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Supplement

„Athletic Greens“ im Selbsttest: »Die erstaunliche Wirkung auf meine Blutuntersuchung

Athletic Greens
Als Pulver in Wasser eingerührt lässt sich das Nahrungsergänzungsmittel ganz leicht in den Alltag integrieren Foto: FITBOOK

29. März 2022, 11:35 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

72 Vitamine und Mineralien, gut für Darm, Immunsystem, Energiestoffwechsel und die Muskeln – dieses Supplement möchte ich testen. Die Rede ist von „Athletic Greens“. Welche Erfahrungen ich gemacht habe und wie sich das Nahrungsergänzungsmittel auf meine Blutuntersuchung ausgewirkt hat.

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Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Enrico Zessin
Enrico Zessin, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin und Sportmedizin, Verbandsarzt Deutscher Leichtathletik Verband und Diplom-Molekularbiologe

Ich versuche mich, bewusst zu ernähren, habe so im vergangenen Jahr ketogene und Low-Carb-Ernährung für mich entdeckt. Auch Sport gehört zu meinem Alltag dazu – mal mehr, mal weniger intensiv. Mit dem Thema Nahrungsergänzung hatte ich mich hier und da schon mal auseinandergesetzt, es aber in mein persönliches Leben bisher noch nicht integriert. Bis ich plötzlich gefühlt überall Werbung für „Athletic Greens“ sah. Bei meinen täglichen Recherchen rund um Gesundheit, Ernährung und Sport, aber auch zufällig auf Instagram und Co. – das machte mich neugierig! Ich beschloss, das Supplement „Athletic Greens“ einen Monat lang im Selbsttest auszuprobieren.

Ich bestelle „Athletic Greens“ – für einen stolzen Preis

An „Athletic Greens“ zu kommen, ist nicht schwer. Es lässt sich ganz einfach über die Hersteller-Webseite im Internet bestellen. Man kann entweder eine einzelne Monatspackung erwerben oder ein Abo abschließen. Ich entscheide mich für erste Option – schließlich bin ich von AG1, wie das Produkt abgekürzt heißt, (noch) nicht überzeugt. Und auch, wenn die einzelnen Rationen im Abo weniger kosten, gerade günstig sind sie nicht. So investiere ich lieber erst einmal 107 Euro für einen Monatsvorrat zum Ausprobieren.

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Zum Start lasse ich mich beim Arzt durchchecken

Bevor ich mit meinem Selbstversuch starte, lasse ich mich beim Arzt durchchecken. Die Idee: ein Vorher-Nachher-Vergleich meiner Blutwerte. Ich bin gespannt, ob sich die Einnahme von „Athletic Greens“ womöglich in diesen Werten widerspiegelt. Und so sitze ich Anfang Februar beim Arzt und lasse mir Blut abzapfen. Im Anschluss daran kann ich es kaum erwarten, meine erste Portion AG1 zu probieren. Laut Herstellerhinweis soll man täglich 12 Gramm des Nahrungsergänzungsmittel mit 150 Milliliter Wasser mischen und trinken. Ok, auf geht’s!

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Konsistenz und Geschmack von „Athletic Greens“ ok, aber nicht ganz mein Fall

Jetzt wird es spannend. Ich öffne die Packung „Athletic Greens“, entnehme mit dem darin enthaltenden Löffel die entsprechende Menge Pulver und gebe sie in die empfohlene Wassermenge. Mein erster Eindruck: Farbe und Beschaffenheit des Pulvers erinnern mich ein bisschen an Heilerde und es löst sich im Wasser nur schwer auf. Zum Glück erhält man mit der Packung eine Trinkflasche, in der sich die Mischung wie in einem Shaker gut durchschütteln lässt. Die Anwendung ist also schon mal denkbar einfach.

