30. Oktober 2020, 11:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie riechen sehr intensiv und verleihen Joghurt, Proteinshakes oder Heißgetränken jeden Geschmack, den man sich vorstellen kann: zum Beispiel Butterkeks, Vanille, weiße oder dunkle Schokolade. Was mit klassischem Sirup, wie man ihn aus dem Coffeeshop kennt, einige Gemeinsamkeiten hat, unterscheidet sich davon in einem ganz maßgeblichen Punkt: Flavor Drops haben weder Zucker noch Fett oder Kalorien. FITBOOK stellt das Produkt vor – und fragte einen Experten, ob die Geschmackstropfen schädlich sind.
Figurbewusste nehmen für gewöhnlich Abstand davon, ihren Cappuccino mit Karamell- oder Schoko-Sirup zu trinken – ein Esslöffel bringt immerhin etwa 50 zusätzliche Kalorien und fast 20 Gramm Kohlenhydrate in die Tasse. Für diejenigen, die es aber dennoch gerne süßer hätten, scheint nun die Lösung gefunden: gänzlich zucker- und fettfreie Aroma-Tropfen, besser bekannt unter der Produktbezeichnung „Flavor Drops“ oder „FlavDrops“.
Mit nur einem Tropfen sollen Kaffee, Quark und Co. intensiv nach einem Aroma der Wahl schmecken. Nicht zuletzt Sportler finden diese Erfindung richtig gut, um ihren Eiweißshake oder Magerquark damit zu pimpen, der ohne Aroma-Booster manchmal eher mittelmäßig mundet. Das Produkt gibt es inzwischen von diversen Herstellern aus dem Fitness-Bereich, darunter Nutriful und MyProtein und OstroVit. Diese empfehlen, „den geschmackvollen Begleiter“ in der heimischen Küche zu verwenden oder auch in der Handtasche mit sich zu führen, damit er auch auswärts in Getränken oder Speisen zum Einsatz kommen kann.
Auch interessant: Dieses Obst schmeckt wie Schokopudding!
Selbst Salat-Dressing gibt’s fast ohne Kalorien
Die Hersteller der süßen Flavor Drops führen seit einer Weile auch Soßen, deren klassische Versionen eher von der heftig-deftigeren Sorte sind. Während etwa reguläres Thousand-Island-Dressing – also eine amerikanische Art Gewürz-Mayonnaise – à 100 Gramm rund 370 Kalorien, 35 Gramm Fett und 15 Gramm Kohlenhydrate hat, sind es bei einem Ersatzprodukt der Flavor-Drops-Hersteller gerade einmal fett- und zuckerfreie sieben Kalorien. Wie kann das sein?
Auch interessant: Studie: Zu viele Light-Getränke können das Herz schädigen
Das sagt der Experte zu Flavor Drops
Es mutet schon etwas seltsam an, dass die hochkonzentrierten Wundertropfen „natürliche Zutaten“ enthalten sollen, ebenso die nach Sahne und Käse schmeckenden, gänzlich kalorienarmen Soßen. „Es ist über das Lebensmittelrecht festgelegt, welche Manipulationen man als ’natürlich‘ bezeichnen darf“, versichert jedoch der Münchener Diplom-Ökotrophologe Professor Nicolai Worm auf FITBOOK-Nachfrage. Als Ökotrophologe beschäftigt er sich wissenschaftlich mit Themen rund um die Ernährung und den Haushalt. Worm kannte die Flavor Drops noch nicht, findet sie aber wenig spektakulär. „Derartige Aromen und Farbstoffe kann man einfach kaufen, wir haben sie jetzt bereits in Tausenden anderen Nahrungsmitteln.“
Schaut man auf die Etiketts der süßen Tropfen-Varianten, so stehen dort bei fast allen folgende Inhaltsstoffe: Wasser, Aroma und als Süßungsmittel: Sucralose. Hinzu kommen oft noch Farb- und Konservierungsstoffe. Wie bei allen Süßungsmitteln gilt auch bei Sucralose: Offiziell gelten sie als unbedenklich, allerdings stehen sie im Verdacht, Diabetes begünstigen zu können, wie israelische Wissenschaftler des Weizmann Institute of Science in Rehovot in einer Studie herausfanden.
Experte kritisiert Vergleichsangaben als „unseriös“
Was jedoch Prof. Worm an den Flavor Drops irritiert, ist die auf der Nutriful-Website dargestellte Nährwerttabelle. „Die Vergleichsangaben sind unseriös. Woher kommen die Kalorien, wenn null Zucker und null Fett enthalten sind?“ Stattdessen müssten Stärke, Protein und vor allem große Mengen an Chemie enthalten sein, um „eine akzeptable Konsistenz und einen guten Geschmack“ zu kreieren.
Die Nährwertinformationen findet Prof. Worm irritierend
Foto: PR
Sind die Produkte schädlich?
Die enthaltenen Geschmacks- und Farbstoffe seien in Deutschland zugelassen und entsprechend gesundheitlich unbedenklich – sonst wären die Produkte hier nicht im Handel. Dennoch: „Kein Mensch braucht das Zeug, und niemand wird damit gesünder“, so das Urteil des Ernährungs-Experten. Um es zu verkaufen, brauche man scheinbare Argumente wie „vegan“ oder „null Gramm Fett“, die in Wahrheit niemanden überzeugen sollten. „Es ist weder gesund noch erstrebenswert, null Gramm Fett zu essen“, findet der Wissenschaftler.
Nachgefragt beim Experten Wie „Flavour Drops“ und Geschmackspulver zu Essstörungen führen können
Maximale Fettverbrennung Gemüsesorten, die für die ketogene Ernährung ideal sind
Nachgefragt bei Experten Ist Ahornsirup eine gesunde Zucker-Alternative?
Fazit zu Flavor Drops und Co.
Auch wenn das Ganze nicht sonderlich ‚gesund‘ klingt, besteht laut Experte Worm keine Gefahr, dass man mit Ersatzprodukten wie Flavor Drops und Co. bedenkliche Substanzen zu sich nimmt. Dennoch: Ob man Lebensmittel, die auf Aroma- und Farbstoffen basieren, in die eigene Ernährung integrieren will, ist eine persönliche Entscheidung.