Die beste Tageszeit für Sport, wenn man abnehmen möchte

Melanie Hoffmann, Medizin-Redakteurin Redaktionsleiterin

20. September 2023, 16:52 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Manche absolvieren ihre Sporteinheit am Morgen, noch vor der Arbeit. Andere kommen so früh schlecht in die Gänge und verlegen das Workout lieber auf den Abend. Wenn es speziell darum geht, Gewicht zu verlieren, scheint eine Tageszeit die Nase vorn zu haben. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie, die FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann im Folgenden erklärt.

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150 Minuten Sport pro Woche sind laut WHO ein Richtwert, an den man sich halten sollte, wenn man gesund bleiben möchte.¹ Angesichts des hektischen Alltags fragen sich viele, wie sie ihre Workouts am effektivsten gestalten können. Für Menschen, die trainieren, um ihr Gewicht zu reduzieren, liefern Forscher nun einen Weg, mit dem sie ihr Ziel offenbar schneller erreichen können. Sie zeigten in einer Studie auf, zu welcher Tageszeit man am besten Sport machen sollte, wenn man abnehmen möchte.

Übersicht

Vergleich des Effekts von Sport zu verschiedenen Tageszeiten
Sport am Morgen mit größter Gewichtsreduzierung assoziiert
Weitere Erkenntnisse
Einordnung der Studie
Quellen

Vergleich des Effekts von Sport zu verschiedenen Tageszeiten

In ihrer Studie analysierten Wissenschaftler aus den USA und China Daten von Teilnehmern der National Health and Nutrition Examination Survey aus. Bei dieser handelt es sich um eine Langzeitstudie des Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Insgesamt werteten die Forscher die Informationen von 5285 Probanden aus dem Erhebungszeitraum 2003 bis 2006 aus. Voraussetzung war, dass sie sich 150 Minuten pro Woche bewegten. Gemäß der Tageszeit, zu der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer moderaten bis intensiven Sport machten – mithilfe eines Beschleunigungsmessers ermittelt – wurden sie verschiedenen Gruppen zugeteilt:²

Sport am Morgen: 642 Personen
Sport mitten am Tag: 2456 Personen
Sport am Abend: 2187 Personen

Mithilfe bewährter Algorithmen und statistischer Verfahren bewerteten die Forscher den Einfluss der Tageszeit der sportlichen Betätigung auf das (Über-)Gewicht der Probanden.

Sport am Morgen mit größter Gewichtsreduzierung assoziiert

Das Ergebnis der Analyse: Die Probandinnen und Probanden, die am Morgen Sport machten, hatten beim Abnehmen die Nase vorn. Im Vergleich zu den anderen beiden Studiengruppen hatten sie sowohl einen niedrigeren BMI-Wert als auch eine schmalere Taille.

Der ermittelte BMI

Sport am Morgen: durchschnittlicher BMI von 25,9
Sport mitten am Tag: durchschnittlicher BMI von 27,6
Sport am Abend: durchschnittlicher BMI von 27,2

Der gemessene Taillenumfang

Sport am Morgen: durchschnittlicher Taillenumfang von 91,5 Zentimetern
Sport mitten am Tag: durchschnittlicher Taillenumfang von 95,8 Zentimetern
Sport am Abend: durchschnittlichen Taillenumfang von 95 Zentimetern

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Weitere Erkenntnisse

Neben der Tageszeit des Sports und den Erfolgen beim Abnehmen berücksichtigten die Forscher auch weitere Informationen zum Lebensstil der Probanden – darunter Ernährung und Art der beruflichen Tätigkeiten.³ So erkannten sie einen weiteren, interessanten Zusammenhang, nämlich dass sich die Teilnehmer aus der Gruppe, die am Morgen Sport machte, gesünder ernährten und weniger Energie pro Einheit Körpergewicht zu sich nahmen als die Probanden der anderen beiden Gruppen. Ermittelt wurde dies anhand von Selbstauskünften der Studienteilnehmer.

Außerdem waren die Teilnehmer in der Morgengruppe insgesamt betrachtet 10 bis 13 Jahre älter als die beiden anderen Gruppen. Die Morgengruppe hatte auch den höchsten Anteil an weiblichen Teilnehmern unter den drei Gruppen. Weitere Erkenntnisse zu dieser Gruppe: Die Personen waren überwiegend weiß, die Mehrheit verfügte über einen Hochschulabschluss und hatte noch nie Tabak oder Alkohol konsumiert.

Die Forscher fanden auch heraus, dass die Teilnehmer der morgendlichen Gruppe deutlich mehr Zeit mit sitzenden Tätigkeiten verbrachten als die der anderen Gruppen. Aber obwohl sie im Durchschnitt am Tag mehr saßen, blieben die Ergebnisse für den Body-Mass-Index und den Taillenumfang niedriger.

Nachgefragt beim Experten: Gibt es die beste Tageszeit fürs Workout?

Schon in einem anderen FITBOOK-Beitrag ging es um die Frage, ob es eine „beste Tageszeit fürs Training“ gibt. Enrico Zessin, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin und Sportmedizin, erklärte, dass sich dies nicht so einfach pauschal für alle Menschen sagen lässt.

„Die beste Tageszeit fürs Workout ist unter anderem abhängig vom Biorhythmus des Sportlers, also wann er richtig in Gang kommt und wann er müde wird“, so Zessin. Außerdem beeinflussten diverse weitere Faktoren, wann für jemanden die ideale Zeit für Sport sei. So spielten hormonelle Schwankungen im Tagesverlauf genauso eine Rolle, wie das Trainingsziel oder die Art des Workouts. „Allgemein kann man sagen, dass man Ausdauersport nicht direkt vor dem Einschlafen machen sollte, da der Kreislauf hochgefahren wird und es zu Einschlafproblemen kommen kann. Kraftsport hingegen kann auch gut am Abend ausgeübt werden.“

Einordnung der Studie

Für Menschen, die abnehmen wollen und die ihre Tageszeit für Sport flexibel wählen können, kann es sich lohnen, über ein morgendliches Training nachzudenken. Dabei sollte man die Ergebnisse der aktuellen Studie aber auch nicht überbewerten.

Denn sie hat nicht untersucht, inwieweit wirklich die Tageszeit des Sports für den Abnehmerfolg (allein) verantwortlich ist. Faktoren wie ein höheres Alter und damit einhergehende körperliche Veränderungen könnten womöglich genauso eine Rolle gespielt haben wie die Ernährung und der Verzicht auf Tabak und Alkohol. Klar ist diesbezüglich z. B. auch nicht, ob der morgendliche Sport mit einer gesünderen, energieärmeren Ernährung der Probanden zusammenhing oder es nur eine zufällige Korrelation gab. Möglich wäre zudem, dass weniger der Zeitpunkt am Tag als vielmehr die Konsistenz der Tageszeit – also immer morgens oder immer abends – den positiven Effekt aufs Gewicht erklärt. Hinweise für einen solchen Zusammenhang lieferte etwa eine Studie aus dem Jahr 2019 (FITBOOK berichtete).⁴ Weitere Forschung ist für ein umfassenderes Verständnis notwendig.