Allerdings merke ich schnell, dass mich Konsistenz und Geschmack des Getränks nicht so begeistern. Das Pulver bekommt in Wasser gemischt die Beschaffenheit von Brause. Auch geschmacklich hat es etwas von einer hochkonzentrierten Vitamin-C-Brausetablette. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich AG1 vermutlich dennoch getestet, aber schon direkt gewusst, dass ich in Sachen Konsistenz und Geschmack kein Fan werde. Immerhin: Dafür, dass der Drink die Farbe von Algen hat und ich die ersten Male tatsächlich etwas Überwindung brauchte, um es zu trinken, schmeckt es schon ganz ok.

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Plötzlich ein paar Tage Magen-Darm-Beschwerden

Nach einigen Tagen gewöhne ich mich daran, neben der Arbeit meine tägliche Dosis „Athletic Greens“ zu konsumieren. Wobei ich gegen Ende der vier Wochen doch merke, dass mir das Getränk bereits ein wenig zum Hals raushängt. Doch ich halte durch, auch wenn es Tag für Tag länger dauert, bis ich meine Portion ausgetrunken habe.

Doch merke ich darüber hinaus auch körperliche Veränderungen? Testimonials schwärmen auf der Hersteller-Webseite ja zum Beispiel über neugewonnene Energie. Das kann ich bei mir leider nicht feststellen. Da ich während meines Selbstversuchs nicht krank werde – weder eine Erkältung noch Corona haben mich erwischt – scheint AG1 mein Immunsystem zumindest nicht zu schwächen.

Was mir dagegen negativ auffällt: Ab etwa der Hälfte des Testzeitraums leide ich einige Tage unter Magen-Darm-Beschwerden mit hartem Bauch, leichten Krämpfen und Verdauungsproblemen. Für mich ein Rückfall in frühere Beschwerden, die ich dank Ernährungsumstellung seit einem Jahr so ziemlich im Griff hatte. Natürlich kann ich nicht zu 100 Prozent sagen, ob wirklich „Athletic Greens“ daran Schuld hat, der Zeitpunkt ist dennoch bemerkenswert, wie ich finde. So oder so habe ich die unangenehmen Symptome nach einigen Tagen aber auch wieder überwunden.

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Haben sich meine Blutwerte verändert?

Zum Ende meines AG1-Selbstversuchs sitze ich erneut beim Arzt und lasse eine Blutuntersuchung machen. Auch wenn ein Monat wohl zu kurz ist, um große körperliche Veränderungen zu bemerken und meine Werte durchweg bereits im Normbereich lagen, bin ich doch gespannt auf den Befund. Sind die Werte genau gleich geblieben, hat sich etwas verschlechtert oder sieht man womöglich erste Verbesserungen? Während der Einnahme von AG1 habe ich nämlich an meiner üblichen Ernährung nichts geändert und andere Supplements habe ich auch nicht genommen. In der Tabelle habe ich die beiden Befunde zum Vergleich gegenübergestellt – und ich muss sagen, ich bin durchaus überrascht.

Mein Blutuntersuchung vor und nach „Athletic Greens“ im Vergleicht
BezeichnungWert am 7.2.2022Wert am 15.3.2022EinheitNormbereich
Leukozyten8.939.46/nl3.7-10.1
Erythrozyten4.34.3/pl4.1-5.1
Thrombozyten359364/nl140-440
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT)1921U/l<35
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT)1417U/l<35
Kreatinin0.870.93mg/dl0.6-1.0
Glukose im Plasma8989mg/dl60-100
HDL58.168.3mg/dl40-60
LDL130119mg/dl<160

Fast alle Werte haben sich in dem Monat zwischen den Arztbesuchen leicht verändert. So habe ich nun mehr „gutes“ Cholesterin (HDL) im Blut, während sich das „schlechte“ Cholesterin (LDL) verringert hat. Auch die Blutplättchen (Thrombozyten) haben sich etwas vermehrt. Ebenfalls leicht gestiegen ist mein Wert für Kreatinin, einem Abbauprodukt der Säure Kreatin, die die Muskeln mit Energie versorgt. Unverändert sind die Werte für Glukose im Plasma (Blutzucker) und die roten Blutkörperchen (Erythrozyten).

