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Experten verraten

Die Ernährungstrends 2021

Ernährungstrend 2021: Quark
Unsere Experten sind sich einig: Probiotische Lebensmittel, wie Joghurt oder Kefir, werden als Ernährungstrend 2021 weiter an Bedeutung gewinnen. Foto: Getty Images
Katrin Mertens

12. Januar 2021, 20:03 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Drei Experten hatten FITBOOK Ende 2019 ihre Prognosen für die Ernährungstrends 2020 genannt. Das Jahr war dann doch etwas anders, als wir alle uns das vorgestellt haben. Hat Corona den Ernährungsstil der Deutschen beeinflusst? Unsere drei Experten ziehen ein Fazit des vergangenen Jahres und verraten uns ihre Prognosen für 2021.

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Mit fachlicher Beratung von
Prof. PhDr. Sven-David Müller, M.Sc., Ernährungsmedizinischer Wissenschaftler, Honorarprofessor für Diätetik und Gesundheitswissenschaft, Diätassistent und Diabetesberater der Deutschen Diabetes Gesellschaft
Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Die Ernährungstrends 2021 – bei ihren Prognosen unterscheiden sich Dr. Matthias Riedl, Facharzt für Ernährungsmedizin, Ökotrophologe Uwe Schröder und Ernährungsexperte Sven-David Müller sehr. Der eine hält an seinen Vermutungen aus dem vergangenen Jahr fest, ein anderer hat neue Theorien und der Dritte sieht schwarz für die kulinarische Zukunft. Aber bei einer Prognose stimmen sie überein: Probiotika spielen 2021 eine große Rolle in unserer Ernährung. Mehr dazu später – werfen wir zunächst einen Blick zurück auf das vergangene Jahr.

Haben sich die Prognosen zu den Ernährungstrends 2020 bewahrheitet?

FITBOOK hat die drei Experten gebeten, ihre Ernährungstrend-Prognosen für das letzte Jahr selbst zu bewerten.

Dr. Matthias Riedl

Dr. Matthias Riedl, Facharzt für Ernährungsmedizin, war insbesondere von einem Vormarsch veganer Protein-Produkte ausgegangen. Jetzt, ein Jahr später resümiert er: „Es kommen immer mehr vegane ‚Fleischprodukte‘ aus isolierten Proteinen, wie Sojaproteinisolat, auf den Markt.“ Zudem merkt er an, dass die Produktion von vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten vom ersten Quartal 2019 bis zum ersten Quartal 2020 um 37 Prozent gestiegen sei. Auch für weitere Einschätzungen, darunter der Vormarsch von Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Quellen und mehr Achtsamkeit bei der Ernährung, sieht Riedl positive Tendenzen. Sein prognostiziertes Ende des Superfoods ist jedoch nur teilweise eingetreten. „Ja, Acai und Chia sind ‚out’“, bestätigt er. Goji-Beeren und Miso würden hingegen weiterhin angepriesen werden.

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Uwe Schröder

„Was wirklich im Trend lag, war extra Eiweiß, also Proteine, in den unterschiedlichsten Produkten“, gibt Diplom-Ökotrophologe Uwe Schröder an. Eine Prognose, bei der er und seine Kollegen Riedl und Müller sich im letzten Jahr einig gewesen waren. „Die Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Quellen sind sicher nicht so stark geworden, wie gedacht“, resümiert Schröder. Die Einschätzung, dass Menschen bei ihrer Ernährung mehr auf Qualität und Nachhaltigkeit setzen würden, sieht er hingegen positiv. „Ich glaube, das war ganz stark, auch im Sinne des Clean Eating.“ Während Corona sei das Thema zunächst etwas untergegangen, da einige Menschen Angst vor einer Lebensmittelknappheit gehabt hätten. „Im Herbst gab es einen großen Kongress in Heidelberg von der ‚Dr. Rainer Wild-Stiftung‘ zum Thema ‚Food Well-being‘ und da wurde das Thema auch aufgegriffen. Das ist ein Trend, eine Welle, die sich auch im nächsten Jahr stark weiterverbreiten wird.“

Sven David Müller

Ernährungsexperte Dr. Sven-David Müller findet, dass den für 2020 vorhergesagten Trends in Sachen Nachhaltigkeit und Proteine durch die Corona-Pandemie die Luft ausgegangen ist. „Die Menschen hatten andere Probleme“, sagt Müller. Auch friste Qualität bei der Ernährung allzu häufig weiterhin ein Schattendasein: „Ich beobachte, dass bei vielen Menschen das Gewicht 2020 gestiegen ist.“

Die vollständigen Prognosen unserer Experten für das Jahr 2020 finden Sie hier.

