4. Oktober 2020, 20:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag“ sollen es sein. Diese Empfehlung hat jeder schon einmal gehört. Aber warum eigentlich ausgerechnet fünf? Und wie groß ist eine solche Portion? Wo kommt die Empfehlung her, was soll sie bewirken – und hat sie überhaupt ihre Berechtigung? FITBOOK hat es herausgefunden.
Die Empfehlung, 5 Portionen Gemüse und Obst pro Tag zu essen, kommt von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten deutscher Universitäten und Ernährungsinstituten.
Wer hinter „5 am Tag“ steckt
Hinter der Kampagne „5 am Tag“ stehen also gleich mehrere Fachgesellschaften und die Überzeugung: „Ein hoher Konsum von Gemüse und Obst“ verbessert die gesundheitliche Verfassung und beugt damit verschiedenen Krankheiten vor. Wie genau – das erklärt die DGE auf einer insgesamt 56 Seiten umfassenden Stellungnahme zur Kampagne.
Das meinen die Absender der Kampagne wirklich
Die empfohlenen fünf Portionen unterteilen sich in dreimal Gemüse und zweimal Obst. Am Ende des Tages sollen auf diese Weise etwa 400 Gramm Gemüse zusammengekommen sein – wahlweise gegart oder in Form von Rohkost beziehungsweise Salat. In Sachen Obst reichen der „5 am Tag“-Kampagne zufolge 250 Gramm täglich.
Die Größe der jeweils einzelnen Portionen ist somit nicht definiert. Insofern ist die Zahl 5 eigentlich willkürlich gewählt – denn den Absendern der Kampagne geht es am Ende um die ideale Gesamtmenge an verzehrtem Obst und Gemüse.
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Was bringt es, am Tag 5 Portionen Obst und Gemüse zu essen? Das sagt der Experte
Viel Obst und Gemüse zu konsumieren, bedeutet eine hohe Zufuhr an wertvollen Nährstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Dies unterstützt die Gesunderhaltung, heißt es in dem Schreiben. Die Fachleute stützen sich dabei auf eine „überzeugende Evidenz“, gewonnen durch die Analyse zahlreicher, in der Literatur verfügbarer Studien.
Experte ist skeptisch
„Diplom-Ökotrophologe Uwe Knop ist dem Ganzen gegenüber skeptisch. Was immer für Ernährungsstudien gelte: Man könne sich nicht darauf verlassen, dass die Angaben der Probanden hinsichtlich ihrer Ess- und Trinkgewohnheiten der Wahrheit entsprechen. Was und wie viel die Personen, die in die Bewertung einflossen, im Tagesverlauf zu sich genommen haben, und ob man von fünf Portionen Gemüse und Obst sprechen kann – man wisse es schlichtweg nicht.Knop erinnert daran, dass die „5 am Tag“-Kampagne vor mehr als 15 Jahren eingeführt wurde. „Damals glaubte man, der Verzehr von Gemüse und Obst schütze vor Krebs. Doch inzwischen weiß man, dass es dafür keinen einzigen Beleg gibt“, so der Experte zu FITBOOK. Das gelte auch für alle andere Krankheiten. “–
Mengenempfehlung nicht zu streng nehmen
Das mit den fünf Portionen Gemüse und Obst ist nicht als Matheaufgabe zu verstehen, geschweige denn als Aufforderung, den Tag für exakt fünf pünktliche Obst- und Gemüseportionen zu unterbrechen. Vielmehr geht es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Verzehr von Gemüse und Obst gesundheitsfördernd ist. Es ist zweifellos sinnvoll, statt eines Schokoriegels zwischendurch einen Apfel zu essen – und somit auf eine Obstportion zu kommen.
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Obst- und Gemüsekonsum fördern
FITBOOK berichtete bereits über eine Untersuchung an der Tuft University im US-Bundesstaat Massachusetts, auf deren Basis die Studienverantwortlichen eine staatliche Subventionierung von Obst- und Gemüseeinkäufen forderten. Die Wissenschaftler hatten anhand eines entsprechenden Testmodells errechnet, dass sich in Amerika rund 1,93 Millionen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden lassen könnten, wenn den Bürgern mehr Obst und Gemüse zur Verfügung steht. Weil für viele Menschen gesundes Essen auch eine Kostenfrage darstellt, entstand die Idee zum bezuschussten Gesundheitsprogramm.
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Fazit
Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag, und Krankheiten haben keine Chance mehr? So einfach ist es leider nicht. Die inzwischen in die Jahre gekommene „5 am Tag“-Kampagne sollte niemanden unter Druck setzen, neurotisch nach Zahlen zu essen. Ebenso kann es nicht gesundheitsförderlich sein, den Magen-Darm-Trakt mit bspw. Rohkost zu überladen, wenn man diese nicht gut verträgt.
Aber: Wer Gemüse und Obst mag, trifft mit der Faustregel im Zweifelsfall ballaststoffreichere und kalorienärmere Entscheidungen, als würde der Tag aus vielen Portionen fettiger, zuckerhaltiger Snacks bestehen. Nur zu viel versprechen sollte man sich dadurch nicht.