8. Oktober 2020, 21:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wegen Corona finden große Sportevents nicht statt. Viele Läufe gibt es dafür virtuell – das heißt, man absolviert ihn für sich alleine und reicht die Zeit dann ein – als Goodie winkt eine Medaille. Bei FITBOOK gibt eine Expertin für Motivation Tipps, wie man es schafft, auch ohne Mitstreiter sein Bestes zu geben.
Corona hat uns allen dieses Jahr in den unterschiedlichsten Bereichen ein Strich durch die Rechnung gemacht. Reisepläne wurde durchkreuzt, Konzerte abgesagt und Sportveranstaltungen wie die Olympischen Spiele in Tokio auf kommendes Jahr verschoben. Das alles, um die Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden. Doch nicht nur Profi-Sportler leiden unter Rennabsagen und -verschiebungen. Jährlich fiebern Zigtausende Hobbyläufer auf Rennhighlight des Jahres hin – vom 5-Kilometer-Volkslauf bis zum Berlin Marathon. Die Motivation der Sportler ist nun ohne Wettkampf oftmals im Keller.
Auch der Hamburg Marathon wurde auf kommendes Jahr verschoben – das Hygienekonzept reicht nicht aus. Zwar hätte man durch bestimmte Regeln bei den Läufern die Ansteckungsgefahr minimieren können, bei den Zuschauern jedoch nicht, so die Begründung. Ende August haben sich Bund und Länder dann darauf geeinigt, Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist, bis Dezember 2020 abzusagen. Vorerst. Denn auch die Prognose für das kommende Frühjahr ist nicht rosig.
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Viele laufen nun virtuell
Dennoch wollen viele Veranstalter ihre Läufe nicht komplett absagen und haben sie quasi ins Internet verlegt. Bei virtuellen Läufen haben die Läuferinnen und Läufer die Möglichkeit ohne Massenveranstaltung ein Rennen zu absolvieren – zur selbstgewählten Zeit, am selbstgewählten Ort, bei den unterschiedlichsten Events. Der Nachweis über die zurückgelegten Kilometer und die Zeit erfolgt meist über eine App oder Daten, die via Laufuhr mitgetrackt wurden. Klar kann man hier schummeln, aber eigentlich betrügt man sich nur selbst. Und zu gewinnen gibt es außer Ruhm und Ehre meist eh nichts.
Virtuellen Marathon in San Francisco laufen
Wollten Sie schon immer mal den San Francisco Marathon laufen? Jetzt haben Sie die Chance! Das offizielle Rennen wurde natürlich abgesagt, aber es gibt nun andere Möglichkeiten, wie Sie an diesem Wettkampf teilnehmen können: Zum einen über eine Live Race App zwischen 13. und 16. November oder zwischen 11. und 14. Dezember. Mit der App des Veranstalters können die Läufer der Marathon Strecke virtuell folgen, während sie – ganz egal wo – real ihre eigene bezwingen und sich virtuell mit Konkurrenten auf der ganzen Welt messen. Die Uhrzeit ist dabei egal. Zwischen 5 Uhr morgens und 23 Uhr kann der Lauf gestartet werden. Über die App wird das ganze getrackt und in Laufdaten in eine Ergebnisliste überführt.
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Die andere Möglichkeit ist: Laufen, wann man möchte. Die einzige Voraussetzung: Die Strecke muss getrackt, zum Beispiel mit den gängigen Laufuhren, Apps, etc., und das Ergebnis in Form von GPS-Daten bis zur Deadline am 13. Dezember eingeschickt werden. Ähnliche Angebote gibt es übrigens bei den meisten (Halb-)Marathonveranstaltungen, auch beim New York City Marathon der World Marathon Majors. Hier läuft das Ganze in Kooperation mit der unter Läufern verbreiteten Strava-App ab.
Aber ein Rennen ohne echte Mitläufer? Da scheint das Motivationstief bei Kilometer 30 programmiert, wenn der Körper anfängt zu streiken. Und keine Zuschauer, die einen anfeuern, kein Endspurt zur Ziellinie und kein Abklatschen mit der Gruppe, mit der man die letzten Kilometer runtergelaufen ist. Wie soll man sich da motivieren?
