1. Mai 2020, 8:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Flohsamenschalen sollen sich besonders gut für eine natürliche Darmreinigung eignen und sogar beim Abnehmen helfen können. Was eine Expertin bezüglich der Anwendung, Einnahme und Dosierung rät, lesen Sie hier.
Was sind Flohsamenschalen?
Keine Sorge, Flohsamenschalen haben entgegen ihres Namens nichts mit den kleinen hüpfenden Parasiten zu tun. Es handelt sich dabei um die Samen einer Pflanze namens Plantago ovata, die zur Familie der Wegeriche gehört. Hierzulande aus dieser Gattung bekannt sind beispielsweise der Spitzwegerich oder auch der Breitwegerich. Plantago ovata, auch unter den Namen Psyllium oder Ispaghula bekannt, hingegen wächst hauptsächlich in Pakistan und Indien. Im Handel werden deshalb oft „indische Flohsamenschalen“ zum Verkauf angeboten. Die Samen selbst sind klein, oval und schwarz, die Schalen hingegen eher weiß bis gelblich und erinnern an zarte/feine Haferflocken. Sie haben keinen besonderen Eigengeschmack, sondern schmecken relativ neutral.
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Wie wirken Flohsamenschalen auf die Gesundheit?
Durchfall und Verstopfung
Flohsamenschalen sollen vor allem gegen Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung und Durchfall helfen. Das liege am starken Wasserbindungsvermögen der Samen, erklärt uns Ernährungsexpertin Sabine Hülsmann, Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Bayern. „In der Schale der Flohsamen befinden sich etwa 85 Prozent lösliche schleimbildende Ballaststoffe. Eingeweicht in Wasser nehmen die Samen ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Flüssigkeit auf. Beim Aufquellen bildet sich eine gelartige Masse. Sie macht den Stuhl gleitfähiger, regt den Darm an und fördert die Darmflora“, beschreibt Expertin Hülsmann die Wirkung im Körper. Das sei auch wissenschaftlich belegt. So habe man in Studien eine signifikante Steigerung der Stuhlmenge beobachtet sowie günstige Effekte auf die Stuhlfrequenz und die Stuhlkonsistenz.
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Abnehmen mit Flohsamenschalen
Doch auch im Zuge einer Diät schwören viele auf die Einnahme von Flohsamenschalen. Laut der Ernährungsexpertin können sie nämlich tatsächlich Auswirkungen auf das Hunger- bzw. Sättigungsgefühl haben. „Aufgrund des hohen Ballaststoffanteils sättigen sie länger und Kohlenhydrate werden langsamer in das Blut aufgenommen. Es kommt dadurch nicht so schnell zu sogenannten Blutzuckerspitzen. Zudem fördern die beim bakteriellen Abbau im Darm entstehenden kurzkettigen Fettsäuren die Glukoseverwertung in der Leber, verringern die Freisetzung von Fettsäuren und verbessern den Insulinstoffwechsel“, erklärt sie. Im Humanversuch habe man auch positive Wirkungen auf den Fett- und Cholesterinstoffwechsel nachweisen können, so Sabine Hülsmann weiter.
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Dieser Effekt sei allerdings bei allen Lebensmitteln mit einem hohen Ballaststoffanteil, wie beispielsweise Vollkornprodukten, der Fall. Laut der Expertin komme es am Ende immer auf die Essgewohnheiten im Gesamten an: „Flohsamenschalen können beim Abnehmen zwar unterstützen, aber in der Regel nur in Verbindung mit einer Einschränkung der Gesamtkalorienzufuhr“.
Flohsamen und Flohsamenschalen – das ist der Unterschied
Neben Flohsamenschalen, kann man auch ganze Flohsamen kaufen, aber was ist dabei eigentlich der Unterschied? „Wie der Name bereits verrät handelt es sich bei den Flohsamen um die vollständigen Samen. Von diesen können die Samenschalen abgetrennt werden. Die Schalen werden am häufigsten angeboten und verwendet, denn die löslichen Ballaststoffe befinden sich vor allem dort“, erläutert Ernährungsexpertin Sabine Hülsmann. Die ganzen Samen hingegen würden den Verdauungstrakt oft unverändert passieren, so dass sie ihre quellende Wirkung nicht richtig entfalten könnten.
Die richtige Verwendung, Einnahme und Dosierung
Die Verwendungsmöglichkeiten für Flohsamenschalen sind vielseitig. Personen, die Flohsamen aufgrund von Verstopfung nehmen möchten, sollten diese laut Ernährungsexpertin Sabine Hülsmann aber unbedingt vorher in Wasser quellen lassen (1-2 TL für einige Minuten in etwa 100ml Wasser). „Man kann sie dann zum Beispiel pur oder mit Wasser, Saft oder Joghurt gemischt essen“, erklärt sie weiter. Worauf man dabei unbedingt achten solle, sei ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Direkt nach der Einnahme sollte man am besten ein bis zwei Gläser Wasser trinken, sonst könnten unschöne Nebenwirkungen auftreten. „Aufgrund der starken Quellfähigkeit muss immer ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, da es sonst zu schwerwiegender Verstopfung in Speiseröhre oder Darm kommen kann“, warnt die Expertin.
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Wichtig sei es laut Sabine Hülsmann allerdings, sie am Anfang vorsichtig zu dosieren und die Menge langsam zu steigern, da man sonst unter Umständen Blähungen bekommen könne. Grundsätzlich rät sie, dass bei länger andauernden Beschwerden ein Arzt konsultiert werden sollte.
Die Dosierungsempfehlung der Ernährungsexpertin: „Es sollten nicht mehr als zwei bis sechs Teelöffel (10 bis 30 Gramm) Flohsamen pro Tag zu sich genommen werden“.
Wann sollte man besser keine Flohsamenschalen einnehmen?
In einigen Situationen sei laut der Expertin jedoch eher gänzlich von einer Einnahme der Flohsamenschalen abzuraten. So sollte man sie bei Darmverschluss, Verengungen der Speiseröhre oder des Magen-Darm-Kanals, Schluckbeschwerden oder akuten Entzündungen von Speiseröhre, Magen oder Darm besser nicht verzehren oder zumindest vorher Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten. „Auch wenn man aufgrund bestimmter Herz- oder Nierenkrankheiten nicht übermäßig viel trinken darf, sollten man vorher mit dem Arzt sprechen“, rät Sabine Hülsmann.
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Manche Menschen würden außerdem allergisch auf Flohsamen reagieren, was sich mit den typischen Symptomen einer Lebensmittelallergie bemerkbar mache, wie beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden aber auch Juckreiz oder Hautausschlägen.
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Beim Kauf von Flohsamenschalen auf Bio-Qualität achten
Flohsamenschalen kann man im Reformhaus, dem Biomarkt, ausgewählten Drogerie- und Supermärkten, sowie auch im Internet kaufen. Es gibt sie ganz, gemahlen oder auch in Kapselform. Preislich sollte man je nach Packungsgröße mit 5 bis 15 Euro rechnen. Beim Kauf rät die Ernährungsexpertin: „Da Flohsamen meist weit gereist sind, ein Haupt-Anbauland ist Indien, sollte man immer auf Bioqualität achten“.