
14. April 2025, 17:07 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
In Supermärkten und Discountern strahlen uns jetzt knallbunte Ostereier in allen Farben an. Was viele nicht wissen: Hinter der hübschen Schale verbirgt sich oft Tierleid. Denn anders als frische Eier, muss die Herkunft dieser gekochten Eier nicht gekennzeichnet sein. Fragwürdig ist auch ihre Keimbelastung. Besser ist: Selbst färben! Doch auch bei einigen Lebensmittelfarben ist Vorsicht geboten.
Eier sind aus deutschen Haushalten kaum wegzudenken. Doch während wir sie fast gedankenlos in den Einkaufswagen legen, läuft im Hintergrund eine gigantische Produktion ab. Erst recht um Ostern herum, um sie auszublasen und anzumalen, hart zu kochen und einzufärben oder in den gebackenen Hefezopf zu legen. Hart gekocht und bunt gefärbt liegen sie jetzt auch massenweise in Supermärkten, Discountern und sogar beim Bäcker bereit. Mit der Herkunft dieser verarbeiteten Eier ist es allerdings so eine Sache. Was Sie wissen sollten, lesen Sie hier bei FITBOOK.
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Übersicht
- Wie viele Eier in Deutschland pro Jahr produziert werden
- Woher stammen die bunten Eier im Supermarkt?
- „Ökotest“ warnt vor dem Kauf gefärbter Supermarkt-Eier
- Dieses Siegel garantiert, dass die Eier nicht aus Käfighaltung stammen
- Keimbelastung
- Einige zugelassene Lebensmittelfarben nicht unbedenklich
- Selbst einfärben mit Rote Bete, Blaubeersaft, Spinat, Kurkuma
- Wie lange halten sich frisch gefärbte Eier?
- Bio-Eier enthalten mehr Omega 3 als Eier aus Bodenhaltung
- Quellen
Wie viele Eier in Deutschland pro Jahr produziert werden
2024 wurden in Deutschland rund 13,7 Milliarden Eier in Betrieben von Unternehmen mit mindestens 3.000 Hennenhaltungsplätzen produziert.1 Damit stieg die Eierproduktion gegenüber dem Vorjahr um 550 Millionen Eier. Die meisten Hennen (58 Prozent) werden in Bodenhaltung (Stallhaltung) gehalten. Der Anteil dieser Haltungsform sinkt leicht (2019 waren es noch 62,9 Prozent). Steigend ist die Zahl der Eier aus Freilandhaltung. Waren es 2019 noch 19,5, lag der Anteil 2024 bei 23,6 Prozent. Auch der Anteil der Eier aus ökologischer Erzeugung steigt: 2019 waren es nur 11,5 Prozent, 2024 bereits 14,1.
2024 wurden laut Meldung des Statistischen Bundesamts insgesamt 45,3 Millionen Legehennen gehalten. Damit legt eine Henne im Jahr durchschnittlich 302 Eier.
Das bedeutet Bodenhaltung
Diese Zahlen zeigen zwar, dass es Verbrauchern zunehmend wichtig ist, dass ihr Frühstücksei von einem Huhn aus ökologischer Haltung stammt. Doch mit 7,9 Milliarden Eiern macht die Bodenhaltung nach wie vor den größten Teil der deutschen Eier-Produktion aus. Dabei teilen sich neun Tiere einen Quadratmeter Boden in einem Stall.
Woher stammen die bunten Eier im Supermarkt?
Schon lange vor Ostern stehen in Supermärkten und Discountern Paletten mit hart gekochten, bunt gefärbten Eiern in Plastikschalen oder Kartons. Woher diese Eier stammen? Für den Verbraucher bleibt das leider häufig ein Rätsel.
Eigentlich gibt über die Frage der Herkunft bei Eiern der Eierstempel Auskunft: 0 steht für Ökologische Haltung und Biofutter, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung – eine Haltungsform, die laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Tierquälerei und Salmonellenrisiko bedeutet und sich im deutschen Handel kaum noch verkaufen, weil sie von den Verbrauchern abgelehnt werden.2
Auch interessant: Was bedeuten die Siegel in der Haltungsform bei tierischen Produkten?
„Ökotest“ warnt vor dem Kauf gefärbter Supermarkt-Eier
Weil die gekochten, bunt gefärbten Ostereier „verarbeitet“ sind, besteht für sie – anders als für frische Eier – keine Kennzeichnungspflicht!
