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„Low Impact“-Sportarten

Darin unterscheiden sich Yoga und Pilates

Was ist der Unterschied zwischen Yoga und Pilates?
Manche Übungen finden sowohl im Yoga als auch im Pilates Anwendung, z. B. „das Boot“ („Navasana“) Foto: Getty Images
Desirée Oostland

18. Januar 2025, 17:26 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Yoga, Pilates – ist doch alles das Gleiche!“ Haben Sie das auch schon einmal gedacht? Verständlich, denn dsie können sich auf den ersten Blick ähneln. Doch trotz der Gemeinsamkeiten handelt es sich bei ihnen um zwei verschiedene Trainingsmethoden. Sie haben verschiedene Urspünge und unterscheiden sich auch, was das Ziel und und die Ausführung der Übungen angeht. Doch wie genau sehen diese Unterschiede aus? Wo liegen die jeweiligen Vorteile? Und was passt am besten zu wem? Die Unterschiede zwischen Yoga und Pilates erklärt FITBOOK-Autorin Desirée Oostland, die selbst zweimal pro Woche Yoga und Pilates macht.

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Wer schon einmal den Drang danach verspürte, sogenanntes „Low-Impact“-Training auszuprobieren, wird sicherlich über Yoga oder Pilates gestolpert sein und während der Recherche auch mal gedacht haben, es sei ohnehin dieselbe Disziplin. Viele Yoga-Studios bieten Pilates an – und andersherum. Daher lässt sich für Neueinsteiger nicht sofort festmachen, wo die Unterschiede zwischen Yoga und Pilates liegen. Viele denken, dass es sich nur um eine Abwandlung der jeweiligen Technik handelt. Doch während Yoga sich eher auf den Geist, die Atmung und dann erst die Stärkung des Körpers fokussiert, kümmert sich Pilates vorwiegend um die Stärkung des Körpers und legt dabei besonderen Fokus auf die Körpermitte, das sogenannte Powerhouse des Körpers.

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Das ist der Unterschied zwischen Yoga und Pilates

Eines lässt sich schon vorab sagen: Nach einer Yoga-Stunde fühlt man sich definitiv weicher als nach einer Stunde Pilates. Eine saftige Pilates-Stunde verlässt man, je nach Intensität und Fokus, gern im Cowboy-Gang, während man nach einer Yoga-Session selig nach Hause schwebt. Aber fangen wir von vorn an.

Philosophie und Herkunft

Der wesentlichste Unterschied zwischen Pilates und Yoga liegt in der Grundüberzeugung und der Herkunft: Yoga ist eine über 1000 Jahre alte indische Lehre, bei der der Fokus auf der Einheit von Körper, Geist und Seele liegt, die durch die Kombination von Asanas, Atmung und Meditation erzielt wird. Yoga fördert auf ganz sanfte und bewusste Art die Muskelstärke, Flexibilität und das Körperbewusstsein. Pilates hingegen ist ein eher neuzeitliches (erfunden 1924 von Joseph Hubertus Pilates) Ganzkörpertraining mit deutlichem Fokus auf den körperlichen Aspekt. 

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Das Ziel von Yoga

Im Yoga wechseln die sogenannten Asanas, also Körperstellungen, grundsätzlich zwischen kurzer Anspannung und darauffolgender Entspannung, wobei Letzteres in jeder Stunde im Vordergrund steht. Entweder man hält eine Pose eine Weile (eher im Yin-Yoga der Fall), um sich anschließend kurz zu entspannen oder man geht in den sogenannten Flowm der den Körper dehnt und stabilisiert (eher der Fokus von Vinyasa-Yoga). Zwischendurch kann es je nach Yoga-Art anstrengend werden, doch die Entspannungsübungen, die zwischenzeitlich durchgeführt werden, sorgen für schnelle „Erlösung“ aus vorangehenden fordernden Haltungen.

Auch interessant: Was bringt Yoga mit Gewichten für die Muskeln? Ein Selbstversuch

Darauf legt Pilates den Fokus

Beim Pilates geht es um eine kontrollierte Ausführung verschiedener Übungen und vielen konzentrierten Wiederholungen. Pilates fokussiert dabei größtenteils die Körpermitte und sorgt damit für die Stärkung der oftmals unberücksichtigten, aber essenziellen Tiefenmuskulatur. Die Trainingsmethode kräftigt nicht nur den gesamten Körper, sondern kann auch für eine bessere Körperhaltung sorgen und durch die Stärkung der Rumpfmuskulatur Beschwerden wie Rückenschmerzen vorbeugen oder gar lindern, während man den Körper bei den herausfordernden Pilates-Übungen zittern lässt.