„Der einfachste Weg, ein Tief zu überwinden, um wieder ins Handeln zu kommen ist es Spaß an der Sache zu entwickeln. Den meisten Spaß haben Kinder, wenn sie spielen“, sagt Mentalkünstler Dr. Florian Ilgen. „Für den richtigen Kurs benötigen wir ein Ziel vor Augen. Ein Motiv! Motivation kommt zwar von dem lateinischen movere, bewegen oder antreiben.“
Also woher nehme ich die Motivation zum Laufen?
„Unter diesen Umständen kann ein Gefühl der Unsicherheit entstehen“, erklärt Sylvia Graß, Coaching-Expertin aus Köln gegenüber FITBOOK. In so einer Situation sei es gut, die Sicherheit von innen auszubauen, so die Expertin weiter. Sie hat fünf Tipps, mit denen Sie den Marathon oder jeden anderen Lauf mit Vollgas bis zum Ende durchziehen – auch ohne echtes Rennen.
1. Ein Ziel definieren
Formulieren Sie ein Ziel: „Ich laufe den Marathon am…“. Erstellen Sie dann einen Trainingsplan: Wann, wo, wie viel, mit wem Sie trainieren. Definieren Sie mindestens drei Etappenziele und feiern Sie die, wenn diese erreicht wurden.
2. Sich in den Zielzustand versetzen
Gehe Sie gedanklich ans Zielende und versetzen Sie sich mit allen Sinnen in den Zielzustand hinein. Wie fühlt es sich an, das Ziel erreicht zu haben? Verweilen Sie noch ein wenig im erreichten Zustand. So gestalten Sie das Ziel so attraktiv wie möglich.
3. Eine Siegerpose üben
Entwickeln Sie daraus Ihre persönliche Siegerpose. Vielleicht eine Faust nach oben strecken, einen Luftsprung oder ein Schulterklopfen? Diese Pose können Sie auch täglich nutzen, um sich selbst zu motivieren.
4. Einen Motivationssatz zum Laufen überlegen
„Ich schaffe das“ oder „Ich werde jeden Tag fitter“. Verwenden Sie diesen Satz wie einen motivierenden Innendialog. Er dient darüber hinaus auch als täglicher Motivationsanker.
5. Rituale etablieren
Wenn Sie nach der Arbeit nach Hause kommen, legen Sie Ihre Lieblingsmusik auf oder einen Song, der Sie motiviert. Idealerweise stehen Ihre Laufschuhe schon bereit – mit dem Motivationsspruch geht es beschwingt nach draußen auf die Strecke.
„Haben wir sie aber schon zehn, 50 oder 100-mal ausgeführt, denken wir nicht mehr darüber nach und tun es einfach. Ohne Wenn und Aber. Das funktioniert mit Sport oder dem Abwasch“, meint auch Ilgen.
Die Musik kann auch während des Laufens super sein. Musik-Apps bieten Playlisten an, die einen hohen Beat pro Minute haben.
Ebenso das Feiern von Etappensiege, Gespräche mit Freunden oder das Posten von Trainingseinheiten in den. Sozialen Medien kann helfen, die Lust am Laufen nicht zu verlieren und die Motivation hochzuhalten.
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Der Vorteil von virtuellen Läufen
Jetzt kommt es nur noch darauf an, den Lauf auch durchzuziehen. Das Schöne: Das geht gleich vor der eigenen Haustür – ohne Gedränge bei der Startnummer-Ausgabe. Auch fallen meist die Registrierungskosten weg. Lediglich für das optionale Starterpaket (Startnummern, Finisher-Shirts, Riegel, etc.) fällt eine Gebühr an. Einige Veranstalter spenden einen Teil für einen guten Zweck, und/oder den Läuferinnen und Läufern wird im Anschluss eine Teilnehmermedaille nach Hause geschickt. Ein Erinnerungsstück an einen Lauf, den man so schnell wohl nicht mehr vergisst.