6. September 2021, 14:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer gerne selbst kocht, weiß, dass frische Küchenkräuter das A und O für eine leckere Mahlzeit sind. Dabei handelt es sich keineswegs nur um aromatische Zutaten, sondern um Pflanzen mit nachgewiesener Heilwirkung. FITBOOK hat mit der Kräuterexpertin Dr. Ursula Stumpf über die Vorteile von Oregano, Petersilie und Co. für die Gesundheit gesprochen.
Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht weiß, wie Petersilie, Basilikum, Oregano, Rosmarin oder Dill schmecken. Doch trotz ihrer Allgegenwärtigkeit ist den meisten viel zu wenig über die jeweilige Wirkung dieser Kräuter bekannt. Denn tatsächlich handelt es sich bei der Kräutertopf-Sammlung auf der Fensterbank um eine eigene kleine Apotheke. Was genau in jedem dieser Küchenkräuter steckt, erklärt uns Dr. Ursula Stumpf, Pharmazeutin, Heilpraktikerin und Autorin des Buches „Unsere Heilkräuter – bestimmen und anwenden“.
Petersilie
Petersilie gehört bei den Deutschen zwar zu den äußerst beliebten Kräutern, fristet allerdings meist nur ein Deko-Dasein – dabei ist sie ein richtiges Kraftpaket und hat potenziell große Wirkung auf den Körper. „In Petersilie, vor allem in der glattblättrigen Sorte, steckt besonders viel Vitamin C, ganz gleich zu welcher Jahreszeit“, weiß Kräuterexpertin Stumpf. Aber nicht nur das: Die Kombination der ätherischen Öle, welche für den typischen Petersilie-Geschmack sorgt, wirkt zum einen belebend, zum anderen vertreibt sie üble Gerüche. „Ein Teelöffel davon zerkaut hilft bei Mundgeruch oder auch gegen den unangenehmen Geschmack, wie er oft beim Fasten auftritt.“
In Sachen Vitamin K (wichtig für Knochen und Blutgerinnung) ist Petersilie mit bis zu 800 Mikrogramm pro 100 Gramm ebenfalls unschlagbar. Damit ist der Tagesbedarf laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit gerade mal acht Gramm Petersilie gedeckt. Wie wichtig das vergleichsweise unbekannte Vitamin ist, darauf deutet auch eine 2017 durchgeführte Studie hin. Die Erkenntnis: Wer ausreichend mit Vitamin K versorgt ist, der reduziert die Gefahr einer Knochenfraktur um 22 Prozent.1
Petersilie schmeckt besonders lecker zu:
- Kartoffeln
- Salat (Tabouleh)
- Fisch
- Karotten
- Brühe
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Basilikum
„Basilikum ist ein wundervolles Kraut, denn es weckt sprichwörtlich die Liebe zum Leben“, weiß Ursula Stumpf. So habe Madame de Pompadour täglich davon gegessen, um sich und ihrem Geliebten Ludwig XV. lustvolle Nächte zu bescheren. „Wie aphrodisierend es tatsächlich wirkt, ist in Studien nicht einfach zu belegen. Erwiesen ist, dass das darin enthaltene Linalool sich positiv auf den Serotonin- bzw. Dopaminhaushalt auswirkt.“2 Doch Basilikum sorgt nicht nur für gute Laune, sondern auch für Geistesblitze. „Das liegt vor allem am Eugenol, welches nachgewiesenermaßen das Denken anregt und Stress reduziert.“3 Kurzum: Basilikum macht glücklich, sexy und schlau.
Basilikum schmeckt besonders lecker zu:
- Tomaten
- Pasta
- Mozzarella
- Erdbeeren
- Pizza
- in Cocktails
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Oregano
Oregano gehört neben dem Basilikum zu unseren liebsten italienischen Kräuterfreunden und darf auf keiner Pizza fehlen. Gut so, denn das mediterrane Kraut habe gleich zwei „Superkräfte“, so Stumpf. Es wirkt entspannend und macht schädlichen Bakterien im Darm den Garaus. „Schon allein der intensive Duft sorgt dafür, dass man sich sofort ausgeglichener fühlt. Auch wirken die enthaltenen ätherischen Öle krampflösend, wie beispielsweise bei Menstruationsbeschwerden.“
Besonders hebt sich dabei der Wirkstoff Thymol hervor, der – wie der Name schon vermuten lässt – auch in Thymian enthalten ist. „Seine desinfizierende und bakterienabtötende Wirkung ist mit der eines Antibiotikums vergleichbar. Das funktioniert so gut, dass einige Biobauern ihren Ferkeln Oregano als Ersatz für synthetische Antibiotika verabreichen.“ Auch wurde die Wirksamkeit bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen.4 Generell gilt: Je intensiver Kräuter duften und schmecken, desto größer ist die Wirkung der heilenden und gesundheitsfördernden Bestandteile.