Nur zwei Werte haben sich leicht erhöht und damit eventuell minimal verschlechtert. Dabei handelt es sich um Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) und Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT). GOT ist ein Enzym, das in der Leber, aber auch in Herz- und Skelettmuskulatur vorkommt. GPT ist ein Eiweiß, das vor allem im Inneren von Leberzellen zu finden ist. Sowohl für GOT als auch für GPT gilt: Erhöhte Werte können auf Erkrankungen hindeuten. Zum Glück liegen sie sowohl vor als auch nach der Einnahme von „Athletic Greens“ noch deutlich unter der Obergrenze.

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Das 2. Blutuntersuchung überrascht mich etwas

Wenn es rein nach den Blutwerten geht, scheint „Athletic Greens“ in vier Wochen womöglich tatsächlich positiv gewirkt – zumindest nicht geschadet zu haben. Ich muss zugeben, dass mich dies etwas überrascht. In der Vorbereitung auf den Selbsttest hatte ich einen Ernährungsmediziner um seine Einschätzung des Nahrungsergänzungsmittels gebeten. Diabetologe, Ernährungsmediziner und Internist Dr. Matthias Riedl sieht „Athletic Greens“ kritisch. Es sei „ein gut aufbereitetes Multivitamin-Präparat“ mit zum Teil zu hoher Dosierung einzelner Inhaltsstoffe. Im Gesamten rät der Experte davon ab, das Supplement zu nehmen und empfiehlt, die Vitamine und Mineralien lieber über eine ausgewogene Ernährung zuzuführen.

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Einordnung der Blutwerte

Auch wenn es mich überrascht, dass sich meine Blutwerte nach einem Monat AG1 dem Anschein nach positiv entwickelt haben, muss ich einschränkend betonen, dass dies eine subjektive Interpretation der Werte ist. Bei den beiden Blutuntersuchungen handelt es sich um Momentaufnahmen, leichte Schwankungen (auch noch innerhalb des Bereichs der Normwerte) sind immer physiologisch und erlauben in dem Fall keine sichere Aussage. Von positiven Auswirkungen zu sprechen, ist also hier rein spekulativ.

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Mein Fazit nach einem Monat mit „Athletic Greens“

Nach vier Wochen „Athletic Greens“ mit zwei Arztbesuchen ziehe ich das Fazit meines Selbstversuchs. Die Handhabung – also Dosierung und Mischung – des Supplements ist denkbar einfach. Vorbereitet als Drink in der Flasche lässt es sich prima in den Alltag integrieren – egal ob zu Hause oder unterwegs. Wer sich von der Farbe des Getränks nicht abschrecken lässt und auch weniger gegen die Brausekonsistenz hat als ich, wird vom Geschmack sicherlich angenehm überrascht sein. Zudem deutet der Vergleich meiner Blutwerte darauf hin, dass das Nahrungsergänzungsmittel als Zusatz bei ausgewogener Ernährung womöglich positive Effekte haben kann – zumindest nicht direkt zu schaden scheint.

Mich persönlich hat AG1 aber dennoch nicht so weit überzeugen können, dass ich es nun dauerhaft in meine Ernährung integrieren werde. Die Wirkung des Nahrungsergänzungsmittels konnte nicht aufwiegen, dass ich kein Fan von Geschmack und Konsistenz bin und das Produkt zudem zu teuer finde. Ich werde daher weiterhin versuchen – wie übrigens auch von meinem Arzt bei den Untersuchungen meiner Blutwerte empfohlen – alle wichtigen Nährstoffe über die Lebensmittel, die auf meinem Teller landen, aufzunehmen.

Wie das funktionieren kann, erklärt Ernährungsexpertin Beke Enderstein. Im 3. Teil unserer „Athletic Greens“-Reihe erfahren Sie ihre Tipps, um mit der täglichen Ernährung all das zu erreichen, was das Nahrungsergänzungsmittel verspricht.

Themen Nahrungsergänzungsmittel
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