1. August 2024, 16:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei den olympischen Schwimmwettkämpfen ständig zu beobachten: Schwimmer, die sich selbst schlagen. Sie hauen sich auf Schultern, Arme, Brust und Oberschenkel. Manche so heftig, dass rote Flecken bleiben. Warum tun die das? FITBOOK-Redakteurin Anna Echtermeyer hat bei einem ehemaligen Profi-Schwimmer nachgefragt.
Wenn sich Schwimmer auf ihren Wettkampf vorbereiten, ist davon in der Regel nichts zu sehen. Vor dem Start sind sie dann, abgeschirmt von den Blicken der Zuschauer, im sogenannten Call Room. Dabei handelt es sich um einen gemeinsamen Warteraum der Athleten. Dort schärfen sie noch einmal ihren Fokus, konzentrieren sich. Man kann diese Fokussierung regelrecht spüren, wenn die Athleten die Schwimmhalle betreten: Wie in Trance schweben sie heraus, mit ihren eng am Kopf anliegenden Brillen. Manche tragen Kopfhörer, um sich zusätzlich abzuschirmen von der Außenwelt. Doch sobald sie an ihrem Startblock stehen, gehen sie noch einmal aus sich heraus: Mit festen Schlägen auf den eigenen Körper –„hauen“ sie sich wach – oder was steckt eigentlich hinter dieser Praxis? Warum schlagen sich Schwimmer vor dem Wettkampf? Darüber sprach FITBOOK mit einem Experten.
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Übersicht
Wer ist unser Schwimm-Experte?
Toni Embacher ist sechsfacher Deutscher Meister über 200 Meter Schmetterling und Junioren-Europameister, auch bei Europameisterschaften und Welt-Cups ist er in seiner Sportlerkarriere an den Start gegangen. Nach 15 Jahren als Leistungssportler gibt der inzwischen 37-Jährige sein Wissen an professionelle Triathleten und ambitionierte Hobbyschwimmer weiter und bietet über seine Website zugeschnittenes Schwimmtraining an.
Rote Flecken auf der Schwimmerbrust
Embacher ist also einer, der die Rituale und Verhaltensweisen der Schwimm-Profis nur zu gut kennt. So auch eine Beobachtung, die man bei den Olympischen Spielen von Paris bei jedem Wettkampf im Centre Aquatique Olympique machen kann: Schwimmer, die sich kurz vor dem Start mit flachen Händen heftig auf Arme, Brust, Schultern und Oberschenkel schlagen. Manchmal so doll, dass sich rote Flecken auf der Haut zeigen. Was steckt dahinter?
Warum schlagen sich Schwimmer vor dem Wettkampf?
„Das Schlagen der Muskulatur unmittelbar vor Wettkämpfen dient der Durchblutung und Aktivierung der Muskeln“, erklärt Toni Embacher FITBOOK. „Dass der Körper weiß: Jetzt geht’s gleich los, jetzt wird’s ernst!“ Geschlagen werden Muskelgruppen, die beim Schwimmen besonders beansprucht werden: Schultern, oberer Rücken, Bizeps, Trizeps, Brustmuskulatur und Quadrizeps (Oberschenkelmuskel).
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Wie „doll“ wird zugeschlagen?
Wie „doll“ wird zugeschlagen? „So, dass es schon leicht wehtut“, meint Embacher, der es natürlich selbst häufig praktiziert hat.
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Weiterer Grund: Griffigkeit erhöhen
Und noch einen weiteren Grund hat es laut dem Experten, wenn die Schwimmer sich schlagen: „Da es mit den Händen geschieht, holt man sich nochmal etwas Grip für das Wasser.“ Die Athleten erhöhen so also ihr Gefühl von Griffigkeit des Wassers. Für Schwimmer ist dieses „Wassergefühl“ entscheidend: Es beeinflusst ihre Fähigkeit, effektiv durch das Wasser zu gleiten. „Manche Athleten reiben ihre Hände dafür auch nochmal auf dem Startblock ganz kurz vor dem Start“, weiß Embacher.
Beim Schwimmen entscheiden oft Hundertstelsekunden über den Sieg. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man kleinsten Details, wie das Schlagen und Reiben der Hände vor dem Wettkampf, Aufmerksamkeit schenkt. Auch Lukas Märtens, der 400-Meter-Olympiasieger von Paris, tut es übrigens – achten Sie mal auf seine rote Brust und die roten Oberarme, wenn er heute Abend beim Rücken-Halbfinale auf dem Startblock steht!