Auch interessant: Was genau ist Pilates – und welche Körperteile werden trainiert

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Yoga versus Pilates: Der Aufbau einer Stunde

Auch der Aufbau einer Stunde des jeweiligen Trainings unterscheidet sich gravierend. Während man sich beim Pilates kurz mit Dehnungen aufwärmt und dann direkt loslegt, kommt man beim Yoga erst einmal im Raum „an“. Mit Atemübungen oder einer geführten Meditation holt der Yogalehrer die Schüler an den Ort der Praktizierung. Dort lernt man unter Anleitung, die Verspannungen vom Alltag loszulassen, in den Bauch einzuatmen und sich zu fokussieren. Das ist deswegen so wichtig, weil es beim Yoga nicht um das Denken, sondern um das Fühlen geht.

Zudem schließt man jede Yoga-Stunde, selbst die herausfordernde Einheit Power-Yoga, mit einer abschließenden Tiefenentspannung ab. Oftmals ist das das berühmte „Shavasana“: Man liegt dabei ruhig und zugedeckt auf dem Rücken und entspannt alle Körperteile von Zehen bis hin zur Kopfkrone, bis sich auch der Geist entspannt. Das ist meist so intensiv, dass es auch gern mal passiert, dass es aus einer Ecke des Yoga-Raumes schnarcht. Beim Pilates gibt es auch kurze Entspannungsmethoden, um das Training abzuschließen, jedoch geht es hierbei um die gezielte Dehnung der beanspruchten Muskeln.

Yoga sorgt auch für mentale Stärke

Yoga pflegt auch den Kopf. Klar, jeder Sport ist gut für den Geist und das Wohlbefinden, doch beim Yoga wird gezielt darauf hingearbeitet, die mentale Ebene zu stärken. Yoga sorgt dabei für eine verbesserte Selbstwahrnehmung. Yogis, also diejenigen, die Yoga praktizieren und lehren, nehmen die erlernten Einstellungen aus der Praxis mit in das Leben. Sei es die Einstellung, die guten Gedanken, die bewusste und gesunde Ernährung, das Innehalten in stressigen Phasen oder der Umgang mit anderen Lebewesen. Pilates hingegen bleibt meist in dem Raum, in dem die Stunde stattgefunden hat.

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Studien zur Wirkung von Yoga

Die positiven Auswirkungen, die die Yoga-Praxis auf die mentale Gesundheit haben kann, konnte in Studien belegt werden. Sie konnten Hinweise dafür liefern, dass Yoga Stress und Ängste bis hin zu Angststörungen reduzieren kann.1Auch Symptome einer Depression können mithilfe regelmäßigen Yogas gelindert werden.2 Die Forschung zeigt zudem, dass die sanfte Sportart generell ein gutes Mittel im Rahmen einer Therapie psychischer Störungen zu sein scheint.3 Ältere Menschen wiederum profitieren von Yoga nicht nur in Sachen Beweglichkeit, sondern auch mit verbesserte Kognition.4

Yoga versus Pilates: die Ausrüstung

Bei der Ausrüstung hingegen ähneln sich die beiden Sportarten schon wieder. Beim Yoga benötigt man eine ordentliche Matte, die man, wenn man in ein Yoga-Studio geht, auch vor Ort erhält, gemütliche Kleidung, manchmal einen Block, ein Yoga-Kissen und ein Yoga-Gurt für die maximale Dehnung. Beim Pilates benötigt man neben der Kleidung, Anti-Rutsch-Socken und einer guten Matte auch manchmal einen Pilates-Ring und Gewichtsbälle.

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Vorteile von Yoga und Pilates

Doch welche Methode bringt welches Körpergefühl? Wer regelmäßig Yoga praktiziert, verbessert seine Beweglichkeit und auch die körperliche Fitness. Auch ein definierter Körper, besonders an den Armen, kann das Ergebnis sein, da das Training mit dem eigenen Körpergewicht schlanke Muskeln zaubert. Während Yoga zudem entschleunigt, bringt Pilates die nötige Stärke und definierte Bauchmuskeln, ebenso einen starken Rücken und trainierte Arme mit. Der Beckenboden wird bei beiden Disziplinen trainiert.

