20. Oktober 2021, 21:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Kritik der „Stiftung Warentest“ war jahrelang groß. Doch dieses Mal kann sie mehr als die Hälfte der getesteten Olivenöle wärmstens empfehlen: 15 von 27 schneiden gut ab.
Fruchtiger Geschmack, bittere Momente und scharfe Noten: Es ist das Zusammenspiel, das gutes Olivenöl so besonders macht. Genau diese Harmonie ist gefragt, wenn sich die Prüfer der „Stiftung Warentest“ Produkte aus der Kategorie „natives Olivenöl extra“ vornehmen und auf der Zunge zergehen lassen. FITBOOK fasst die Resultate, die im „test“-Heft (Ausgabe 11/2021) veröffentlicht wurden, zusammen.
Übersicht
Olivenöl bei „Stiftung Warentest“ – die Ergebnisse
Es wurden 27 Produkte untersucht, sowohl Premium-Marken, als auch mildere und preisgünstige Olivenöle. Insgesamt konnten 15 Produkte die Tester überzeugen, für die sie das Urteil „gut“ gaben. Das ist mehr als die Hälfte, darunter viele Bio-Öle.
Regelrecht ins Schwärmen geraten die Tester, wenn es um ihre beiden Testsieger geht:
- das spanische Bio-Öl Artgerecht Phenolio für 48 Euro pro Liter und
- das italienische Selezione Gustini Antico Frantoio della Fattoria für 40 Euro pro Liter
Sie ragen geschmacklich heraus, glänzen mit Duftnoten etwa nach Gras, Mandel, Pfeffer und Artischocke. Auch ihre chemische Qualität sei Spitze. Beide wurden online eingekauft.
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Preiswerte Alternativen
Doch „Stiftung Warentest“ gab auch deutlich günstigeren Olivenölen gute Noten:
- bestes klassisches Marken-Öl: Bertolli Originale (9,10 Euro pro Liter)
- bestes Discounter-Öl: Lidl Primadonna (5,35 Euro/Liter)
Ebenfalls mit „gut“ bewertet: Mani Bläuel Polyphenol (26,70 Euro/Liter), dmBio (6,35 Euro/Liter), Latzimas (12 Euro/Liter), Ölmühle Solling vergine (25,80 Euro/Liter), Edeka Gut & Günstig (5,35 Euro/Liter), Edeka Bio (6,40 Euro/Liter), Netto Markendiscount BioBio (6,40 Euro/Liter), Jordan (18 Euro/Liter) La Espanola (11 Euro/Liter), Netto Marken-Discount Vegola (5,35 Euro/Liter und Penny (5,35 Euro/Liter). Sieben weitere Öle schneiden „befriedigend“ ab, drei „ausreichend“ und zwei „mangelhaft“ ab.
Welche Kritikpunkte gibt es bei Olivenöl von „Stiftung Warentest“?
Geschmackliche Fehler sind in der höchsten Güteklasse „nativ extra“ nicht erlaubt. Ranzig darf Olivenöl auch nicht schmecken. Diesen Fehler stellten die Verkoster aber beim Öl eines Biomarktes fest. Es hätte nicht als „nativ extra“ verkauft werden dürfen und kassierte ein „mangelhaft“.
Ein weiteres Öl fällt durch, weil es sehr hoch mit DEHP belastet ist. Der hohe Wert spricht dafür, dass sich der Weichmacher aus ungeeigneten Schläuchen gelöst haben könnte. DEHP kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen und sei in der Höhe vermeidbar. Das gelte auch für vier Öle, die hoch mit Mineralölkohlenwasserstoffen Moah und/oder Mosh belastet sind. Weichmacher kommen allerdings auch in allen anderen Ölen vor – in geringen bis sehr geringen Mengen.
Muss man sich um die Weichmacher im Öl sorgen?
„Sie kommen fast überall in der Umwelt vor, etwa im Hausstaub“, erklärt Jochen Wettach, Projektleiter des Tests. Sorgen müsse sich bei geringen Gehalten niemand, so der Lebensmittelchemiker.
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Braucht man unbedingt ein teures Olivenöl auf Gourmetniveau?
Zum schonenden Braten oder Pizzabacken reicht beim Olivenöl Standardqualität, erklärt „Stiftung Warentest“. Ausdrucksstarke Olivenöle sind zum Erhitzen einfach zu schade. Sie bereichern Salate, runden warme Gerichte durch Beträufeln ab oder kommen pur mit Brot zur Geltung.
Was das Erntejahr über das Olivenöl verrät
Interessant ist das Erntejahr, falls es auf dem Etikett steht – was allerdings nicht verpflichtend ist. Frische Öle haben eine stärkere Bitterkeit und Schärfe, heißt es in „test“. Das lasse mit der Lagerzeit nach. Gutes Öl sollte dennoch ausgewogen sein und bittere oder scharfe Eindrücke die fruchtigen Noten nicht überlagern.
Mit Material von dpa