27. März 2024, 13:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Regelmäßige Bewegung wird gemeinhin mit einer besseren Schlafqualität assoziiert. Doch wie viel Sport pro Woche sollte es sein? Ein Team internationaler Wissenschaftler will hierauf die Antwort kennen. Denn aus einer gemeinsamen, großen Analyse scheint eine empfohlene Mindestdosis an Training hervorgegangen zu sein, die vor Insomnie (= Schlafstörungen) schützen soll. FITBOOK-Autorin Laura Pomer erklärt die Forschungserkenntnis genauer.
Sport treiben, sich „auspowern“ – auch Laien kommen schnell zu dieser Empfehlung, wenn ihr Gegenüber von Schlafstörungen berichtet. Denn durch das Training im Tagesverlauf – wobei hierfür die ideale Zeit vom individuellen Biorhythmus abhängen kann – soll abends die Müdigkeit ausgeprägter sein, der Betroffene also besser zur Ruhe kommen. Vor wenigen Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass insbesondere Krafttraining sich günstig auf die Schlafqualität auswirken kann (FITBOOK berichtete).1 Nun hat sich ein internationales Forscherteam weniger damit beschäftigt, wie genau man sich sportlich betätigen soll, sondern vielmehr mit dem Wieviel. Und offenbar kann bereits eine relativ überschaubare Menge an Training pro Woche vor Insomnie (aus dem Lateinischen für „Schlaflosigkeit“) schützen.
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Übersicht
Was genau ist Insomnie?
Es kann auch ohne krankhafte Ursache immer mal vorkommen, dass man schlecht schläft. Die verschiedenen möglichen Gründe hierfür reichen von Gedanken, die einen umtreiben, über verzehrte Lebensmittel, die man nicht gut vertragen hat, bis hin zur unbedachten Aufnahme von Koffein kurz vor dem Schlafengehen. Doch immer mehr Betroffene leiden dauerhaft an Ein- und/oder Durchschlafproblemen. „Wenn das mindestens dreimal pro Woche über einen Monat lang vorkommt, sprechen Fachleute von einer Insomnie“, kann man dazu bei der Bundesärztekammer nachlesen.2
Aktuelle Studie zu Training und Insomnie
Wie hängt das Auftreten von Schlafstörungen mit dem Maß an Bewegung zusammen? Diese Frage hat sich ein Team internationaler Forscher, von Schweden über Island bis Australien, in einer gemeinsamen Arbeit gestellt. Diese erschien kürzlich im Fachmagazin „BMJ Open“.3
Für die Untersuchung wurden 4400 Frauen und Männer im Alter zwischen 39 und 67 über einen Zeitraum von 10 Jahren beobachtet. Das Forscherteam hatte sie aus der European Community Respiratory Health Survey akquiriert, einer Langzeitstudie zur Verbreitung und medizinischen Versorgung von Asthma innerhalb der EU. Die Probanden waren in 21 verschiedenen medizinischen Einrichtungen in neun Ländern in Behandlung.
Zu Untersuchungsbeginn ermittelten die Forscher die Bewegungsgewohnheiten der Studienteilnehmer. Wie oft trieben sie pro Woche Sport? Und blieben sie bei diesem Pensum Um das herauszufinden, wurden die Probanden zehn Jahre später erneut befragt, und diesmal neben ihrem Training auch zu ihrer Schlafqualität. Litten sie an Symptomen von Schlaflosigkeit, wie z. B. Tagesschläfrigkeit? Wie viele Stunden pro Nacht schliefen sie im Durchschnitt? Diese Angaben stellten die Wissenschaftler später einander gegenüber.
Details
Diejenigen Studienteilnehmer, die angegeben hatten, mindestens zweimal oder häufiger pro Woche für jeweils rund eine Stunde Sport zu treiben, stuften die Forscher als „körperlich aktiv“ ein. Dieses Maß traf auf 25 Prozent von ihnen dauerhaft zu. Dagegen seien während der untersuchten 10 Jahre 37 Prozent der Probanden unverändert inaktiv gewesen, 20 Prozent wurden inaktiv im Verlauf des Studienzeitraums. 18 Prozent der zunächst inaktiven Personen hatten das Training zwischenzeitlich aufgenommen.
Interessant am Rande: Den Daten zufolge waren unter den dauerhaft aktiven Studienteilnehmern auffällig viele Norweger. In Spanien und Estland hingegen hatten die Menschen offenbar weniger Lust auf Training. Doch genau das kann Insomnie begünstigen, wie sich herausstellte.
Ergebnisse
Bei der Auswertung zeigte sich deutlich, dass Insomnie eng mit körperlicher Aktivität in Verbindung zu stehen scheint. So ist es unter den Hauptergebnissen der Untersuchung nachzulesen.
Bei den dauerhaft aktiven Probanden – sie trainierten also mindestens zweimal wöchentlich – war demnach die Wahrscheinlichkeit für Einschlafschwierigkeiten um 42 Prozent geringer als bei den inaktiven. Insomnie-Symptome traten bei ihnen um zwischen 22 und 40 Prozent seltener auf als bei der Vergleichsgruppe. Zudem waren unter ihnen wesentlich mehr Personen, die regelmäßig auf die empfohlene Schlafdauer von sechs bis neun Stunden pro Nacht kamen.

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Einschränkungen und Schlussfolgerung der Studie
Eine gewisse Einschränkung der Studie bestehe darin, dass die untersuchungsrelevanten Variablen rückblickend ermittelt wurden. Das bedeute, „dass ihre Auswirkungen auf die körperliche Aktivität zu Beginn der Studie nicht untersucht werden konnten“, heißt es in der Dokumentation. Auch, dass neben dem Maß an Bewegung noch andere Faktoren einen Einfluss auf den Schlaf gehabt haben könnten, kann angesichts des Studiendesigns wohl nicht ganz ausgeschlossen werden.
Dagegen jedoch sehen die Forscher in der Internationalität ihrer Datensammlung eine große Stärke für die Bedeutsamkeit ihrer Erkenntnisse. Zudem sei sie mithilfe „standardisierter und validierter Verfahren und Instrumenten“ erhoben worden. Auf Basis der Funde könnte die Empfehlung, zweimal pro Woche ein Training zu absolvieren, zum Schutz vor Insomnie durchaus in der Praxis Einzug halten.