5. August 2021, 21:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Abonnentenzahl der größten deutschlandweit oder sogar international bekannten Fitness-Accounts bewegt sich im Millionenbereich. Über YouTube, TikTok und vor allem Instagram generieren Influencer eine schier unendliche Reichweite und erlangen so enormen Einfluss über ihre Follower. Doch kann das auch zum Problem werden?
Definitiv. Die Größe eines Accounts ist kein Garant für Qualität und viele Follower bedeuten nicht zwangsläufig, dass der Influencer sich mit der Materie auskennt. Vor allem in Themenbereichen wie Fitness, Ernährung und Gesundheit wird das unter Umständen sogar gefährlich. Werden Workouts falsch ausgeführt, kann dies zu Verletzungen oder langfristigen körperlichen Schäden führen. Auch mit einseitigen Diäten oder anderen problematischen Tipps riskieren Social-Media- User gegebenenfalls ihre Gesundheit. Doch wie erkennt man unseriöse Fitness-Influencer? FITBOOK hat für euch 5 Warnzeichen zusammengefasst.
Übersicht
1. Keine Qualifikation
Ganz klar: Ein Fitness-Influencer sollte entsprechende Kenntnisse mitbringen, die ihn oder sie für die Tätigkeit qualifizieren. Im Idealfall ist das ein Studium der Sportwissenschaften oder eine staatlich anerkannte Ausbildung. Achtung: „Trainer”, „Coach” oder auch „Personal Trainer” kann sich erst einmal jeder nennen, denn es handelt sich dabei nicht um geschützte Begriffe. Als fachliche Grundlage sollte mindestens die Fitnesstrainer B-Lizenz erworben worden sein. Nach der A-Lizenz ist das die zweithöchste Qualifikationsstufe im auf dem Europäischen Qualifikationsrahmen beruhenden Lizenzsystem.
Dieser EU-weite Rahmen dient dazu, berufliche Qualifikationen in ganz Europa vergleichbarer und damit auch seriöser zu machen. Neben der Fitnesstrainer A- oder B-Lizenz gibt es auch weitere fachspezifische Lizenzen wie die Personal Trainer A-Lizenz, die Lizenz zum Medizinischen Fitnesstrainer, Lauftrainer, Group Fitness Trainer oder anderen. Das bedeutet zwar nicht, dass alle Fitness-Influencer ohne Trainerlizenz unseriös sind, denn auch jahrelange Erfahrung und eine fundierte, auf sportwissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Auseinandersetzung mit dem Thema können zu Grundqualifikationen führen. Spielt sich jemand aber zum Beispiel nach der Teilnahme an einer Reality Show plötzlich ohne erkennbaren Grund als Fitness-Experte auf, ist das eher ein Hinweis darauf, dass diese Person nur an vielen Followern, Ruhm und Geld interessiert ist.
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2. Produktplatzierungen
Werbung gehört zum Kanal eines jeden Content Creators, denn über diese Form des Influencer- oder Soial-Media-Marketings verdienen sie ihr Geld. Daher sind sind Rabattcodes und Produktplatzierungen an und für sich erst einmal ganz normal und Teil des Jobs. Nehmen ständige Werbeposts aber überhand und es werden nur noch angeblich 100 Prozent erfolgsversprechende Produkte in die Kamera gehalten, so besteht für Follower Grund, skeptisch zu werden.
Bei einem Workout-Video sollte es beispielsweise darum gehen, die korrekte Ausführung der gezeigten Übungen in den Mittelpunkt zu stellen. Liegt der Fokus aber auf dem Sport-Outfit, entsteht der Eindruck, dass hier einfach ein beliebiges, möglicherweise nicht sauber durchgeführtes Workout gepostet wurde, um den Kooperationsverpflichtungen nachzukommen und so Geld zu verdienen. Vor allem bei Werbung für unseriöse Produkte sollten alle Alarmglocken klingeln. Die Klassiker sind zum Beispiel Detox-Tees oder angebliche Diät-Wundermittel. Und auch wenn die beworbenen Proteinriegel voll von Zucker oder künstlichen Zusatzstoffen sind, spricht dies eher dafür, dass der jeweiliger Fitness-Influencer unseriös ist und nicht die Gesundheit seiner Follower im Blick hat.
