12. August 2022, 17:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Beim Kampfsport denkt man automatisch an Kraft, Schweiß und Körperkontakt – geht es doch darum, sich im Zweikampf zu behaupten. Anders ist es bei Kampfkünsten wie Tai-Chi.
Bei Tai-Chi geht es um die Balance zwischen Körper und Seele. FITBOOK erklärt, was den Sport so gesund macht, dass Krankenkassen ihn sogar bezuschussen.
Ursprung von Tai-Chi
Obwohl die Bezeichnung Tai-Chi am geläufigsten ist, heißt die chinesische Kampfkunst eigentlich Taijiquan – auch Tai-Chi Chuan geschrieben. Der Ursprung ist nicht ganz eindeutlich geklärt und wird beim daoistischen Mönch Zhang Sanfeng vermutet, der zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert im damaligen chinesischen Kaiserreich gelebt haben soll. Er gilt als Begründer der sogenannten inneren Kampfkünste. Laut einer Legende hat Zhang Sanfeng in den Wudang-Bergen den ursprünglichen Kampfstil Neijiaquan entwickelt. Seine Inspiration soll wohl der Kampf zwischen einer Schlange und einem Kranich gewesen sein, wobei die Schlange ihrem Gegner so lange auswich, bis dieser vor lauter Erschöpfung aufgeben musste. Er wurde also nicht mit Gewalt bezwungen, sondern indem seine Kraft gegen ihn selbst verwendet wurde.
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Ob diese Geschichte nun wahr ist oder nicht, sie sagt einiges über den Geist von Tai-Chi aus, denn das chinesische Schattenboxen ist eine sanfte Art der Kampfkunst, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu einer Bewegungslehre ohne den ursprünglichen Kampfaspekt entwickelte. So hat wohl jeder von uns die Bilder älterer Chinesen vor Augen, die in den Morgenstunden ihre akribisch choreografierten Tai-Chi-Übungen mit meditativer Ruhe absolvieren.
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Viele Tai-Chi-Stile, ein Prinzip
Etwa Mitte des 20. Jahrhunderts nach der Machtübernahme durch die Kommunisten in China haben viele Tai-Chi-Meister das Land verlassen und angefangen, ihre Kunst in westlichen Ländern zu praktizieren und zu lehren. Es entstanden viele unterschiedliche Stile der Kampfkunst, die entweder mehr der Tradition oder mehr einer modernen Interpretation folgen.
Unabhängig davon, für welche Art von Tai-Chi man sich entscheidet, bei allen spielt die Choreografie eine entscheidende Rolle: Unter Anleitung eines Lehrers führt man langsam die Bewegungen aus. Dabei handelt es sich um einzelne sogenannte Bilder, die in einer festen Reihenfolge ausgeführt werden und fließend ineinander übergehen. Die gesamte Bewegungsabfolge bezeichnet man dann als Form. Je nach praktiziertem Tai-Chi-Stil können es zehn bis über 100 Bilder sein, die man hintereinander ausführt. Das macht sich entsprechend in der Dauer der Übungen bemerkbar, die abhängig von Bildanzahl und Geschwindigkeit der Ausführung von ein paar Minuten bis zu mehr als einer Stunde dauern können.
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Balance zwischen Körper und Seele
Neben der genauen Choreografie kommt es auch auf die langsame Ausführung der Bilder an. Das führt dazu, dass man sich stärker auf seinen Körper und die Atmung fokussiert und so für innere Ausgeglichenheit sorgt. Die geschmeidigen Bewegungsabläufe führen wiederum dazu, dass die Muskulatur entspannt und man seine Körperhaltung sowie Beweglichkeit verbessert.
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Das Ziel von Tai-Chi ist die Herstellung der Balance zwischen Körper und Seele, was sich letztendlich positiv auf die Gesundheit und die Lebensenergie auswirkt. Und das Beste: hier gibt es wirklich keine Altersbeschränkung – ganz im Gegenteil. Tai-Chi eignet sich insbesondere für Menschen im höheren Alter, um den Bewegungsapparat in Schwung zu halten. Jüngere können wiederum lernen, besser zu entspannen und den Alltagsstress abzubauen.
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Wie hoch der gesundheitliche Nutzen dieser fernöstlichen Kampfkunst ist, zeigt die Tatsache, dass sich einige Krankenkassen (u. a. AOK, Barmer, DAK-Gesundheit und Techniker) an den Kosten für Tai-Chi-Kurse als Präventionsmaßnahme beteiligen. Man sollte aber vorher mit seiner Krankenkasse abklären, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und ob der gewünschte Kurs sich dafür qualifiziert. Zudem können die Kassen dabei helfen, den richtigen Kurs zu finden.