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Nahrungsergänzung

Chlorella – was taugt die Wunderalge wirklich?

Chlorella wird als Pulver, als Tabletten oder in Pillenform angeboten. Dabei sollte man es immer mich reichlich Flüssigkeit einnehmen.
Chlorella wird als Pulver oder in Form von Tabletten und Kapseln angeboten. Dabei sollte man es immer mit reichlich Flüssigkeit einnehmen. Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

16. Mai 2022, 6:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Seit Jahren werden Algen in Pulver- und Tablettenform als gesunde Nahrungsergänzungsmittel vermarktet. In diesem Zusammenhang kennen vermutlich viele den Namen Spirulina. Nun gilt die Chlorella als neues Superfood. FITBOOK erklärt, was es mit der Wunderalge auf sich hat und ob sie gesünder ist als Spirulina.

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Nahrungsergänzungsmittel sind ein boomendes Geschäft. Längst gibt es nicht nur Eiweiß- und Multivitaminpräparate zu kaufen. Stattdessen versprechen etliche „natürliche“ Stoffe gesundheitsfördernde und gar entgiftende Effekte. Dazu gehört auch die Chlorella. Dabei handelt es sich um eine Süßwasseralge, die seit Milliarden von Jahren auf der Welt vorkommt. Sie zeichnet sich durch eine besonders hohe Nährstoffdichte und einen hohen Chlorophyll-Gehalt aus. In Pulver- oder Tablettenform gilt die Alge als Superfood. Doch ist das wirklich so? FITBOOK erkläret, was die Alge problematisch macht und warum sie kein Ersatz für eine gesunde Ernährung ist.

Wie entsteht die Chlorella?

Chlorella ist eine Algengattung mit etwa 24 Unterarten. Die am häufigsten in Präparaten verwendeten sind die Chlorella vulgaris, pyrenoidosa und sorokiniana. Die Mikroalgen lassen sich leicht in Süßwasser kultivieren und vermehren sich äußerst schnell. Etwa alle 16 bis 24 Stunden findet eine Zellteilung statt, wobei aus einer „Mutteralge“ vier neue Algen entstehen.

Die fünf Mikrometer kleinen Algen können aber nicht so einfach verzehrt werden. Denn sie haben eine hartnäckige Zellwand aus Cellulose. Dadurch können wir Menschen die Nährstoffe bei der Verdauung nicht aufnehmen. Deswegen wird die Chlorella nach der Ernte getrocknet, ihre Zellwände aufgebrochen und zu Pulver zermahlen. Aus dem Pulver entstehen entweder Tabletten oder Kapseln.

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Welche Nährstoffe sind in den Mikroalgen enthalten?

Tatsächlich ist die Nährstoffdichte der Chlorella sehr eindrucksvoll. Die Zusammensetzung der wichtigsten Inhaltsstoffe pro 100 Gramm sieht wie folgt aus1:

  • 58 Prozent Protein
  • 23 Prozent Kohlenhydrate
  • 9 Prozent Fett (davon viele Omega-3-Fettsäuren)
  • kein Zucker
  • Vitamin A (1026 Prozent der empfohlenen Tagesdosis)
  • Vitamin B1 (113 Prozent der empf. Tagesdosis)
  • Vitamin B2 (253 Prozent der empf. Tagesdosis)
  • Niacin / Vitamin B3 (119 Prozent der empf. Tagesdosis)
  • Eisen (722 Prozent der empf. Tagesdosis)
  • Magnesium (79 Prozent der empf. Tagesdosis)
  • Phosphor (90 Prozent der empf. Tagesdosis)
  • Zink (473 Prozent der empf. Tagesdosis)

Neben diesen Inhaltsstoffen sind noch weitere Vitamin und Mineralstoffe enthalten. Vor allem aber auch der pflanzliche Farbstoff Chlorophyll, dem positive Eigenschaften auf die Gesundheit nachgesagt werden. Obwohl sich insbesondere die Mengen an Protein, Vitamin A, Eisen und Zink eindrucksvoll lesen, muss man bedenken, dass es sich um Werte pro 100 Gramm handelt. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei lediglich 3 bis maximal 10 Gramm pro Tag. Man nimmt also im besten Fall nur ein Zehntel dieser Nährstoffmengen zu sich.

