3. März 2022, 4:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer sich kaum bewegt, dem fällt es mit der Zeit umso schwerer, sich überhaupt aufzuraffen. Warum lässt einen wenig Sport noch inaktiver werden? Laut neuer Studie liegt es nicht (nur) am inneren Schweinehund, sondern an einem lebenswichtigen Protein.
Homeoffice, schlechtes Wetter, eine Verletzung oder einfach nur Faulheit – es gibt viele Gründe, warum es einem aktuell besonders schwerfällt, sich zu bewegen. Doch je länger der Zustand anhält, desto tiefer begibt man sich in eine Abwärtsspirale, warnen Forschende der britischen Universität Leeds. Wenig Sport mache den Körper nämlich auf Dauer noch inaktiver. Laut Wissenschaftlern liegt das nicht an fehlender Motivation allein, sondern an einem bestimmten Protein, welches durch Bewegungsmangel deaktiviert wird.
Übersicht
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Wie ein deaktiviertes Piezo1-Protein uns zu Sportmuffeln macht
Das Piezo1-Protein sorgt dafür, dass der Blutfluss zu den Muskeln reibungslos funktioniert. Wird dieser eingeschränkt, werden auch die Muskeln inaktiver. Die Folge: sich zu bewegen, fällt schwerer und schwerer. Das heißt, jede Trainingseinheit kostet mehr Überwindung und Kraft, je länger man sie hinauszögert. „Unsere Studie unterstreicht die entscheidende Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und körperlicher Leistungsfähigkeit, die Piezo1 auf diesem Niveau herstellt. Unsere Piezos durch Sport aktiv zu halten, kann entscheidend für unsere körperliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit sein“, erklärt Hauptautorin Fiona Bartoli in einer Universitätsmitteilung.1 Die Botschaft ist klar: Sportmuffel sollten keine Zeit verlieren und besser heute als morgen mit dem Training beginnen.
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Studie mit Mäusen brachte die Erkenntnis
Den biologischen Mechanismus dahinter haben Bartoli und ihr Team entdeckt, indem sie zwei Gruppen von Mäusen beobachteten. Bei der einen Hälfte war der Piezo1-Spiegel seit zehn Wochen gestört, heißt es in der im Fachmagazin „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlichten Studie.2 Und obwohl ihnen jede Menge Möglichkeiten zum Laufen, Klettern und Spielen angeboten wurde, zeigten sie eine auffällig geringere Aktivität. Die Forscher überlegten, ob die verhinderten Piezo1-Mäuse weniger an Bewegung interessiert waren, fanden jedoch keine Unterschiede in der Menge oder Dauer der Aktivität zwischen den beiden Gruppen. Stattdessen gab es weniger Laufradumdrehungen pro Trainingseinheit und eine langsamere Laufgeschwindigkeit, was auf eine verringerte Fähigkeit zum Training hindeutet. Das heißt, sie waren körperlich einfach nicht in der Lage, mit den Mäusen der Kontrollgruppe mitzuhalten – obwohl sie wahrscheinlich wollten.
Wenig Sport macht inaktiver – bleiben Sie in Bewegung!
Genau wie Mäuse verfügen auch Menschen über das Piezo1-Protein, was für die Forscher darauf hindeutet, dass ihre Ergebnisse übertragbar sein könnten. „Unsere Arbeit wirft ein neues Licht darauf, wie die Rolle von Piezo1 in Blutgefäßen mit körperlicher Aktivität zusammenhängt“, ergänzt Mitautor Prof. David Beech. Wenig Sport lässt uns also inaktiver werden als regelmäßig ein bisschen Sport. Allerdings könnte die Forschung in Zukunft auch denjenigen helfen, die aufgrund von Krankheit oder Verletzungen länger ans Bett gefesselt sind bzw. längere Sportpausen einlegen müssen. „Unsere Entdeckung bietet auch die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie der Verlust der Muskelfunktion auf neue Weise behandelt werden könnte: Wenn wir Piezo1 aktivieren, könnte dies helfen, die körperliche Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.“
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Quellen
- University of Leeds (2022) Why exercise gets harder the less you do
- Bartoli F., Debant M., Chuntharpursat-Bon E. et al. (2022) Endothelial Piezo1 sustains muscle capillary density and contributes to physical activity. Journal of Clinical Investigation