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Finden aktuell in Paris statt

Außergewöhnliche Sportarten und Regeln bei den Paralympics

Die Paralympics sind internationale Wettkämpfe
Die Paralympics sind internationale Wettkämpfe für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung, die an das Konzept der Olympischen Spiele angelehnt sind. Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Werkstudentin in der Redaktion

4. September 2024, 4:00 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Die Paralympischen Sommerspiele (auch Paralympics genannt) finden dieses Jahr im Zeitraum vom 28. August bis zum 8. September in Paris statt. Angelehnt an das Konzept der Olympischen Spiele ermöglicht der seit dem Jahr 1960 stattfindende internationale Wettkampf Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung, ihr Können unter Beweis zu stellen.

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Sportler aus über 180 Nationen treten in 549 unterschiedlichen Wettbewerben bei denn Paralympischen Spielen gegeneinander an. Dabei gibt es insgesamt 22 Sportarten, in denen sich die Sportler messen können. Viele Disziplinen wie Schwimmen, Rudern oder Leichtathletik kennt man bereits aus den Olympischen Spielen. Jedoch gibt es auch Disziplinen wie Boccia oder Goalball, die einem im ersten Moment weniger bekannt vorkommen. FITBOOK erklärt die Entstehung, die erwähnten Sportarten sowie einige außergewöhnliche Regeln der Paralympics.

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Woher kommt die Bezeichnung „Paralympics“?

Übersetzt man den Begriff aus dem Englischen, setzt er sich aus folgenden zwei Wörtern zusammen:

  • „Paralyzed“: bedeutet gelähmt
  • „Olympics“: was sich mit den Olympischen Spielen gleichsetzen lässt

Wann finden die Paralympics statt?

Alle vier Jahre finden die Paralympics statt und werden seit den Sommerspielen 1988 an demselben Ort abgehalten, an dem kurz zuvor die Olympischen Spiele ausgetragen worden sind. Weil aber nicht nur gelähmte Sportler an den Spielen teilnehmen, wurde die Bedeutung des Namens geändert. So hat man „Para“, auf das Griechische bezogen, was übersetzt „neben“ bedeutet. Unter anderem soll so das „Nebeneinander“ der Spiele betont werden.1

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Entstehung der Paralympics

Die Geschichte beginnt im Jahr 1948, in welchem der Neurologe Ludwig Guttmann im englischen Stoke Mandeville einen Sportwettbewerb organisierte. Das Besondere daran: Der Wettbewerb war für 16 Veteranen des Zweiten Weltkriegs gedacht, die gegeneinander antraten. Sie wiesen alle Verletzungen des Rückenmarks auf. Das Ziel des Neurologen war es eigentlich, die medizinische Rehabilitation von Kriegsversehrten zu fördern. Fast vier Jahre später schlossen sich dann niederländische Wettkämpfer an, und die paralympische Bewegung, die man heutzutage kennt, war geboren.2

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Welche Teilnahmebedingungen gibt es bei den Paralympics?

Athleten dürfen an den Paralympics teilnehmen, wenn sie mindestens eine der folgenden zehn Beeinträchtigungen aufweisen:

  • Einschränkung der Muskelkraft
  • Kleinwüchsigkeit
  • Verschiedene Beinlängen
  • Einschränkung des passiven Bewegungsapparats
  • Gliedmaßen, die amputiert oder fehlgebildet sind
  • Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie)
  • Gesteigerte Muskelspannung (Muskelhypertonie)
  • Bewegungsstörung mit langsamen, unkontrollierten Bewegungen (Athethose)
  • Einschränkung der Sehfähigkeit
  • Intellektuelle Beeinträchtigung

Intellektuelle Beeinträchtigung

Die intellektuelle Beeinträchtigung definiert man in der paralympischen Bewegung als „Behinderung, die charakterisiert wird durch signifikant limitierte intellektuelle Fähigkeiten und durch Defizite im adaptiven Verhalten“. Um jedoch berücksichtigt zu werden, muss die Behinderung vor dem 18. Lebensjahr auftreten und von international anerkannten und professionell geführten Einrichtungen diagnostiziert werden.

