9. Dezember 2019, 17:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn jemand Gemüse nicht gerne isst, liegt das nur an mangelnder Gewohnheit? Anscheinend nicht (ausschließlich). US-Forscher haben herausgefunden, dass ein bestimmtes Gen hierbei eine wichtige Rolle spielen könnte. FITBOOK stellt die Ergebnisse der Studie vor.
„Die Gene beeinflussen, was uns schmeckt, und der Geschmack ist ein bedeutender Faktor bei der Auswahl von Lebensmitteln.“ Das erklärte Ph.D. Jennifer L. Smith von der University of Kentucky School of Medicine auf den diesjährigen Scientific Sessions, einem Kongress der American Heart Association. Dort wurden auch Ergebnisse einer mit dem Thema in Verbindung stehenden Studie vorgestellt.
Gene und Geschmackssinn…
Im Normalfall enthält das Erbmaterial des Menschen das Geschmacksgen TAS2R38 zweimal in identischer Variante: als haploiden Genotypen AVI. Es gibt das Gen in einer weiteren Variante, die als PAV bezeichnet wird, und diese kommt in manchen Fällen in Kombination mit der anderen vor.
… als Gegenstand einer Studie
Auf dem Online-Auftritt der American Heart Association kann man die Erkenntnisse und Erklärungen der Forscher nachlesen. Demnach empfinden Menschen, die zwei AVIs haben, bittere Noten weniger intensiv als solche, die über eine AVI und eine PAV verfügen. Letztere werden in der Wissenschaft als sogenannte Supertaster bezeichnet. Ihnen sollen vor allem Gemüsesorten mit vielen Bitterstoffen – dazu zählen etwa Brokkoli, Rosenkohl und generell Kohlgemüse sowie Rukola und Chicorée – ganz und gar nicht schmecken. „Wir sprechen hier von einem Bitterempfinden, das Ihnen den Tag ruinieren würde“, veranschaulicht Studienleiterin Smith, und das soll manchmal auch weniger Bitterstoffreiches wie Bier und dunkle Schokolade betreffen.
Ihre Einschätzung stützt eine entsprechende Studie. Das Forscherteam hatte 175 Frauen und Männern im Durchschnittsalter von 52 Jahren Fragebögen zu ihren Essgewohnheiten ausgehändigt, aus denen genau das hervorgegangen sein soll: dass Probanden mit den beiden Genvarianten AVI und PAV doppelt so häufig angegeben hatten, wenig oder gar kein Gemüse zu essen.
Haken der Studie
Die Untersuchung basiert auf den Angaben der Probanden. Wie unangenehm sie Bittergeschmack wirklich finden, oder ob sie aus anderen Gründen kein Gemüse aßen oder mochten – das geht aus der Studiendokumentation nicht hervor.
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Das sagt ein Experte
FITBOOK hat mit Ernährungswissenschaftler Uwe Knop gesprochen. Er erklärt uns, welche Rolle Bitterstoffe in der Ernährung spielen. „Bitterstoffe gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen, genauso wie auch Scharfstoffe aus Chili und Pfeffer“, erklärt er uns. „Sie regen unsere Verdauung an und lassen quasi ‚die Säfte im Körper fließen‘.“ Das geschieht, indem Bitterstoffe die Magen- und Gallensaftsekretion stimulieren und somit bei Verdauungsstörungen helfen.
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„Sehr gut möglich, dass es Supertaster gibt“
Der Experte hält es für „sehr gut möglich“, dass es Menschen mit einem extrem empfindlichen Geschmackssinn gibt, also dass mit Sicherheit die Gene hier eine gewisse Rolle spielen. Das betrifft dann aber nicht nur Bitterstoffe, sondern – abhängig von Person zu Person – auch andere Lebensmittel. Während manch einer nicht mal den Geruch (geschweige denn den Geschmack) von Knoblauch oder Koriander ertragen kann, sind andere davon richtiggehende Fans.
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Fazit: Auch wenn die Gene eine Rolle spielen – Gewöhnung tut es auch. An Koriander beispielsweise soll man sich ebenfalls gewöhnen können. Und ähnlich entsteht eine Vorliebe für beispielsweise Oliven meist erst im Erwachsenenalter.
Dass man sich daran gewöhnen muss, heiße das aber auch nicht. Wichtig sei vor allem, dass man bitteres Gemüse und Kräuter verträgt. Sprich, dass der Magen-Darm-Trakt nicht rebelliert. Sonst wäre es natürlich NICHT gesund.