Zwar sei der Anteil der bunt gefärbten Eier mit Kennzeichnung inzwischen gewachsen, so „Ökotest“ – viele Ostereier im Supermarkt und Discounter würden „immerhin“ aus Bodenhaltung stammen.3 Das entspreche einer minimalen Verbesserung – nicht vergessen werden dürfe aber: „Auch Eier aus Bodenhaltung stammen nicht von glücklichen Hühnern.“
Jetzt müssen wir uns nochmal dem Wörtchen „immerhin“ in der „Ökotest“-Argumentation widmen. Denn möglicherweise handelt es bei dem bunten Ei aus Bodenhaltung um das kleinere Übel …
Können aus Käfighaltung stammen
Denn: Diese schönen, bunten Eier könnten aufgrund der fehlenden Kennzeichnungspflicht auch aus Käfighaltung stammen. Die gibt es nach wie vor in der EU, nur, und das zeigt die Nachfrage, möchte kaum ein Verbraucher das noch haben. Hennen, die so gehalten werden, können nämlich nicht uneingeschränkt laufen, scharren, picken und staubbaden – was für die Tiere essenziell ist. Auf einem Frischei müsste diese Haltung das mit einer Ziffer 3 gekennzeichnet sein – und die sind im Handel aus genanntem Grund kaum noch zu finden. Aber als gekochte, bunte Ostereier? Tja, hier muss man leider davon ausgehen …
Warum hinter bunten Eiern aus den Discountern und Supermärkten oft ein mangelndes Tierwohl steckt, lesen Sie bei unseren Kollegen von PETBOOK.
Im Zweifel ist das bunt gefärbte Ei mit einer Ziffer „2“ (für Bodenhaltung) also noch dem ohne Kennzeichnung vorzuziehen! Aber kann man gar nichts tun, um bunte Eier zu identifizieren, die nicht aus Käfighaltung stammen? Doch, es gibt einen Hinweis – die Teilnahme daran ist für Hersteller jedoch freiwillig.
Dieses Siegel garantiert, dass die Eier nicht aus Käfighaltung stammen
Es gibt einen Hinweis auf Eierkartons, der garantiert, dass die Eier nicht aus Käfighaltung stammen: Das sogenannte „KAT“-Siegel des „Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V.“ Wer freiwillig „KAT“ auf seine Produkte schreibt, verpflichtet sich zur Einhaltung strenger Auflagen für Tierhaltung und Hygiene, die über die Vorgaben der EU hinausgehen. Für Eier bedeutet es: Sie stammen garantiert nicht aus Käfighaltung.
Trägt ein Karton dieses Siegel nicht, ist es andererseits möglich, dass die enthaltenen Eier aus einem ausländischen Betrieb mit Käfighaltung stammen.

Augen auf beim Eierkauf
„Ich selbst esse seit einigen Jahren keine Eier mehr, da mir der Geschmack nie wirklich zugesagt hat. Mittlerweile gibt es auch beim Backen tolle Alternativen, die eine ähnliche Bindung erzeugen und mir auch noch besser schmecken.
Wer jedoch nicht auf Eier verzichten möchte, kann so einiges tun, um Tierleid nicht weiter zu befeuern. Denn in vielen industriell verarbeiten Produkten wie Nudeln oder Keksen können sich noch immer Eier aus Käfighaltung befinden. Dies gilt auch für bunte Eier – diese gelten durch das Kochen und Bemalen als ‚verarbeitet‘. Stammen diese auch noch aus dem EU-Ausland, kann ihre Produktion auch noch mit der in Deutschland seit 2022 abgeschafften Praktik des Küktentötens verbunden sein.
Tierfreundlichere Alternativen sind Eier der Verbände Bioland, Naturland und Demeter. Diese gehen über die EU-weiten Regelungen zur Bio-Haltung hinaus und ziehen die ‚Bruderhähne‘ der Legehennen auf, ohne, dass sie wieder in der Massentierhaltung landen. Auch Eier von Zweinutzungshühnern – also die Eier legen und später auch für ihr Fleisch genutzt werden –, sind empfehlenswerter.
Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass auch jedes Bio-Tier immer noch wirtschaftlich sein muss. Ich jedenfalls decke die ‚Ein-Ei-pro-Woche‘-Regel der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für mich selbst auch mit einer Handvoll Nüsse und einer Schlüssel Haferflocken mit Sojadrink ab.“
Keimbelastung
Gefärbte Eier sind jedoch nicht nur in Bezug auf ihre Herkunft fragwürdig. Häufig liegen die Ostereier lange Zeit ungekühlt im Supermarktregal, bevor sie gekauft werden. „Ökotest“ empfiehlt Verbrauchern daher, die Eier zu Hause immer im Kühlschrank aufzubewahren, um die Keimbelastung zu reduzieren. Zudem sollte man die Eier vor dem Kauf kontrollieren: Durch Risse in der Schale können Keime leicht eindringen. Daher besser nur Produkte kaufen, bei denen die Schale intakt ist. Zudem gilt, ob bei gefärbtem oder rohem Ei: Riecht es unangenehm, sollte man es umgehend entsorgen.