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3. Die Ästhetik steht über allem
Machen wir uns nichts vor: Beim abendlichen Fitnessprogramm denken die meisten sicherlich auch daran, durch Sport einen knackigeren, strafferen Körper zu bekommen. Dass Ästhetik beim Fitness eine Rolle spielt, ist vollkommen in Ordnung. Dennoch sollte es nicht rein um das äußere Erscheinungsbild gehen. Daher sollte man hellhörig werden, wenn ein Fitness-Influencer ständig bloß Sixpack-Fotos postet oder den Po in die Linse streckt. Schließlich geht es beim Sport nicht nur darum, am Strand eine gute Figur abzugeben. Stattdessen sollte Fitness Teil eines ganzheitlich gesunden Lebensstils sein. Das beinhaltet beispielsweise eine ausgewogene Ernährungsweise, darüberhinaus aber auch eine Balance von Cardio und Kraftübungen sowie eine gesunde Psyche. Ob vor allem Letzteres der Fall ist, wenn sich alles im Leben nur noch darum dreht, möglichst „shredded” auszusehen, bleibt fragwürdig.
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4. Unrealistische Versprechungen
In einem Monat zum Sixpack? Eher unwahrscheinlich, wenn man vorher unter Übergewicht litt. Auch Versprechungen wie 10 Kilogramm in 2 Wochen machen einen Fitness-Influencer sehr zweifelhaft. Sie sind nämlich nicht nur unrealistisch, sondern auch gar nicht gesund. Bei Fitness und gesunder Ernährung sollten langfristige, nachhaltige Veränderungen angestrebt werden. Wenig sinnvoll sind dagegen Crash-Diäten und übermotivierte Fitness-Phasen, die auf Dauer nicht durchzuhalten sind.
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Hellhörig sollten Follower zudem werden, wenn für Workouts, Trainingsprogramme, Apps oder E- Books auch noch horrende Preise verlangt werden. Das spricht nämlich eher für Dollarzeichen in den Augen des Influencers. Dieses Geld investiert man vielleicht besser in einige Stunden mit einem qualifizierten und erfahrenen Sportwissenschaftler oder Personal Trainer. Ein ähnlicher Warnhinweis sind Fotos, die ein unrealistisches Körperbild vermitteln. Auf Instagram eifern beispielsweise viele Frauen dem Ideal einer winzigen Taille und dünnen Oberschenkeln bei gleichzeitig riesigem, runden Po nach. Ein solcher Körper ist in dieser Kombination rein durch Fitness oder eine gesunde Ernährung aber gar nicht zu erreichen. Fitness-Influencer, die solche Bilder von sich posten, hatten entweder eine Schönheits-OP hinter sich oder greifen auf die preiswertere Variante zurück: Photoshop. In beiden Fällen ganz klar ein Zeichen für Unseriösität.
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5. Korrekte Haltung? Egal.
Unter die Lupe nehmen sollten Follower vor allem die Workout-Videos ihrer Lieblingsinfluencer. Wird dort auf die richtige Körperhaltung eingegangen? Erklärt der Creator detailliert und verständlich, wie die Übung korrekt ausgeführt wird? Wenn das nicht der Fall ist – Finger weg von diesen Videos und den unseriösen Fitness-Influencer am besten gleich deabonnieren. Sonst drohen im schlimmsten Falle Verletzungen oder gesundheitliche Schäden. Aufschlussreich ist es auch, die Videos einem Experten zu zeigen. Wer einen Sportwissenschaftler oder lizenzierten Fitnesstrainer in seinem Bekanntenkreis hat, zeigt ihm oder ihr am besten den Account und bitte um eine qualifizierte Meinung.
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Fazit
Egal wie sehr man sich weniger Speckröllchen, mehr Ausdauer oder definiertere Muskeln wünscht, die Gesundheit sollte immer im Vordergrund stehen. Bevor man daher die Tipps eines womöglich dubiosen Fitness-Influencers befolgt oder die Workouts zu Hause nachmacht, sollte man ihn oder sie einem gründlichen Check unterziehen. Unter den vielen seriösen Content Creatorn gibt es nämlich leider auch eine Menge schwarzer Schafe, denen es mehr um schnelles Geld geht als darum, die Vorteile von einem sportlichen, gesunden und aktiven Lifestyle zu promoten – und zwar seriös, nachhaltig und mit fundierter Sachkenntnis.