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Wie gesund ist eigentlich die Wunderalge?

Die große Frage lautet nun, ob Chlorella tatsächlich positive Eigenschaften auf die Gesundheit hat oder nicht. Besonders starke Effekte werden dem enthaltenen Chlorophyll nachgesagt. Der grüne Pflanzenstoff hilft dabei, Sauerstoff in unsere Körperzellen zu transportieren und unterstützt so den Stoffwechsel. Vor allem aber sorgt Chlorophyll dafür, dass die Alge Schadstoffe binden kann. Dadurch hat sie den Ruf, entgiftend im Körper zu wirken. Doch gerade das konnte bislang in Studien nicht nachgewiesen werden. So hat eine mehrwöchige Studie an mit Kadmium belasteten Ratten gezeigt, dass die tägliche Einnahme von Chlorella vulgaris keinen entgiftenden Einfluss auf sie hatte.2

Es gibt kleine Studien, die einen leicht positiven Effekt auf das Immunsystem zeigen, wenn man über acht Wochen täglich Chlorella zu sich nimmt.3 Andere wiederum zeigen bei bestimmten Personengruppen (über 55 Jahre alt) keine Wirkung.4

Andere Studien zeigen, dass die tägliche Einnahme von 10 Gramm Chlorella über zwei bis drei Monate den Bluthochdruck und den Cholesterinspiegel bei Patienten mit entsprechenden Problemen senken kann.5 Allerdings gibt es keine Beweise dafür, dass gesunde Menschen von der täglichen Chlorella-Supllementierung profitieren.

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Ist Chlorella besser als Spirulina?

Die blaugrüne Spirulina wird zwar ebenfalls als Alge vermarktet, ist aber eigentlich ein mehrzelliges Cyanobakterium. Anders als die Chlorella wird sie in Salzwasser kultiviert und lässt sich einfacher verarbeiten, weil sie nicht über eine schwerverdauliche Zellmembran verfügt. Die Chlorella hingegen ist eine echte Alge mit einer dicken Zellmembran. Sie wird in Süßwasser gezüchtet und ist nur ein Zehntel so groß wie Spirulina.

Vor allem bei der Nährstoffdichte unterscheiden sich die beiden: Chlorella enthält wesentlich mehr Vitamin A, Magnesium, Eisen, Phosphor, Zink und Omega-3-Fettsäuren. Allein dadurch besteht ein leichter gesundheitlicher Vorteil für die Chlorella. Grundsätzlich werden aber beiden Algen ähnliche positive Eigenschaften zugeschrieben.

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Warum ist die Chlorella prolematisch?

Chlorella ist insbesondere deswegen problematisch, weil sie toxische Stoffe und Schwermetalle binden kann.6 Wird die Mikroalge also in verunreinigten Gewässern gezüchtet, reichert sie sich mit den dort vorhandenen Schadstoffen an. Und diese nimmt man dann womöglich durch die Supplementierung mit dem Pulver bzw. mit den Tabletten auf. Besonders bei günstigen Präparaten, die keinen starken Kontrollen unterliegen, besteht die Gefahr von Verunreinigungen.

Wer also zu Chlorella-Präparaten greifen möchte, der sollte unbedingt auf ein Bio-Siegel achten und dass das Pulver auf Schadstoffe untersucht wurde. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 3 bis 10 Gramm Chlorella pro Tag. Wer überdosiert, riskiert Durchfall, Übelkeit, Erbrechen oder Schwindelgefühl.

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Seriöse Hersteller weisen selbst darauf hin, dass die Aufnahme von Chlorella eine ausgewogene, abwechslungsreiche und gesunde Ernährung nicht ersetzen kann. Deswegen ist es ratsam, mehr Geld in gesunde Lebensmittel zu investieren, anstatt in Supplemente, deren positive Wirkung zweifelhaft ist.

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Quellen

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