auf.6

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Weniger Nebenwirkungen als Antidepressiva

In einer systematischen Übersicht, die 29 Studien aus dem Jahr 2008 umfasste, gab es Andeutungen darauf, dass Johanniskraut wirksamer als ein Placebo und genauso effektiv wie herkömmliche Antidepressiva ist, jedoch weniger Nebenwirkungen aufweist.7

Johanniskraut – Wirkung gegen Depression laut „Stiftung Warentest“

2020 überprüften die Tester bei „Stiftung Warentest“ die Wirksamkeit von Johanniskraut bei Depressionen. Sie kamen zu folgendem Ergebnis: Handelt es sich um eine leichte bis mittelschwere Depression können bestimmte Johanniskraut-Präparate helfen und eine pflanzliche Alternative bieten. Niedrig dosiertes Johanniskraut, etwa in Tees, zeigt jedoch laut den Testern kaum Wirkung. Anders verhalte es sich bei in der Apotheke erhältlichen Tabletten, die in unterschiedlichen Dosierungen verfügbar sind. Diese eigneten sich unter anderem zur kurzfristigen Behandlung einer mittelschweren depressiven Phase.

Jedoch gestaltet sich die Situation anders, wenn die Depression langfristig behandelt werden muss. So sei es noch nicht möglich, die Nutzung einer Langzeittherapie mit Johanniskraut abschließend zu bewerten. Das Mittel selbst gilt als gut verträglich, allerdings sind Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich. Auch in diesem Fall sollte man sich von einem Arzt beraten lassen, insbesondere hinsichtlich der richtigen Dosierung und der Behandlungsdauer.8

Johanniskraut-Präparate mit und ohne Rezept

Wenn man Johanniskraut zur Linderung leichter depressiver Phasen ausprobieren möchte, sollte man laut einem Test der „Stiftung Warentest“ auf apothekenpflichtige Präparate zurückgreifen. Diese seien ausreichend hoch dosiert und ihre Wirksamkeit nachgewiesen. Frei verkäufliche Produkte hingegen seien anders zusammengesetzt und meist niedriger dosiert, wie ein Vergleich von 18 Präparaten zeigte.

Von den zehn apothekenpflichtigen Johanniskraut-Präparaten im Test waren sieben rezeptfrei erhältlich und für den Einsatz bei milden depressiven Störungen geeignet, so die Warentester. Hingegen sind nur drei der getesteten Präparate auf Rezept verfügbar und zur Behandlung einer leichten bis mittelschweren depressiven Phase zugelassen.

Frei verkäufliche Mittel

Zudem sei bei den acht frei verkäuflichen Mitteln, die etwa bei nervöser Unruhe, Schlafstörungen und geistiger Erschöpfung helfen sollen, die Wirkung laut „Stiftung Warentest“ nicht ausreichend nachgewiesen. Diese Mittel gibt es in Drogerien oder Reformhäusern, aber ebenfalls zum Teil auch in Apotheken zu kaufen.

Der entscheidende Unterschied soll in der Herstellung liegen: Die zehn als „geeignet“ bewerteten Mittel enthielten Trockenextrakte – das heißt, die Wirkstoffe wurden durch ein Lösemittel aus dem Johanniskraut gezogen. Die Wirkstoffe seien damit deutlich höher konzentriert als in den Pulvern und Säften, die es frei verkäuflich im Handel gibt.

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Vorsicht vor Wechselwirkungen mit Medikamenten

Bei der Verwendung von Johanniskraut sollte man unbedingt darauf achten, dass es starke Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auslösen kann. Sollte man sich unsicher sein, ist es immer ratsam vorher mit einem Arzt zu sprechen. Gerade Frauen, die die Pille einnehmen, müssen damit rechnen, dass diese aufgrund des Johanniskrautkonsums nicht mehr zuverlässig wirkt.

Von den Wechselwirkungen sind zudem noch folgende Medikamente betroffen:

  • Antidepressiva (die Wirkstoffe Amitriptylin oder Nortriptylin enthalten)
  • Bestimmte Krebsmedikamente
  • Blutverdünnende Mittel 
  • Präparate, die die Immunabwehr unterdrücken

Bis die Wirkung von Johanniskraut einsetzt, können oft Wochen vergehen. Geht das Tief aber nach einem Monat nicht weg, sollte man sich ärztliche Hilfe holen, raten die Warentester. Sie betonen zudem, dass Johanniskraut bei schweren Depressionen keine Option ist – hier sollten Betroffene ärztlichen und psychologischen Beistand suchen. Das gilt insbesondere bei aufkommenden Suizidgedanken.

Hier gibt es Hilfe

Die Deutsche Depressionshilfe rät, Betroffene offen darauf anzusprechen und ihnen bei Bedarf dabei zu helfen, einen Arzt oder Psychotherapeuten zu kontaktieren. Manchmal kann es auch notwendig sein, sie in eine psychiatrische Notfallambulanz zu bringen.

Sollten Sie selbst von Depression betroffen sein: Die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 ist kostenfrei und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Holen Sie sich bitte Hilfe!

Mit Material von dpa

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Quellen

  1. Bundesministerium für Bildung und Forschung. Depression: Schatten auf der Seele. (aufgerufen am 10.09.2024) ↩︎
  2. AOK. Hilft Johanniskraut wirklich gegen Depressionen? (aufgerufen am 10.09.2024) ↩︎
  3. Gesundheitsinformation.de. Kann Johanniskraut bei Depressionen helfen? (aufgerufen am 10.09.2024) ↩︎
  4. Apaydin, EA., Maher, AR., Shanman, R., Booth, MS. et. al (2016). A systematic review of St. John's wort for major depressive disorder. Syst Rev.  ↩︎
  5. Ng, QX., Venkatanarayanan, N. et al. (2017). Clinical use of Hypericum perforatum (St John's wort) in depression: A meta-analysis. J Affect Disord.  ↩︎
  6. Rapaport MH, Nierenberg AA, Howland R. et al. (2011). The treatment of minor depression with St. John's Wort or citalopram: failure to show benefit over placebo. J Psychiatr ↩︎
  7. Linde K, Berner MM, Kriston, L. (2008).  St John's wort for major depression. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008. ↩︎
  8. Stiftung Warentest. Welche Mittel bei depressiven Phasen helfen. (aufgerufen am 10.09.2024) ↩︎
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