28. November 2023, 13:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Trainieren Sie regelmäßig? Das ist schon mal gut – und laut einer aktuellen Studie umso besser, wenn Sie das mit der Regelmäßigkeit ganz genau nehmen. Denn wie britische Forscher herausgefunden haben, geht es bei der sportlichen Betätigung offenbar weniger darum, was man tut, als um das Wann. Welche ungeahnten Vorteile bringt es, in puncto Tageszeit beim Sport konstant zu sein?
Die Uhrzeit des Workouts kann Einfluss auf den konkreten Trainingseffekt haben. So soll etwa Sport am Morgen einem Abnehmwunsch besonders zuträglich sein, wie erst kürzlich eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahelegte. Am Abend hingegen scheint körperliche Bewegung sich günstig auf den Blutzuckerspiegel auszuwirken (FITBOOK berichtete). Forscher der University of Manchester haben sich nun einmal mehr mit dem Thema Tageszeit und Trainieren auseinandergesetzt.1 Und offenbar hat es weitere, bislang unbekannte Vorteile, wenn man hier konsequent von Variationen absieht.
Übersicht
Studie zeigt Vorteile von Training zur immer gleichen Tageszeit
Tägliche konstante Bewegungs- und Ruhemuster sollen der Untersuchung zufolge große Vorteile für die körperliche Gesundheit bringen. Denn sie bewirken, dass sich die „lokalen Körperuhren, die mit den Gelenken und der Wirbelsäule verbunden sind, mit der Uhr des Gehirns synchronisieren“. So ist es in einer Pressemitteilung der Uni nachzulesen.2 In der Folge werde dadurch die Skelettgesundheit gestärkt und gleichzeitig das Verletzungsrisiko beim Trainieren reduziert. Zuletzt falle der Effekt des Workouts stärker aus.
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Details zur Untersuchung
„Durch unser tägliches Stehen und Bewegen wird Wasser aus den Bandscheiben in der Wirbelsäule sowie aus den Knorpeln in den Hüften und Knien gepresst“, äußert sich Studienleiter Dr. Michal Dudek in der Veröffentlichung zur Grundlage der Untersuchung. Um die messbare Folge davon – sprich, „dass wir am Ende des Tages etwas kleiner sind“, – wisse man seit nunmehr 300 Jahren. Dudek ist wissenschaftlicher Leiter in der Abteilung Zellmatrixbiologie und Regenerative Medizin an der University of Manchester und Experte und erforscht dort die zirkadiane Dynamik – auch als „innere Uhr“ bezeichnet.
Doch welche Auswirkungen haben die tageszeitabhängigen Wasserverschiebungen auf die körperliche Gesundheit? Und wie wirken sie sich auf einen etwaigen Trainingseffekt aus?
Um mögliche Vor- und Nachteile davon aufzuspüren, stets zur gleichen Tageszeit zu trainieren, ließen die Forscher Versuchsmäuse auf Laufbändern rennen. Sie untersuchten dabei deren Gelenkknorpel, Bandscheiben sowie ihr Gehirn auf osmotische Reaktionen ( – der Begriff Osmolarität bzw. osmotische Konzentration steht für die Stoffmengenkonzentration an einem bestimmten Ort, Anm. d. Red.). Hierbei konnten sie feststellen, dass die täglichen Bewegungsmuster „zu einem Anstieg der Osmolarität des Gewebes führten, da die gleiche Menge an Mineralien nun in weniger Wasser gelöst ist, so dass die tatsächliche Konzentration steigt“. Das bedeutet, dass die Untersuchung belegen konnte, dass die Zellen die veränderte Osmolarität aufspüren und entsprechend die „Uhren“ im Bewegungsapparat synchronisieren.
Trainingszeit und der zirkadiane Rhythmus
Interpretiert man die bisherigen Studienergebnisse weiter, könnte eine bestimmte Tageszeit für das tägliche Trainieren besonders vorteilhaft sein: der Morgen. Immerhin beschreibt der ebenfalls an der Studie beteiligte Professor Qing-Jun Meng durch konstante Trainingszeiten eine Art „Aufwach-Effekt“ auf den Körper. Zusammenfassend profitiere der zirkadiane Rhythmus, also die individuelle innere Uhr, die unserem Körper sagt, zu einer bestimmten Tages- oder Nachtzeit gewisse Dinge zu tun. Nuno Alves, Chefredakteur der BOOK-Portale, sprach mit dem Chronobiologen Dr. Satchin Panda über die gesundheitlichen Folgen, wenn wir unseren zirkadianen Rhythmus ignorieren. Das gesamte Interview lesen Sie hier.
Worauf man bei einem Wechsel der Trainings-Tageszeit achten sollte
Grundsätzlich hat es natürlich stets Vorteile, zu trainieren, auch unabhängig von der Tageszeit. Doch es mal morgens, mal nachmittags und mal abends zu tun, erhöhe auf Dauer die Wahrscheinlichkeit verschiedener negativer Auswirkungen. Denn die Organe und andere Gewebe seien schlichtweg nicht auf die Aktivität eingestellt. Es sei möglich, die Tageszeit für das Training zwischendurch zu verändern. Dafür brauche man nicht viel mehr als konsequent bei einer neuen, immer gleichen Tageszeit zu bleiben – die Körperuhren stimmten sich demnach recht schnell wieder aufeinander ab.
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Quelle
- 1. M. Dudek, D. Pathiranage, B. Bano-Otalora (et. al.), 2023: Mechanical loading and hyperosmolarity as a daily resetting cue for skeletal circadian clocks. Nature Communications
- 2. University of Manchester: „Exercise at consistent times could help re-align your body clocks for better skeletal health and performance, scientists suggest“ (aufgerufen am 28.11.2023)