17. September 2017, 16:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einen Schokoriegel naschen und den Körper gleichzeitig mit Eiweiß versorgen – das versprechen die Proteinbars von Mars und Snickers. Aber ist das dann gesünder oder anders besser? FITBOOK hat einen Experten gefragt.
Die Schokoriegel des Süßwarenherstellers Mars, zu dem auch Snickers gehört, gibt es auch mit der Extra-Portion Eiweiß. Da mag so mancher Schoko-Fan auf einen Genuss ohne Reue hoffen – und Sportler auf eine besonders leckere Form der Eiweißzufuhr. Doch die Riegel haben natürlich einen Haken.
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Kaum weniger Kalorien als das Original
Wie wagten einen Blick auf die Nährwertinformationen des Produkts, das die Hersteller als „Snack zu jeder Zeit“ anpreisen. Kalorientechnisch liegen die Proteinvarianten bei rund 200 Kalorien pro Riegel und haben damit nur unwesentlich weniger als die klassische Variante – bei Mars sind es 229 Kalorien pro Riegel, das Original-Snickers hat 241. Für Kraftsportler aber ohnehin wichtiger: der Eiweißanteil bei Snickers von 18 Gramm (Original: 4 Gramm), bei Mars sind es 19 Gramm, verglichen mit 2,2 Gramm im Original. Das ist ordentlich.
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Irritierend ist sicherlich der „Nicht für Vegetarier geeignet“-Hinweis auf der Verpackung. Dieser rührt aus der Zugabe von „hydrolisiertem Kollagen“, das bei Protein-Mars 12 Prozent und bei Protein-Snickers 14 Prozent der Zutaten ausmacht – und für ein Strukturprotein aus tierischem Bindegewebe (!) steht. Was uns auch nicht so richtig schmeckt: dass Palmöl ‘drin steckt. Dies ist bei Original-Mars und -Snickers ebenso der Fall. Zwar verpflichtete der Konzern sich 2014 selbst zum „nachhaltigen“ Palmölbezug. Inwieweit dies eingehalten werden kann und überhaupt möglich ist, bleibt jedoch umstritten.
Der Haken der Proteinriegel von Mars und Snickers
Aber bedeutet mehr Protein auch, dass die Riegel gesünder sind? Nein! Dr. Dr. Michael Despeghel, Sportwissenschaftler aus Konstanz, verweist im Gespräch mit FITBOOK auf die Nährwertinformationen – und dort fällt auf: Der Kohlenhydratanteil ist höher als der vom Protein. Bei Mars sind es stolze 22 Gramm (13 Gramm davon sind Zucker!), bei Snickers sind es immerhin noch 18,4 Gramm. Die Riegel haben also mehr Kohlenhydrate als Eiweiß.
Laut Despeghel haben die Eiweiß-Varianten von Snickers und Mars das gleiche Problem wie die meisten Proteinriegel: „Sie führen in den Genussbereich.“ Des Geschmacks wegen esse man sie gerne und häufig und glaube gleichzeitig, sich und seinen Muskeln etwas Gutes zu tun. Dabei täte man nichts anderes als Naschen, was auf die Dauer dick machen kann. Zudem führe man sich dabei nicht einmal bemerkenswert viel Eiweiß zu.„In Shakes steckt mehr Protein, es sind 30 bis 40 Gramm pro Glas. Und dieses ist auch von einer höheren Wertigkeit für den Körper“, wie der Sportwissenschafter und Ernährungsfachmann weiß. Heißt: Es kann besser verarbeitet und in die Muskeln aufgenommen werden.
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Die Protein-Versionen der beliebten Candybars sind also keinesfalls die Lösung für puren Genuss bei gleichzeitiger Eiweißversorgung. Aber sind sie aufgrund ihres Eiweißvorteils „besser“ als das Original? Nein, so Dr. Dr. Despeghel. Er empfiehlt, sich vor Augen zu führen, dass es sich dabei nicht um ein Supplement, sondern schlicht und einfach um eine Süßigkeit handelt. Ob man nun Snickers isst oder Protein-Snickers, sei für den Körper völlig unerheblich. Und: Wenn man Lust auf Junkfood hat, darf man ihr auch mal gerne und bewusst nachgehen – so macht es Despeghel sogar selbst. Am Ende ist es auch eine Frage des Preises: Während die normalen Schokoriegel bereits für rund 60 Cent zu haben sind, kostet die online und in Fitness-Fachgeschäften erhältliche Protein-Version in etwa 2,50 Euro.