29. Oktober 2021, 5:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Überraschung: Die im grünen Tee als gesund geltenden Katechine wirken gar nicht antioxidativ, sondern sorgen zunächst für jede Menge Stress in den Zellen. Doch genau dieser Mechanismus stärkt paradoxerweise den Organismus, sofern man den Tee in seiner natürlichen Form genießt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Grüner Tee ist und bleibt weiterhin ein gesundes, wenn nicht das gesündeste Getränk überhaupt (abgesehen von Wasser)! Das betonen auch die Forscher, die bei besagter aktuellen Studie beteiligt waren. Dennoch machten Wissenschaftler der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit der Universität Jena eine unerwartete Entdeckung. Mithilfe von Fadenwürmern spürten sie den wahren Mechanismus hinter der im Tee vorkommenden Katechine auf. Ihre Wirkung ist – anders als erwartet – mit einer Art Impfung zu vergleichen. Daher können hoch konzentrierte Grüntee-Extrakte Leber und Zellen dauerhaft schädigen, während der herkömmliche Tee ein immunstärkender Jungbrunnen ist.
Überblick
Was es mit den Katechinen namens ECG und EGCG auf sich hat
Grüner Tee gilt eigentlich als recht gut erforscht, sodass die neuste Erkenntnis eigentlich eine kleine Sensation darstellt. So ging die Wissenschaft bislang davon aus, dass die darin enthaltenen Katechine namens ECG und EGCG deshalb lebensverlängernd wirken, weil sie die Zellen vor oxidativen Stress schützen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, heißt es in einer Universitätsmitteilung der ETH Zürich.1 „Die Katechine aus dem Grüntee unterdrücken oxidativen Stress nicht, sondern sie fördern ihn.“ Statt mit Antioxidantien haben wir es also mit Pro-Oxidantien zu tun. Doch wie kommt es, dass Grüner Tee trotzdem weiterhin gesund ist?
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Fadenwürmer brachten die Erkenntnis
Die ETH-Forschenden um Michael Ristow, Professor für Energiestoffwechsel am Departement Gesundheitswissenschaften der ETH Zürich, haben zusammen mit Kollegen der Universität Jena nun den Wirkmechanismus der Katechine im Fadenwurm C. elegans genauer unter die Lupe genommen. Fadenwürmer sind hervorragende Kandidaten, wenn es um die Altersforschung geht, da sich ihre Prozesse sehr gut auf den Menschen übertragen lassen.
Besagte Würmer wurden also mit Katechinen aus Grünem Tee gefüttert. Dabei entdeckten die Forscher einen kurzzeitigen Anstieg von oxidativen Stress in den Wurm-Zellen, heißt es in der im Fachblatt „Aging“ veröffentlichen Studie. 2 Dieser hielt allerdings nicht lange an. Als Reaktion auf die „bösen“ Katechine wurden Gene aktiviert, welche Enzyme und damit körpereigene Antioxidantien wie die Superoxid-Dismutase (SOD) und die Catalase (CTL) hervorbrachten. Das Ergebnis: Gesunde, widerstandsfähige und besonders langlebige Fadenwürmer.
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Grüner Tee ist gesund, weil er wie eine Mini-Impfung wirkt
Studienleiter Michael Ristow erklärt das so: „Grüntee-Polyphenole verbessern, ähnlich wie eine Impfung, die Abwehrfähigkeit des Organismus“. Sport hat einen vergleichbaren Effekt. So konnte seine Arbeitsgruppe 2009 zeigen, dass sportliche Aktivitäten oxidativen Stress ebenso kurzfristig steigern und damit die Abwehrmechanismen des Körpers verbessern. „Für mich lag es daher nahe, dass die Katechine aus dem Grüntee ähnlich wirken.“
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Finger weg von Grüntee-Extrakten und anderen Konzentraten!
Der ETH Professor trinkt selbst täglich grünen Tee, rät aber davon ab, Grüntee-Extrakte oder -Konzentrate zu sich zu nehmen. „Ab einer gewissen Konzentration wird es toxisch“, warnt er. Hoch dosierte Katechine hemmen die Mitochondrien so stark, dass dies zum Zelltod führe, was insbesondere in der Leber gefährlich werden könne. Wer diese Polyphenole in zu hohen Dosen zu sich nimmt, riskiert Schäden an Organen. Übrigens: Grüner Tee aus Japan ist laut Experten die gesündeste und damit beste Wahl.
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Beliebtes Getränk Grüner Tee – Zubereitung, Wirkung und Inhaltsstoffe
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Quellen
- ETH Zürich. Katechine des Grüntees fördern oxidativen Stress. (2021)
- Ristow M, Tian J, Geiß C, et.al. Green tea catechins EGCG and ECG enhance the fitness and lifespan of Caenorhabditis elegans by complex I inhibition. Aging. (2021)