9. April 2019, 7:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer mehr Abnehmwillige verfolgen ihr Ziel mit einer ketogenen Diät/Ernährung. Frauen sollen damit jedoch kaum erfolgreich sein – beziehungsweise erst dann, wenn sie die Wechseljahre hinter sich gelassen haben. Das behaupten nun amerikanische Forscher.
Keine Kohlenhydrate, dafür viel Eiweiß und Fett – so funktioniert, grob zusammengefasst, die ketogene Ernährung. Ihre Anhänger verzichten gänzlich auf Reis, Nudeln und Brot oder vergleichbare Backwaren, und auf Süßigkeiten allemal. Auch Obst ist aufgrund seines (Frucht-)Zuckergehalts verboten, außerdem stärkereiches Gemüse wie Kartoffeln, rote Paprika oder Karotten. Hoch im Kurs stehen hingegen Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Tofu, also tierische und pflanzliche Proteinlieferanten.
Das soll die Keto-Diät bringen
Dadurch, dass dem Körper Kohlenhydrate und Zucker verweigert werden, befinden sich mehr Fett- als Zuckerzellen im Blut. Das soll eine maximale Fettverbrennung in Gang treten. Eine weitere Begleiterscheinung: Dass die Zellen sich alternative Energiequellen suchen müssen, soll einen sogenannten „Hungerstoffwechsel“ (auch „Ketose“) mit sich bringen. Dieser führt zu einem Aufkommen von Ketonkörpern im Blut, welche fortan zur Energieversorgung des zentralen Nervensystem genutzt werden. Das soll sich unter anderem positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken und außerdem dabei helfen, das Gewicht zu halten – zumindest dem Mann.
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US-Forscher sagen: Keto-Diät funktioniert nur beim Mann
Wie jedenfalls beim Webportal der „Endocrine Society“ (= internationale Medizin-Organisation zum Fachbereich Stoffwechsel) nachzulesen ist, reagiert der Frauenkörper „sehr schlecht“ auf die ketogene Diät. In einer aktuellen Pressemitteilung geht es um Erkenntnisse aus einer Studie der University of Iowa. Dort haben Forscher den Effekt einer ketogenen Diät jeweils im weiblichen und männlichen Körper untersucht – an Mäusen. Derartige Studie hatte es schon vorher gegeben, jedoch hatte man dabei die Geschlechter der Versuchstiere nicht berücksichtigt.
So lief die Studie ab
Studienleiter Jesse Cochran und sein Team hatten die weiblichen und männlichen Versuchstiere in zwei Gruppen aufgeteilt. Über einen Zeitraum von 15 Wochen bekam Gruppe eins ein Futter, dessen Hauptanteil (zu rund 47 Prozent) Kohlenhydrate ausmachten, der Fettanteil lag bei sieben Prozent. Gruppe zwei wurde ketogen ernährt, also zu rund 75 Prozent aus Fett und nur noch zu drei Prozent aus Kohlenhydraten.
Das Ergebnis: Die ketogene Diät hat bei den weiblichen Mäusen keine positiven Effekte auf den Blutzuckerspiegel gebracht – im Gegenteil: Die Werte waren sogar schlechter, als bei der nicht-ketogenen Kontrollgruppe – und abgenommen hatten sie auch nicht. Bei den männlichen Mäusen stellten die Forscher sowohl positive als auch negative Veränderungen fest. Ihre Blutzuckerwerte waren gut, auch hatten sie an Gewicht verloren, wiesen jedoch (durch das fettreiche Futter) erste Anzeichen einer Fettleber auf.
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Funktioniert die Keto-Diät bei Frauen nach der Menopause?
Die Forscher halten es für möglich, dass die ketogene Diät bei Frauen jenseits der Menopause besser funktioniert, und haben deshalb eine entsprechende Nachfolgeuntersuchung angehängt. Der Hintergrund: Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich der Verteilung der Sexualhormone. Für Cochran und sein Team lag es daher nahe, dass der (bei Frauen deutlich höhere) Östrogenspiegel den Diäterfolg womöglich behindert. Um die These zu überprüfen, entnahmen sie bei einigen der weiblichen Mäuse die Eierstöcke und führten den Test ein weiteres Mal durch. Und tatsächlich: Nach der Entfernung ihrer Geschlechtsorgane hatte die ketogene Diät sowohl eine Gewichtsabnahme als auch einen verringerten Fettanteil bewirkt.
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Nicht jeder ist für ketogene Ernährung gemacht
Industriell gefertigte Lebensmittel und Zucker zu reduzieren – das ist im Zweifelsfall für jeden eine gute Idee. Bei der ketogenen Ernährung ist aber auch die oftmals gesteigerte Fettzufuhr zu bemerken. Und diese kann bei bestimmten Stoffwechselstörungen, Vorerkrankungen der Gallenblase oder gar des Herzens auch negative Auswirkungen mitbringen. Falls Sie erwägen, das mit der ketogenen Ernährung zu probieren, sprechen Sie vorher idealerweise mit einem Arzt oder Ernährungswisssenschaftler. Und glaubt man den aktuellen Forschungsergebnissen, brauchen jüngere Frauen den Versuch offenbar gar nicht erst zu unternehmen.