3. März 2021, 17:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eine britische Analyse mit fast einer halben Million Proband*innen ergab: Wer täglich mehr als 70 Gramm Fleisch verzehrt, erhöht sein Risiko für neun Krankheiten, darunter Diabetes und Lungenentzündungen.
Dass zu viel Fleisch ungesund ist, gilt mittlerweile als bekannt. Besonders stark verbreitete Produkte wie Wurst oder Speck stehen laut älterer Untersuchungen im Verdacht, Darmkrebs zu begünstigen. Jetzt untersuchte eine aktuelle Studie den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum im Allgemeinen und der Entstehung der 25 häufigsten Krankheiten, mit Ausnahme von Krebs.
Untersuchung mit 474.985 Briten mittleren Alters
Dafür analysierten Forschende der Universität Oxford über durchschnittlich acht Jahre hinweg die Gesundheitsdaten von 474.985 Brit*innen mittleren Alters. Sie entstammten der UK Biobank, die Gesundheitsdaten, Krankheitsverläufe, sowie tägliche Ernährungsgewohnheiten Hunderttausender Einwohner*innen Großbritanniens sammelt. Ergänzend wurden bei einer Teilstichprobe 69.000 Proband*innen mehrmals zu unterschiedlichen Zeitpunkten gebeten, detaillierte Auskunft über ihre Ernährungsweise zu geben. Dabei stellte das Forscherteam fest, dass Personen, die mehr als dreimal pro Woche Rind, Schwein, Huhn, Pute und Co. verzehrten, ein höheres Risiko hatten, an bestimmten Krankheiten zu erkranken. Dabei war es unerheblich, ob es sich bei dem Fleisch um verarbeitete oder unverarbeitete Produkte handelte.
Auch interessant: Wer Fleisch nicht ordentlich durchgart, riskiert Erkrankung an Hirntumor
Neun Krankheiten werden von zu hohem Fleischkonsum begünstigt
Rotes Fleisch, dazu zählen Rind, Schwein, Lamm und Kaninchen, soll laut der Studie mit einem höheren Risiko für ischämische Herzerkrankungen (Erkrankungen der Herzkranzgefäße), Lungenentzündungen, Divertikelerkrankungen (Ausbuchtungen der Darmschleimhaut), Dickdarmpolypen (Geschwülste am Dickdarm) und Diabetes verbunden sein. Das von Geflügel stammende weiße Fleisch begünstigt die Refluxkrankheit, Magenschleimhautentzündungen, Duodenitis (Darmentzündungen), Gallenblasenerkrankungen, sowie Diabetes und Divertikelerkrankungen.
Auch interessant: Unentdeckte Diabetes kann Covid-19-Verlauf verschlimmern
Dabei müsse das Fleisch nicht allein für die Krankheiten verantwortlich sein. So gehe erhöhter Fleischkonsum oft mit einer weniger gesunden Lebensweise einher. Einschließlich dem Hang zu Rauchen und hohem Alkoholkonsum, einer Ernährung mit wenig Obst und Gemüse und geringer Bewegung. Auch der Body-Mass-Index (BMI) war bei den Fleischliebhabern eher erhöht. Als durchweg hervorragend erwiesen sich hingegen ihre Eisenwerte.
Auch interessant: Symptome, die auf Eisenmangel hindeuten
Täglich mehr als 70 Gramm laut Studie problematisch
Laut Dr. Keren Papier, Hauptautorin der Studie, heißt das in Zahlen: Wer täglich mehr als 70 Gramm rotes Fleisch isst (also knapp 500 Gramm pro Woche), erhöht sein Risiko für Herzkrankheiten um 15 und für Diabetes um 30 Prozent. Bereits mehr als 30 Gramm Geflügel täglich steigern zudem das Risiko für die Refluxkrankheit um 17 Prozent.
Neue Studien Ist rotes Fleisch wirklich ungesünder als Geflügel?
Studie aus Italien Konsum von Milchprodukten kann vor Volkskrankheit Diabetes schützen
Laut Cambridge-Studie Zwei Scheiben Schinken täglich sollen Diabetes-Risiko um 15 Prozent erhöhen
Fleisch in Maßen kann Bestandteil einer gesunden Ernährung sein
„Um die Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Fleisch und der Entstehung besagter Krankheiten besser bewerten zu können, sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich“, gibt die Studie zu bedenken. „Auch, inwieweit die Verringerung des Konsums Krankheiten verhindert.“ Denn Fleisch – aus artgerechter Tierhaltung in Bioqualität – enthält auch viele Nährstoffe. Allerdings sollte es als Delikatesse betrachtet werden. Daher lautet die Empfehlung, den Fleischkonsum auf unter 500 Gramm pro Woche zu begrenzen.