Ostereier werden vor dem Einfärben gekocht. Bei einer zu langen Kochzeit kann es vorkommen, dass sich das Eigelb in einem bläulichen oder grünlichen Ton verfärbt. Das ist nicht bedenklich, Sie können das Ei bedenkenlos konsumieren.
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Einige zugelassene Lebensmittelfarben nicht unbedenklich
Wer dennoch gerne bunte Eier im Osterkörbchen haben möchte, kann diese selbst einfärben. Aber auch hier ist ein genauer Blick auf die Verpackung des Färbemittels wichtig, denn einige zugelassene Lebensmittelfarben sind nicht unbedenklich. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt vor Substanzen wie Chinolingelb (E104) oder den Azofarbstoffen Tartrazin (E102), Gelborange S (E110), Azorubin (E122) und Cochenillerot A (E124 A).4 Azofarbstoffe stehen im Verdacht, die Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern negativ zu beeinflussen. Auf der Liste der Inhaltsstoffe müssen die Namen oder E-Nummern der enthaltenen Substanzen aufgeführt werden.
Selbst einfärben mit Rote Bete, Blaubeersaft, Spinat, Kurkuma
Wer Ostereier guten Gewissens essen möchte, sollte Bio-Eier selbst kochen und mit natürlichen Mitteln selbst einfärben. Hierfür können färbende Lebensmittel wie Heidelbeeren, Rote Bete, Kurkuma, Spinat oder Blaubeersaft verwendet werden. Wer mit Kindern zusammen Eier einfärben möchte und Sorge vor nachhaltigen Flecken der farbintensiven Lebensmittel hat, kann auch auf unbedenkliche Farbstoffe zurückgreifen. Dazu zählen beispielsweise Riboflavin (E101), Chlorophyll (E140) und Lycopin (E160D). Hier finden Sie die vollständige Liste.
Auch interessant: Darum sollte man Ostereier vor dem Kochen nicht anpieksen
Wie lange halten sich frisch gefärbte Eier?
Gekochte, selbstgefärbte Eier halten sich etwa zwei bis vier Wochen. Das ist eine relativ große Zeitspanne. Der entscheidende Faktor dabei ist, ob die Schale unverletzt ist und ob man die Eier nach dem Kochen abschreckt oder nicht. Darauf weist die Verbraucherzentrale NRW hin.
Denn durch den Guss mit kaltem Wasser kühlen die heißen Eier schnell ab. Zwischen Schale und Ei bildet sich aufgrund des Temperaturschocks eine Luftschicht. Die sorgt dafür, dass Eier leichter gepellt werden können. Durch den Luftsauerstoff dringen jedoch auch Mikroorganismen durch die Schale.
Bei beschädigter Schale sofort kühlen
Am längsten halten sich nicht-abgeschreckte Eier: Ist die Schale unversehrt, kann man sie auch nach mehr als vier Wochen noch essen. Abgeschreckte Eier muss man dagegen auch bei kühler Lagerung innerhalb von zwei Wochen verzehren. Ist die Schale beschädigt, sollte man sie sofort kühlen und schnell konsumieren.
Wer fertig gefärbte Eier kauft, findet bei bunten Eiern in Kartons oder Plastikschalen das Mindesthaltbarkeitsdatum. Bei loser Ware auf Wochenmärkten oder im Einzelhandel müsse dagegen kein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben werden, so die Verbraucherschützer.

Sind braune Eier gesünder als weiße?

Was bedeutet die Nummer auf dem Ei?

Darum sollte man Ostereier vor dem Kochen nicht anpieksen
Bio-Eier enthalten mehr Omega 3 als Eier aus Bodenhaltung
Gut zu wissen: Bio-Eier haben ein besseres Aroma und einen höheren Gehalt an Omega-3-Fettsäuren als Eier aus der Bodenhaltung. Das fand der Geflügelwissenschaftler Prof. Dr. Grashorn von der Universität Hohenheim 2017 heraus.5 Warum? Frei lebende Bio-Hühner konsumieren auf der Wiese Pflanzen mit ätherischen Ölen, wie beispielsweise Kamille.
Auch fand Grashorn heraus, dass das Eiweiß von Bio-Eiern eine bessere Konsistenz hat als jenes von Eiern aus Bodenhaltung, weil die Bio-Hennen über ein besseres Immunsystem verfügen.
Die Dotter hingegen sind kleiner und heller. Die geringere Größe ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Bio-Hennen weniger zusätzliche Nährstoffe verabreicht bekommen. Da in Bio-Betrieben zudem keine synthetischen Farbstoffe als Futterzusatzstoffe verwendet werden dürfen, ist die Farbe ihrer Eidotter weniger intensiv als die von Hennen aus der Bodenhaltung.
*Mit Material von dpa