Hörgeschädigte

Menschen mit Gehörlosigkeit oder einem Hörverlust (von min. 55 Dezibel auf dem besseren Ohr), dürfen nicht an den Paralympics teilnehmen. Stattdessen können sie an eigenen Weltspielen, die auch „Deaflympics“ genannt werden, antreten.3

Deswegen ist eine Klassifizierung so wichtig

Das paralympische System zur Klassifizierung zielt darauf ab, einen fairen Wettkampf für alle Sportler zu sichern. Dabei muss man als Athlet für die Teilnahme an den Paralympics einen bestimmten Klassifizierungsprozess durchlaufen. Dieser umfasst eine Einteilung in Gruppen mit ähnlichen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Somit kann man eine Vergleichbarkeit der jeweiligen Leistungen sicherstellen. Der Prozess selbst erfolgt durch ein Gremium, welches aus technischen und medizinischen Experten besteht. Sie sind dann dafür zuständig, die Auswirkungen der Beeinträchtigung auf spezifische sportliche Aufgaben oder Aktivitäten zu bewerten – mit Fokus auf die sportliche Leistung eines Menschen in dem jeweiligen Sport. Aufgrund der Tatsache, dass es so viele Sportarten und unterschiedliche Spielweisen gibt, existiert bisher kein einheitliches Klassifizierungssystem, mit dem eine Einteilung in alle Disziplinen möglich ist. Das bedeutet, dass jede Paralympische Sportart ihr eigenes System hinsichtlich der Klassifizierung besitzt.

Welches Ziel hat eine Klassifizierung?

Das Ziel dahinter ist, dass alle Athleten, die beispielsweise in der gleichen Kategorie gegeneinander antreten, vergleichbare Fähigkeiten in den Bereichen Gleichgewicht, Koordination und Bewegungen haben. So kann es auch mal vorkommen, dass man Sportler mit verschiedenen Einschränkungen in der gleichen Sportklasse antreten sieht.4

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Diese außergewöhnlichen Sportarten gibt es

Viele Disziplinen der Paralympics kennt man bereits aus den Olympischen Spielen. Daneben gibt es auch einige, die weniger bekannt sind.

Blindenfußball

Seit 2004 gehört Blindenfußball zu einem festen Bestandteil der Paralympics und stellt eine Adaption des Fußballs für sehbehinderte Menschen dar. Dabei besteht der Wettbewerb aus der Herrenmannschaft – also nur einer einzigen Disziplin.

Die Teams im Blindenfußball setzen sich aus jeweils einem Torwart und vier Feldspielern zusammen. Hierbei unterteilt man die Spiele in zwei 20-minütige Halbzeiten, die auf einem 40 mal 20 Meter großen Spielfeld erfolgen. Damit man den Ball im Spielfeld halten kann, verlaufen Banden an den beiden Seitenlinien. Ebenfalls besonders ist, dass im Ball Rasseln eingenäht sind, die bei Bewegung ein Geräusch erzeugen. So ist es den Spielern möglich, den Ball im Spielfeld anhand des Geräusches zu lokalisieren.

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Diese Regeln gibt es

Die Feldspieler müssen als vollkommen blind kategorisiert werden – was bedeutet, dass sie keine Lichtwahrnehmung oder eine sehr geringe Sehschärfe besitzen dürfen. Um allen Spielern dieselben Chancen zu geben, tragen Feldspieler, die einen Rest Sehvermögen aufweisen, eine Augenmaske.

Eine wichtige Rolle nimmt der Torwart ein: Dieser darf sehen können und trägt keine Augenmaske, um so seinen Mitspielern bei der Verteidigung bestimmte Signale geben zu können. Ein Betreuer, der hinter dem gegnerischen Tor positioniert ist, unterstützt die Fußballer zusätzlich beim Angriff.

Fußballfans können sich Spiele ohne Jubeln und Gesänge kaum vorstellen. Anders sieht es beim Blindenfußball aus, dort gilt folgende Regel: Anfeuern ist verboten! Der Grund liegt auf der Hand: Die Spieler müssen sich komplett auf ihren Gehörsinn verlassen können. Daher werden die Zuschauer auch während des Spiels darum gebeten, leise zu sein – was für tausende mitfiebernde Menschen alles andere als leicht sein kann.

Läuft man als Fußballer auf einen Gegner zu oder sucht nach dem Ball, ruft man oft „voy“ oder ein ähnliches Wort – mit dem Ziel, den Spielern zu signalisieren, wo man sich im Spielfeld befindet.5

Para Boccia

Unter Para Boccia versteht man eine Sportart im Rollstuhl, die viel Präzision erfordert. Gemeinsam mit Goalball sind dies die beiden Sportarten, die kein Gegenstück bei den Olympischen Spielen haben. Seit dem Jahr 1984 gehört Para Boccia offiziell zu den Paralympischen Spielen und wird „Indoor“ gespielt. Dabei benötigt man als Sportler viel Taktik, Konzentration sowie Koordination. Oft ist es so, dass die Teilnehmer ihre Maximalkraft einsetzen müssen. Das Ziel des Sports ist es, die eigenen Bälle so nah es geht am weißen Zielball (auch Jackball) genannt zu platzieren – wobei man dies durch Schießen, Werfen oder über eine Rampe rollen, erzielen kann. Jeder Ball der näher am „Jackball“ liegt als der Ball der gegnerischen Gruppe, bekommt einen Punkt.