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Ernährungstrend 2021 – die Prognosen unserer Experten

Die Menschen würden immer mehr versuchen, die Auswahl ihrer Nahrungsmittel und ihren Lebensstil mit Qualität und Nachhaltigkeit zu verbinden, prognostiziert Uwe Schröder als Ernährungstrend 2021. „Um sowohl mir etwas Gutes zu tun, als auch der Umwelt. Das ist im Prinzip auch das, was sich hinter Clean Eating verbirgt.“

Trend 1: Zu Hause kochen

Dr. Matthias Riedl ergänzt, dass durch die Bewegung „Fridays for Future“ das Bewusstsein für den Einfluss der Ernährung auf die Umwelt größer geworden sei. Auch würden Produkte mehr mit ihrer Nachhaltigkeit beworben werden. Jedoch wird aus seiner Sicht der gute Wille der Konsumenten hier zum Teil auch ausgenutzt: „Produkte werden als vegan beworben, obwohl diese immer schon vegan sind.“ Bei dieser Praktik werden Lebensmittel, wie Nüsse, die generell keinerlei tierische Inhaltsstoffe enthalten, explizit als „vegan“ beworben, um sie teurer verkaufen zu können. 2020 wurden laut dem Portal Ökolandbau 27 Prozent mehr Bio-Frischeprodukte gekauft als noch 2019. Für Riedl ganz klar: „Corona-bedingt haben die Menschen vermehrt zu Hause gekocht.“ Und er vermutet, dass dieser Trend auch 2021 bleibt.

Trend 2: Mahlzeiten bestellen

Andererseits läuft das Geschäft mit dem Bestellen von Mahlzeiten im Internet gerade irre gut – der große Trend im Corona-Lockdown. „2021 wird es darum gehen, dass man sein Essen irgendwo bestellt“, kontert Sven-David Müller. Anstelle von Nachhaltigkeit und Qualität sieht er für die meisten Deutschen andere entscheidende Faktoren bei der Wahl der Lebensmittel: „Billig und viel – das ist für die Deutschen immer noch das Wichtigste“, lautet sein hartes Urteil. Den Anteil der Deutschen, der sich wirklich für gesunde Ernährung interessiert und die Regeln regelmäßig umsetzt, schätzt er auf gerade einmal zehn bis zwanzig Prozent.

Dass viele Menschen, insbesondere jüngere Erwachsene, „gar nicht mehr richtig kochen“ können, hält Müller generell für ein großes Problem unserer Gesellschaft. „Wer hat denn vor Corona noch regelmäßig gekocht?“, fragt er. Stattdessen würden sich die Menschen auf Fertiggerichte und Essen vom Lieferdienst verlassen. „Viele schauen Kochsendungen im Fernsehen und backen dann die Tiefkühlpizza auf oder bestellen Sushi.“ Müller prognostiziert für 2021: „Man bestellt deutlich mehr Essen – sicherlich um den Faktor zwei mehr, als man bisher bestellt hat.“

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Trend 3: Die richtigen Proteine zur richtigen Zeit

2020 waren sich alle drei Experten einig: Eiweiß ist ein großer Trend und die Zahl der Lebensmittel, denen es beigesetzt wird, steigt. Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl und Ökotrophologe Uwe Schröder setzen auch bei den Ernährungstrends 2021 auf Proteine. „Einerseits, weil es im Bereich Low-Carb eine Berechtigung hat und andererseits, weil man immer mehr schaut, welche Eiweiße bzw. Aminosäuren man zu welcher Zeit braucht“, begründet Schröder. Auch Freizeitsportler würden immer mehr darauf achten, nicht mehr „nur“ Proteine zu sich zu nehmen, sondern die richtigen Eiweiße zur richtigen Zeit. „Entscheidet ist neben der Art der Eiweiße auch, dass man immer, wenn man an seine eigene Leistungsgrenze herangeht, zu jeder Mahlzeit eiweißreich essen sollte.“ Das würden viele Menschen vor allem beim Frühstück nicht schaffen. Proteine müssten nicht unbedingt nach dem Sport gegessen werden. „Es kommt auf die Gesamtmenge und die Verteilung über den Tag an“, bekräftigt Schröder.

Dr. Riedl sieht zu diesem Thema auch den Ernährungstrend zu veganen Proteinen. Proteinpulver würde beispielsweise vermehrt aus Pflanzen, anstelle Molkeprotein, hergestellt, da es so weniger Fett und Cholesterin enthält. Allerdings gäbe es hier zum Teil auch kritische Inhaltsstoffe. So habe es Berichte gegeben, dass es Rückstände von Mineralölen in einigen pflanzlichen Fleischalternativen gegeben hätte. Riedl gibt den Tipp: „Die beste Alternative sind unverarbeitete Lebensmittel, wie zum Beispiel Hülsenfrüchte, als Proteinlieferanten.“

Auch interessant: 6 pflanzliche Proteinbomben, die mehr Eiweiß haben als Eier

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Trend 4: Ernährung, die Erkrankungen vorbeugt

