25. Oktober 2024, 19:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Nach einem anstrengenden Training überkommt viele erstmal großer Hunger. Für Menschen, die jedoch das Ziel verfolgen, abzunehmen, könnte dieser übermäßige Appetit ein Dorn im Auge sein. Eine neue Studie erweckt nun aber Hoffnung: Wer auf ein bestimmtes Training setzt, kann sein Hungergefühl sogar verringern!
Darüber, ob Training den Hunger beeinflusst, sind sich die Forscher noch immer uneinig. Es gibt Studien, die aufzeigen, dass Sport durchaus den Appetit erhöhen kann. Jedoch zeigen einige Untersuchungen auch, dass das Training gar keinen Effekt hinsichtlich des Hungergefühls haben bzw. dieses auch verringern kann (FITBOOK berichtete). Verantwortlich für die Senkung des Hungers soll unter anderem das appetitanregende Hormon Ghrelin sein, dessen Anteil durch den Sport abnehmen kann. Und genau an diese bisherigen Erkenntnisse knüpft eine neue Studie an: Sie fanden heraus, dass ein bestimmtes Training das Hungergefühl verringern kann.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Inhaltsverzeichnis
Klinische Studie mit sportlichen Belastungstests
Ein Team von Wissenschaftlern rekrutierte Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren, die sich in einem untrainierten Zustand befanden und Nichtraucher waren.1 Ein zusätzliches Einschlusskriterium war, dass sich das Körpergewicht der Personen über drei Monate hinweg nicht mehr als 3 Kilogramm verändern durfte und ihr BMI zwischen 18,5 und 24,9 Kilogramm pro Quadratmeter – also im Normbereich – lag. Dagegen schloss man alle Menschen von der Studie aus, auf die ein oder mehrere Punkte zutrafen:
- Vorgeschichte mit Typ-2-Diabetes
- Schwangerschaft
- Fruchtbarkeitsbehandlungen
- Störungen bzw. medikamentöse Behandlung des endokrinen und gastrointestinalen Systems
3 Laborbesuche
Nach Sichtung der Personen kamen 8 Männer und 6 Frauen für die Studie infrage. Für die Untersuchungen mussten die Probanden 24 Stunden lang von körperlichen Betätigungen und Alkoholkonsum absehen. 12 Stunden vor den Labortests durften sie außerdem keine Tabakprodukte und Kaffee konsumieren. Des Weiteren sollten die Teilnehmer ihre Ernährung vor dem ersten Testbesuch dokumentieren, damit sie sich vor dem zweiten Testbesuch genauso ernähren konnten.
Die Tests bestanden aus drei verschiedenen Laborbesuchen: einmal das Screening, dann das Training mit mäßiger Intensität und abschließend das Training mit hoher Intensität. Frauen testete man einmal im Monat während der frühen Follikelphase des Menstruationszyklus. Die Follikelphase beschreibt den Zeitraum vom ersten Tag der Menstruation bis zum dreizehnten oder vierzehnten Tag – endet also mit dem Eisprung. Währenddessen sollen Frauen während ihrer Periode auf mäßiges Training setzen, anschließend können sie zu intensiven Sporteinheiten übergehen.2 Bei Männern fanden die Laborbesuche direkt hintereinander statt – lediglich zwischen den beiden Trainingseinheiten lagen ca. 72 Stunden zur Regeneration.
Auch interessant: Ihr Zyklus hat Auswirkungen auf das Training
Testverfahren
Beim Screening ermittelte man den Körperfettanteil der Probanden mittels einer Dual-Röntgen-Absorptiometrie. Der maximale Sauerstoffverbrauch (VO2max) und die Laktatschwelle ermittelte man anhand eines Stufentests auf dem Fahrradergometer. Die Probanden begannen dafür mit 50 Watt auf dem Trainingsgerät, alle 3 Minuten erhöhte man die Leistung um 25, bis eine willentliche Erschöpfung eintrat. Am Ende jeder Phase wurde über einen Verweilkatheter in der Ellenbeugenvene Blut entnommen und auf Laktat untersucht.
