26. April 2022, 4:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Mensch weiß intuitiv, was er essen soll, um mit möglichst allen Nährstoffen versorgt zu sein. Zu diesem Ergebnis kommen britische Forscher, samt der Warnung: Die moderne Lebensmittelindustrie zerstört diesen wichtigen Instinkt.
Es sei in uns „einprogrammiert“, vor allem auf kalorienreiche Lebensmittel zu setzen. Daher bevorzugen wir fett- und stärkehaltigen Speisen. So die allgemeine Annahme, die offenbar nicht ganz stimmt. Laut britischen Forschern wählen Menschen ihr Essen in der Regel intuitiv richtig aus, um sicherzustellen, dass alle lebenswichtigen Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen werden.
Übersicht
Beliebte Lebensmittelkombinationen sind auch besonders gesund
Ein Forscherteam der Universität Bristol lud 128 Erwachsene zu einem Experiment ein, bei dem sich offenbarte, dass Menschen bestimmte Lebensmittelkombinationen mehr bevorzugen als andere. Sie wählten beispielsweise Apfel und Banane etwas öfter als Apfel und Brombeere. Interessanterweise bietet erstere Kombi ein ideales Gleichgewicht bestimmter Mikronährstoffe, heißt es in der Universitätsmitteilung.1 Dasselbe gilt übrigens ebenso für Avocado und Tomaten oder Haferflocken und Blaubeeren. Auch bei ihnen handelt es sich um beliebte Lebensmittelpaare, deren Nährstoffe sich perfekt ergänzen (FITBOOK berichtete). Zufall?
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Wir essen viel intuitiver als uns bewusst ist
Das Team wollte es genauer wissen und untersuchte die Lebensmittelkombinationen beliebter Speisen. Darunter britische Comford-Food-Gerichte wie Fish and Chips oder Curry mit Reis. Und tatsächlich: Auch wenn Fish und Chips nicht gerade zu den gesündesten Gerichten gehört, bietet es mehr Nährstoffe als z. B. Chips mit Curry. Was wir uns auch immer gerne zusammen auf den Teller häufen – so die Erkenntnis der Forscher – tut unserem Körper in der Regel ernährungsphysiologisch gut. Kombinationen, die weniger beliebt sind oder wir als „unnatürlich“ empfinden, haben auch gesundheitlich weniger zu bieten.
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Wir haben einen angeborenen Instinkt für ausgewogene Ernährung
Studienleiter Prof. Jeff Brunsstrom zeigt sich begeistert von seiner Entdeckung: „Zum ersten Mal seit fast einem Jahrhundert haben wir gezeigt, dass Menschen in ihrer Nahrungsauswahl raffinierter sind, als bislang angenommen.“ Brunsstrom meint damit, dass wir über eine angeborene Ernährungsintelligenz verfügen, die eben nicht nur auf bloße Kalorien, sondern auch auf Nährstoffe ausgerichtet ist. Dafür spricht zum Beispiel, dass die Menschheit seit jeher besondere Gewürze, Teesorten oder edle Pilze wie Trüffel zelebriert – begehrte Zutaten ohne nennenswerte Kalorien.
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Frühere Studien gaben Hinweise
Bereits Studien aus den 1930er-Jahren mit Kleinkindern hätten Hinweise darauf gegeben, dass wir instinktiv die richtigen Nahrungsmittel für uns auswählen. Darin ließ man die Jüngsten über einen längeren Zeitraum selbst entscheiden, was sie essen wollen. Obwohl jedes Kind sich etwas anderes aussuchte, erreichten und bewahrten alle einen guten Gesundheitszustand. Allerdings wurden diese frühen Untersuchungen stark kritisiert und hinterfragt. „Und doch scheint der Mensch eine scharfsinnige Intelligenz zu besitzen, wenn es um die Auswahl einer nahrhaften Ernährung geht“, ist Brunsstrom sich angesichts seiner jüngeren Daten sich sicher.
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Verarbeitete Lebensmittel und künstliche Zusatzstoffe greifen angeborene Ernährungsweisheit an
Unsere Fähigkeit, intuitiv zu essen, ist durch die moderne Lebensmittelindustrie massiv bedroht, glaubt Co-Autor Dr. Mark Schatzker. „Die Forschung wirft wichtige Fragen auf. Stört beispielsweise unsere kulturelle Fixierung auf modische Diäten unsere Ernährungsintelligenz auf eine Weise, die wir nicht verstehen?“ Studien hätten gezeigt, dass Tiere den Geschmack als Leitfaden für die Vitamine und Mineralstoffe verwenden. „Wenn Geschmack für Menschen eine ähnliche Rolle spielt, dann verfälschen wir möglicherweise Junkfood wie Kartoffelchips oder Limonaden, indem wir ihnen künstliche Aromen hinzufügen. Mit anderen Worten, die Lebensmittelindustrie könnte uns unsere Ernährungsintelligenz abtrainieren und uns dazu bringen, Dinge zu essen, die wir normalerweise vermeiden würden.“ Dies wurde auch teilweise erklären, warum immer mehr Menschen krankhaft übergewichtig sind.
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Forschung Diese Lebensmittel programmieren das Gehirn auf Verlangen nach Süßem
Quelle
- 1. University of Bristol. (2022). New research shows humans possess surprising nutritional intelligence.