Riedl setzt auch in anderen Bereichen auf vegane Ernährung: „Bei vielen Erkrankungen ist es sinnvoll, auf sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien etc. zu setzen und tierische Produkte zu meiden.“ So ließe sich das Risiko für Diabetes Typ 2 und Herzerkrankungen senken. Auch Übergewicht sei so unwahrscheinlicher. Zudem hätten besonders Veganer niedrige Cholesterinwerte. Der Ernährungsmediziner ist sicher: „Vegane Ernährung kann, bei richtiger Umsetzung, Erkrankungen vorbeugen und sogar lindern, wie beispielsweise rheumatoide Arthritis.“ Generell sei vegane Ernährung in Deutschland auf dem Vormarsch.

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Trend 6: Gegenbewegung zu hochverarbeiteten veganen Lebensmitteln

„Vegan läuft sich langsam so ein bisschen aus“, hält Schröder dagegen. „Es bilden sich inzwischen Gegentrends, weil es unglaublich viele hochverarbeitete vegane Lebensmittel gibt. Die sind dann zwar vegan, haben aber mit einer hochwertigen Lebensmittelauswahl überhaupt nichts mehr zu tun.“ Die seien nichts anderes als „veganes Fast Food“. Er sähe eine kommende Gegenbewegung hin zu weniger verarbeiteten Lebensmitteln. „Es wird weggehen von diesem Trend, dass wir versuchen alle Lebensmittel, die irgendwie mit tierischen Substanzen aufgebaut sind, durch vegane Lebensmittel zu ersetzen.“ Denn mittlerweile hätten viele Menschen erkannt, dass das mit Gesundheit nichts zu tun hat.

Trend 7: Probiotika – Kefir und Joghurt

So unterschiedlich die Ansichten der Experten in den anderen Feldern auch sind, einen Trend nennen alle drei unabhängig voneinander: Probiotika. Über 248.000 Menschen hätten im Jahr 2020 online nach „Essen für Darmgesundheit“ gesucht, weiß Dr. Riedl. Auch viele Fachzeitschriften hätten sich mit dem Thema beschäftigt, ergänzt Schröder. Das Thema sei auch im Bereich Gesundheits- und Entzündungsprophylaxe sehr wichtig. Riedl merkt an: „Die Erkenntnis wächst, welchen Einfluss das Mikrobiom auf körperliche und geistige Gesundheit hat.“

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Ernährungsexperte Sven-David Müller sieht den Trend, dass mehr Kefir getrunken und Joghurt gegessen wird, „um unsere Abwehr stärker zu machen“. Das sei auch wissenschaftlich haltbar. Viele Menschen versuchen, laut Müller, ihre Abwehrkräfte durch Nahrungsergänzungsmittel zu fördern. „Ich glaube, es wird weggehen von diesen klassischen vergorenen Lebensmitteln und Milchprodukten“, merkt Schröder an. „Man wird mehr gucken, wie man über Nahrungsergänzungen möglichst viele Stämme zuführen kann, die im Magen noch lebend ankommen.“ Das sei bei vielen Milchprodukten nicht der Fall, weil sie von der Magensäure zerstört werden.

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Fazit

Corona hat laut der drei FITBOOK-Experten offenbar Einfluss auf die Ernährungstrends 2021. Die Menschen denken mehr über eine nachhaltige Lebensweise nach und interessieren sich für Nahrungsmittel, die ihre Gesundheit verbessern sollen. Die Pandemie bietet mehr Möglichkeiten, zu Hause zu kochen und aktiv zu überprüfen, welche Lebensmittel und Stoffe man zu sich nimmt. Dennoch steigert sich die Zahl von hochverarbeiteten Nahrungsmitteln ebenso. Seien es Fastfood oder vegane Fleischimitate, bei denen die Inhaltsstoffe sehr undurchsichtig und gegebenenfalls gesundheitsgefährdend sind. Welcher Trend letztendlich überwiegen wird, werden die nächsten Monate und Jahre zeigen.

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Über die Experten


Uwe Schröder ist Diplom-Ökotrophologe und arbeitet am Deutschen Institut für Sporternährung (DISE). Zu seinen Veröffentlichungen zählt unter anderem „Essen – Trinken – Gewinnen: Das Praxishandbuch für die Sporternährung.“

PhDr. Sven-David Müller hat an der Donau-Universität Krems angewandte Ernährungsmedizin studiert. Er hat zahlreiche Fachbücher veröffentlicht, darunter „Die 50 besten Virenkiller“.

Dr. Matthias Riedl ist Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin. Er ist ärztlicher Leiter der Schwerpunktpraxen Diabetes und Ernährungsmedizin am Medicum Hamburg. Im März 2020 erscheint sein neues Kochbuch aus der Reihe „Abnehmen nach dem 20:80 Prinzip“.

Themen Superfoods
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