Oregano schmeckt besonders lecker zu:
- Lammfleisch
- Kürbis
- Pizza
- Antipasti
- Schafskäse
- Gemüsepfanne
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Rosmarin
Für Ursula Stumpf ist Rosmarin ein absolutes Wohlfühlkraut. „Jede Pflanze beeinflusst unser Gemüt und bei Rosmarin habe ich immer das Gefühl, eingefangenen Sonnenschein in den Händen zu halten.“ Da geht es vermutlich nicht nur ihr so, denn was bei Rosmarin so sehr ans Mittelmeer erinnert, ist vor allem dem darin enthaltenen Cineol zu verdanken, welches schleimlösend wirkt und traditionell bei Erkältungen und Erkrankungen der Atemwege eingesetzt wird. Für Menschen, die aufgrund ihres niedrigen Blutdrucks immer wieder mit Schwindelgefühlen zu kämpfen haben, empfiehlt Ursula Stumpf Rosmarintee: „Das bringt den Kreislauf besser und nachhaltiger in Schwung als jeder Kaffee.“ Und: Rosmarin kann die Lernfähigkeit und die Gedächtnisleistung nachweislich verbessern.5
Rosmarin schmeckt besonders lecker zu:
- Rindfleisch
- Kartoffeln
- Geflügel
- Weichkäse
- Bohnen
Dill
Dill ist ein Küchenkraut, das zu Unrecht unterschätzt wird, findet Ursula Stumpf. „Es enthält jede Menge Mineralstoffe, wirkt entgiftend und hat besonders viel Carotinoide, also die Vorstufe zu Vitamin A, die auch als Radikalfänger bekannt sind.“ Außerdem wirken seine krampflösenden, beruhigenden Eigenschaften besonders schonend. „Bei Babys und Kleinkindern, die unter Bauchschmerzen leiden, hilft ein Tee aus Dill viel besser als der übliche Fenchel-Kümmel-Anis-Tee.“ Weitere Stoffe im Dill – Carvon und Limonen (zitronenartig riechender flüssiger Kohlenwasserstoff) – erweisen sich zudem als besonders entzündungshemmend, speziell bei Gelenkbeschwerden, wie eine an Ratten durchgeführte Studie 2012 nachweisen konnte.6 Limonen sorgt übrigens auch für den erfrischenden Geschmack von Dill.
Dill schmeckt besonders lecker zu:
- Quark
- Fisch
- Gurken
- Kartoffeln
- Karotten
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Was alle Kräuter gemein haben
Neben den ätherischen Ölen, die bei jedem Kraut in Sachen Kombination und Wirkung einzigartig sind, weisen Kräuter auch Gemeinsamkeiten auf, was ihre Nährstoffe betrifft. „So ist in allen Kräutern besonders viel Kalium, Kalzium, Vitamin E, alle B-Vitamine (außer B12) und die Vorstufe von Vitamin A enthalten. Alles Nährstoffe, die beispielsweise für gesunde Nieren und gesunde Nerven wichtig sind.“ Wer also beim Kochen auf Gewürzmischungen statt auf frische Kräuter zurückgreift, dem entgeht eine wichtige und zudem wohlschmeckende Nährstoff- und damit Kraft-Quelle.
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Quellen
- 1. Hao, G., Zhang, B., Gu, M., Chen, C., Zhang, Q., Zhang, G., & Cao, X. (2017). Vitamin K intake and the risk of fractures: A meta-analysis. Medicine, 96 (17), e6725. https://doi.org/10.1097/MD.0000000000006725
- 2. Guzmán-Gutiérrez SL, Bonilla-Jaime H, Gómez-Cansino R, Reyes-Chilpa R. Linalool and β-pinene exert their antidepressant-like activity through the monoaminergic pathway. Life Sci. 2015 May 1;128:24-9. doi: 10.1016/j.lfs.2015.02.021. Epub 2015 Mar 11. PMID: 25771248.
- 3. Garabadu D, Shah A, Ahmad A, Joshi VB, Saxena B, Palit G, Krishnamurthy S. Eugenol as an anti-stress agent: modulation of hypothalamic-pituitary-adrenal axis and brain monoaminergic systems in a rat model of stress. Stress. 2011 Mar;14(2):145-55. doi: 10.3109/10253890.2010.521602. Epub 2010 Oct 31. PMID: 21034296.
- 4. Braga, P.C.. (2005). Thymol: Antibacterial, antifungal and antioxidant activities. Giornale Italiano di Ostetricia e Ginecologia. 27. 267-272.
- 5. Nematolahi P, Mehrabani M, Karami-Mohajeri S, Dabaghzadeh F. Effects of Rosmarinus officinalis L. on memory performance, anxiety, depression, and sleep quality in university students: A randomized clinical trial. Complement Ther Clin Pract. 2018 Feb;30:24-28. doi: 10.1016/j.ctcp.2017.11.004. Epub 2017 Nov 13. PMID: 29389474.
- 6. Naseri, M., Mojab, F., Khodadoost, M., Kamalinejad, M., Davati, A., Choopani, R., Hasheminejad, A., Bararpoor, Z., Shariatpanahi, S., & Emtiazy, M. (2012). The Study of Anti-Inflammatory Activity of Oil-Based Dill (Anethum graveolens L.) Extract Used Topically in Formalin-Induced Inflammation Male Rat Paw. Iranian journal of pharmaceutical research : IJPR, 11(4), 1169–1174.