25. Oktober 2020, 8:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Neben Chia, Goji oder Moringa gibt es in den Supermarktregalen seit einigen Jahren auch Hanfsamen im Angebot. Doch sind sie wirklich so nährstoff- und proteinhaltig, wie allerorts versprochen wird? FITBOOK macht den Check.
Hanf als Nutzpflanze erlebt seit einigen Jahren ein Comeback. Zu Recht, denn sie wächst rasch und vor allem in vielen Breitengraden, braucht weniger Pestizide und Wasser als beispielsweise Baumwolle, auch gibt es kaum eine Naturfaser, aus der sich so stabile und reißfeste Seile herstellen lassen wie aus Hanf. Ebenso rückt der Fokus langsam vom noch immer illegalen Inhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) – welcher aus den legal angebauten Pflanzen herausgezüchtet worden ist – ab, hin zum beispielsweise nicht berauschendem Cannabidiol (CBD) als Heilmittel. Auch die ebenfalls nicht berauschend wirkenden Hanfsamen haben sich als proteinreiche Superfood-Zutat mehr und mehr etabliert. Und nun, wo selbst Süßwarenhersteller Schoko-Keks-Riegel mit Hanfsamen anbieten, stellt sich natürlich die Frage: Welche gesundheitlichen Vorteile haben Hanfsamen eigentlich?
Übersicht
Nährwerte
100 Gramm Hanfsamen enthalten 31 Gramm Fett, 24 Gramm Eiweiß, 3 Gramm Kohlenhydrate, 41 Gramm Ballaststoffe – und liefern 455 Kalorien.
Diese Nährstoffe stecken in Hanfsamen
Hanfsamen haben laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) einen ausgesprochen hohen Gehalt an B-Vitaminen, Vitamin E, Magnesium, Kalzium, Phosphor sowie Eisen. „Dabei sind es gar nicht die einzelnen Nährstoffe, sondern ihre Zusammensetzung“, erklärt BZfE-Sprecher und Diplom-Ökotrophologe Harald Seitz. Damit meint er vor allem das 1:3-Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren, „welches in dieser Mischung besonders gut vom Körper aufgenommen werden kann.“ Die vielen essenziellen Aminosäuren – das sind diejenigen, die der Körper nicht selbst bilden kann – sorgen zudem für eine hohe biologische Wertigkeit.
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Was Hanfsamen für Vegetarier besonders wertvoll macht
„Das Hanfsamen-Protein ist besonders wertvoll, speziell für Vegetarier. Auch in Sachen Muskelaufbau ist es meiner Ansicht nach jedem Proteinshake überlegen“, konstatiert der Ernährungsexperte weiter. Und mit 24 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm sind Hanfsamen wahre Proteinbomben mit zudem gesundheitsfördernden Eigenschaften.
Gesundheitliche Wirkung
So gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass Hanfprodukte cholesterinsenkend und krebsvorbeugend sein könnten. Das einzigartige Fettsäuren-Verhältnis stabilisiere laut einer kanadischen Studie zudem den Blutdruck und trage dazu bei, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen.1
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Hanfsamen in der Ernährung
Wir haben es also tatsächlich mit einem sehr gesunden Produkt zu tun, das die tägliche Ernährung durchaus bereichern kann. Ob als Salat-Topping, Zutat für Smoothies, Backwaren, Bratlinge, Suppen und so weiter – als knusprige und nussig schmeckende Verfeinerung verleihen sie vielen Gerichten einen interessanten Extra-Pfiff.
Kann übermäßiger Genuss high machen?
Übrigens: Keine Sorge, dass der übermäßige Genuss high machen könnte. Zwar weist das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass der minimale, nicht spürbare und damit „legale“ THC-Gehalt (unter 0,2 Prozent) in Hanfprodukten Schwankungen unterlegen ist, „aber dennoch kann man davon ausgehen, dass Lebensmittel, die wir bei uns kaufen können, auch sicher sind“.
Wer auf Hanfsamen verzichten sollte
Die Verbraucherzentrale weist allerdings darauf hin, dass gerade bei Vielverzehrern, Kindern oder Schwangeren gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich sind. Überdies könnten zudem der Verzehr alkoholischer Getränke und bestimmter Arzneimittel diese Beeinträchtigungen noch verstärken.2
Worauf man beim Kauf achten sollte
Seitz rät zum Bioprodukt – außerdem solle man bei der Herkunft darauf achten, dass der Hanf aus möglichst regionalem Anbau stamme. Bei Erzeugnissen außerhalb der EU sollte man lieber vorsichtig sein.
CO2-Bilanz
Ökologisch gesehe sind Hanfsamen im Vergleich zu Chia, Macha, Baobab, Acai und Co. die bessere Wahl. Zum einen muss das Produkt weder quer über den Globus transportiert werden, noch werden für den Anbau Regenwälder abgeholzt. Hanf ist ein schnell nachwachsender Rohstoff, dessen einzelne Bestandteile nahezu komplett – beispielsweise auch als Baumaterial – genutzt werden können.
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Quellen
- 1. Richard M., Ganguly R., Steigerwald N. et. al. (2007): Dietary hempseed reduces platelet aggregation. Journal of Thrombosis and Haemostasis.
- 2. Verbraucherzentrale NRW: Hanfsamen, Hanföl, Hanf-Tee – wie steht es mit der Sicherheit? (aufgerufen am 2.12.2022)