Bevor die Probanden dann die Belastungstests für die mittlere bzw. hohe Trainingsintensität begannen, glich man den individuellen Kalorienverbrauch mit den Trainingsbedingungen ab. Bei jedem Versuch beobachtete man die Teilnehmer insgesamt 3 Stunden. Auch hierfür setzte man einen Verweilkatheter in die Vene am Ellenbogen, um Blut zu Studienbeginn, alle 10 Minuten während der ersten Stunde und dann alle 30 Minuten während der restlichen 2 Stunden zu entnehmen. Mit diesen Proben maßen die Wissenschaftler den Ghrelin-Spiegel anhand von Werten für Triglyceride, Ghrelin in acylierter Form (AG), Ghrelin in decylierter Form (DAG) und Laktat. Zu Studienbeginn und alle 30 Minuten erfragte man anhand einer visuellen Analogskala folgende Punkte:
- Appetit
- Hunger
- Sättigung
- Völlegefühl
- Essenslust
Machen Sie mit bei unserer FITBOOK-Umfrage!
Hochintensives Training senkt den Ghrelin-Spiegel
Die Analysen der Screenings ergaben, dass der Körperfettanteil, die DAG- und Triglycerid-Ausgangswerte bei Frauen signifikant höher als bei Männern waren, dagegen wiesen männliche Teilnehmer eine höhere VO2max auf. Bei den Trainingseinheiten hatten Männer außerdem einen höheren Energieverbrauch.
„Wir haben festgestellt, dass hochintensives Training den Ghrelin-Spiegel stärker senkt als mittelintensives Training“, erklärt die Hauptautorin Dr. Kara Anderson von der University of Virginia.3 So zeigten die Daten, dass hochintensives Training den TG-, AG- und DAG-Spiegel im Plasma unterdrückte. Demnach könnte Training oberhalb der Laktatschwelle eine Senkung des Ghrelins bewirken. Mit diesen Ergebnissen und diesem Vorgehen ist das Team um Anderson anderen Studien voraus, denn: Frühere Untersuchungen bezogen sich oftmals nur auf mäßiges Training und untersuchten häufig nur den AG-Spiegel. „Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass die Teilnehmer nach hochintensivem Training ‚weniger Hunger‘ verspürten als nach mittelintensivem Training“, so Anderson.
Bei Frauen beobachtete man jedoch einen weiteren Rückgang: den des AG-Spiegels. „Insgesamt könnte dies darauf hindeuten, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Ghrelinfreisetzung und/oder -degradation gibt“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Demnach könnte hochintensives Training besonders bei Frauen das Hungergefühl verringern.
Nicht mehr nur für Bodybuilder Was bringen Extra-Proteine in Müsli, Brot und Joghurt?
Sättigungsgefühl 9 Lebensmittel, die gegen ständigen Hunger helfen
Studie findet entscheidenden Faktor Warum haben manche Menschen immer Hunger?
Einordnung der Studie
„Sport sollte als ‚Medikament‘ betrachtet werden, dessen ‚Dosis‘ auf Grundlage der persönlichen Ziele des Einzelnen angepasst werden sollte“, erklärt Anderson. „Unsere Forschung legt nahe, dass hochintensiver Sport wichtig für die Unterdrückung des Appetits sein kann, was insbesondere im Rahmen eines Gewichtsverlustprogramms nützlich sein kann.“
Dennoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass sich die Studienergebnisse auf den Werten von 8 Männern und 6 Frauen beruhen. Bei einer so kleinen Studiengröße besteht die Möglichkeit, dass die Erkenntnisse nicht auf die breite Masse zutreffen könnten. Des Weiteren schloss man nur untrainierte Personen in die Untersuchungen ein, weshalb nicht klar ist, ob auch das Hungergefühl bei sportlichen Personen durch hochintensives Training verringert werden kann.