Eine Zusammenfassung der Unterschiede:

  • Yoga ist eine uralte Technik aus Indien
    Pilates gehört zu den moderneren Trainingsmethoden
  • Yoga bedient eine holistische Einstellung, die sich auch auf den Alltag überträgt
    Pilates kümmert sich vorwiegend um die Stärke des Körpers 
  • Beim Yoga ist die richtige Atemtechnik und die Stärkung auf mentaler Ebene essenziell
    Pilates bleibt am Trainingsort, sorgt aber auch für einen freien Kopf
  • Beim Yoga geht es um das Fühlen und Loslassen
    Beim Pilates manchmal auch um das Aushalten
  • Yoga sorgt auch für mehr Beweglichkeit
    Pilates trainiert die Tiefenmuskulatur
  • Es gibt unterschiedlichste Yoga-Arten,
    Pilates fokussiert sich je Stunde nur auf unterschiedliche Muskelgruppen
  • Yoga entschleunigt und stärkt sanft
    Pilates stärkt intensiv

Das sind die Gemeinsamkeiten

Beide Sportarten sind in der Lage, Rücken- und Haltungsprobleme zu vermeiden. Zudem gibt es auch Klassen, die sich einander annähern und einzelne Elemente der jeweiligen Disziplin übernehmen. Wenn Yogalehrer auch Pilates unterrichten, merken das die Trainierenden schnell, da viele Elemente, wie die Haltung des Kindes oder Happy Baby zwischen den Übungen zum Einsatz kommen. Bei den Dehnungen geht es bei beiden Techniken auch darum, den Körper zu öffnen. Beide Methoden werden langsam ausgeführt und lassen sich auch im eigenen Wohnzimmer durchführen.

Yoga und Pilates ergänzen sich perfekt

„Wenn ich ergänzend zu meinem Krafttraining ein „Low-Impact“-Workout mache, setze ich auf Yoga. Das meditative ‚Ankommen‘ sowie der meditative Ausklang einer Session helfen mir, den Alltagsstress abzubauen, die Asanas erfordern meine komplette Aufmerksamkeit – selten bin ich so im Hier und Jetzt wie im Yoga. Und ich kann Ihnen sagen: ‚Low Impact‘ kann trotzdem bedeuten, ordentlich zu schwitzen. Manche Trainer, deren Kurse ich besuche oder deren Online-Videos ich für meine Home-Workouts nutze, ergänzen das Yoga um einen Pilates-Teil, meistens, um speziell die Bauchmuskeln zu trainieren. Das gefällt mir sehr. Nach einer Reihe Asana-Flows mal kurz den Core zum Zittern bringen, um anschließend die Yoga-Einheit ausklingen zu lassen und im Shavasana noch einmal den Geist zur Ruhe zu bringen: Das nenne ich ein perfektes ‚Low Impact-Workout, das für mich ganz viel mit ‚Selfcare‘ zu tun hat. Und davon können wir, glaube ich, alle ein bisschen mehr gebrauchen.“

Was ist mit Yogilates?

Und wer sich gar nicht entscheiden kann, weil er beides so toll findet, kann sich in seiner Stadt nach Yogilates-Kursen umsehen. Denn die vereinen beide Techniken in einem. Dabei werden die grundlegenden Elemente aus beiden Bereichen kombiniert. Der Körper profitiert dann von den stärkenden Pilates-Übungen und den Yoga-Entspannungstechniken.

Was passt besser zu mir?

Wer einen sanften und fließenden Sport bevorzugt, wird eher ein Fan von Yoga und seinen verschiedenen Abwandlungen sein. Wer aber vorwiegend auf der Suche nach Workouts ist, die auch definierte Muskeln und einen starken Körper zaubern, wird eher mit Pilates glücklich. Die meisten Praktizierenden finden Gefallen an der Kombination aus beiden Sportarten. Vor allem Frauen, die auf zyklusbasiertes Training setzen, können die verschiedenen Intensitäten dann gezielt für sich nutzen.5,6,7,8

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Quellen

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Quellen

  1. Michalsen, A., Grossman, P., Acil, A. et al. (2005). Rapid stress reduction and anxiolysis among distressed women as a consequence of a three-month intensive yoga program. Medical Science Monitor. ↩︎
  2. Javnbakht, M., Hejazi, K.R., Ghasemi, M. (2009). Effects of yoga on depression and anxiety of women. Complementary Therapies in Clinical Practice. ↩︎
  3. Klatte, R., Pabst, S.,; Beelmann, A., Rosendahl,. J (2016). The Efficacy of Body-Oriented Yoga in Mental Disorders. Deutsches Ärzteblatt International. ↩︎
  4. Oken, B.S., Zajdel, D., Kishiyama, S. (2006). Randomized, controlled, six-month trial of yoga in healthy seniors: effects on cognition and quality of life. Alternative Therapies In Health And Medicine. ↩︎
  5. Die Techniker. Pilates. (aufgerufen am 16.1.2025) ↩︎
  6. Goldammer, A. Yoga. MeinMed.at. (aufgerufen am 16.1.2025) ↩︎
  7. Deutscher Pilates Verband. Was ist Pilates? Fragen und Antworten zur Trainingsmethode. (aufgerufen am 16.1.2025) ↩︎
  8. Koch, J. Yoga: Die positive Kraft des Yoga. Deutsches Ärzteblatt (aufgerufen am 16.1.2025) ↩︎

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