17. Januar 2019, 16:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine Lebensweise geprägt von Überfluss ist weder gut für die Gesundheit noch für den Planeten. Aber wie soll man seinen Lebensstil verändern? Forscher haben nun die Ernährung als die wichtigste Stellschraube identifiziert, um beide Probleme in den Griff zu bekommen. Sie entwarfen einen gesunden Ernährungsplan, der Krankheitsrisiken senkt und mit dem sich selbst 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 versorgen lassen.
Viele der globalen Probleme sind bekannt: Schadstoffemissionen, Erderwärmung, Hungersnöte auf der einen Seite und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf der anderen Seite. Laut Prognosen der UNO wird die Bevölkerung von derzeit 7,6 Milliarden auf etwa 10 Milliarden im Jahr 2050 ansteigen – und die Probleme dadurch noch größer. Doch wie soll der Planet so viele Menschen ernähren, ohne zu kollabieren? Und wie lassen sich gleichzeitig die vielen Wohlstandskrankheiten in den Griff bekommen?
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Die richtige Ernährung rettet die Welt
Ein internationales Gremium aus 37 Experten, aus Bereichen wie Gesundheit, Agrarwissenschaft, Politik und Umweltschutz, die sogenannte „EAT-Lancet-Kommission“, hat den entscheidenden Faktor ausgemacht: Es ist unsere tagtägliche Ernährung. Denn mit allem, was wir verzehren, haben wir nicht nur einen großen Einfluss auf unsere persönliche Gesundheit, sondern auch auf die Umwelt und damit letztendlich auf den Planeten.
Die Experten haben zwei Jahre lang untersucht, wie ein gesunder und nachhaltiger Ernährungsplan aussehen sollte, mit dem sich 10 Milliarden Menschen ernähren lassen und der hilft, bis zu 11 Millionen Leben pro Jahr zu retten.
Viel mehr Gemüse, viel weniger Fleisch
Eigentlich lässt sich die Empfehlung der Kommission auf einen einfachen Nenner bringen: viel mehr Gemüse (und andere pflanzliche Lebensmittel wie Nüsse und Hülsenfrüchte) und viel weniger Fleisch (vor allem rotes Fleisch, sowie andere tierische Produkte). „Der weltweite Verzehr an Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten muss sich verdoppeln, gleichzeitig der Konsum von rotem Fleisch und Zucker um mehr als die Hälfte zurückgehen. Eine betont pflanzliche Ernährung hilft sowohl der Gesundheit als auch der Umwelt“, sagt der Vorsitzende des Gremiums, Prof. Walter Willett von der Harvard T.H. Chan School für Gesundheitswesen.
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Stellt man sich einen idealtypischen Teller vor, so sollte er zur Hälfte aus Gemüse (und/oder Obst) bestehen. Die andere Hälfte besteht zu etwa einem Drittel aus Vollkornprodukten (und anderen gesunden Kohlenhydraten) und zu einem Drittel aus pflanzlichen Eiweißen (aus Hülsenfrüchten und Nüssen). Das letzte Drittel besteht aus ungesättigten pflanzlichen Ölen, Milchprodukten und tierischen Eiweißen.
Vegan ist am besten für die Umwelt
Dabei haben die Experten versucht, einen extremen Ernährungsplan zu vermeiden. Denn obwohl eine rein vegane Ernährung den geringsten Schadstoffausstoß verursacht, so ist es nach wie vor umstritten, ob es die gesündeste Variante ist – und für viele Menschen sicherlich nicht die praktikabelste.
Wer es genauer wissen will: Die Experten haben ausgerechnet, wie viel Gramm der jeweiligen Nahrungsmittel man im Durchschnitt pro Tag zu sich nehmen sollte. Wir haben die bevorzugten Lebensmittelkategorien gefettet.
Vollkornprodukte, Reis, Mais – 232 Gramm
Kartoffeln – 50 Gramm
Gemüse – 300 Gramm
Obst – 200 Gramm
Milchprodukte – 250 Gramm
Rind, Lamm, Schwein – 14 Gramm
Geflügel – 29 Gramm
Eier – 13 Gramm
Fisch – 28 Gramm
Hülsenfrüchte – 75 Gramm
Nüsse – 50 Gramm
Ungesättigte Fette – 40 Gramm
Gesättigte Fette – 11,8 Gramm
Zucker – 31 Gramm
Sicherlich ist es nicht einfach, sich an diese Empfehlung zu halten. Besonders schwierig wird es vielen Menschen fallen, ihren Konsum an rotem Fleisch derart drastisch zu reduzieren. Dennoch helfen diese Richtwerte, um sich vor Augen zu halten, von welchen Lebensmitteln man viel und von welchen wenig verzehren sollte.
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Die Autoren der Studie weisen aber noch auf zwei weitere Aspekte hin, die wichtig sind. Um 10 Milliarden Menschen ernähren zu können, braucht es eine ökologischere Landwirtschaft und eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Denn es werden Unmengen an Nahrung weggeschmissen oder sie verdirbt. Laut den Experten müsse diese Verschwendung um die Hälfte zurückgehen. Auch hier liegt es oft in unserer Hand, wie effizient wir mit gekauften Lebensmitteln umgehen.