Das Spielfeld ist ungefähr 12,5 Meter lang und sechs Meter breit. Es wird auf Hallenböden mit Lederbällen gespielt, die unterschiedlich hart sind. Auch ihre Oberflächen können sich unterscheiden. Para Boccia wird in drei Disziplinen absolviert: Einzel, Doppel (Pair) und im Team (also drei gegen drei).

Diese Regeln gibt es

Insgesamt gibt es vier Wettkampfklassen – allerdings erfolgt die Unterteilung nicht nach dem Geschlecht, sondern nach der Art der Einschränkung der Athleten. Zwei dieser Klassen fassen die Athleten mit schweren Beeinträchtigungen zusammen. Bei diesen erhalten die Teilnehmer Unterstützung durch Assistenten, die ihnen beispielsweise bei der Ausrichtung der Rampe, der Vorbereitung des Wurfes oder aber bei der Stabilisierung des Rollstuhls helfen. Dabei dürfen die Assistenten weder das Spielgeschehen beobachten (sie stehen während der Spielsituation mit dem Rücken zum Spielfeld) noch eine beratende Position einnehmen.

Anfangs wurde der Sport für Menschen entwickelt, die an Zerebralparese leiden. Dies umfasst eine Gruppe von Erkrankungen, die Bewegungsstörungen und Muskelsteifheit bei den Betroffenen verursachen. Aus dem Italienischen lässt sich Para Boccia mit der Bezeichnung „Ball“ ableiten. Heutzutage wird der Sport von Athleten mit unterschiedlichen Bewegungsstörungen ausgeübt: Alle Teilnehmenden im Rollstuhl weisen Einschränkungen hinsichtlich ihrer Motorik auf.6

Goalball

Goalball gehört seit 1976 zum Programm der Paralympics. Hierbei handelt es sich um einen intensiven Mannschaftssport für Menschen mit Sehbehinderungen. Man entwickelte den Sport ursprünglich im Jahr 1946 – für Weltkriegsveteranen, die erblindet waren.

Es treten zwei Teams mit jeweils drei Spielern auf einem Spielfeld gegeneinander an. Ziel ist es, mit einem 1,25 Kilogramm schweren Ball, welcher mit Glocken versehen ist, so viele Tore wie möglich zu erzielen. Durch die Glocken sind die Spieler in der Lage, die Position und die Geschwindigkeit des Balls zu orten. Ähnlich wie beim Blindenfußball muss daher Ruhe im Saal herrschen, da die Spieler sonst abgelenkt werden können. Das Spiel selbst besteht aus zwei Halbzeiten, die jeweils zwölf Minuten betragen. Kommt es dazu, dass ein Team einen Vorsprung von zehn Toren erreicht, wird das Spiel vorzeitig beendet.

Es gibt drei Zonen, in die das Spielfeld unterteilt ist: eine neutrale Zone und zwei Abwehrzonen, die sich vor jedem Tor befinden. Dabei sind die Tore neun Meter breit und decken zusätzlich die ganze Spielfeldbreite ab – somit stellt die Verteidigung der Tore eine wahre Herausforderung dar. Um das Tor verteidigen zu können oder um schnelle Angriffe zu starten, agieren die Spieler meistens auf Händen und Knien.

Diese Regeln gibt es

Damit der Wurf als zulässig gilt, muss der Ball mindestens einmal in der Abwehrzone des eigenen Teams und in der neutralen Zone auf dem Boden aufgekommen sein. Unabhängig davon, ob alle Spieler sehbehindert oder blind sind, muss man blickdichte Masken tragen. So kann sichergestellt werden, dass alle dieselbe Chance haben.7

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Sportarten, die man von den Olympischen Spielen kennt

Para-Leichtathletik

Para-Leichtathletik gehört zu den Disziplinen, die die größte Teilnehmerzahl hat. Unter anderem bietet sie vielfältige Wettbewerbsmöglichkeiten an, die von Menschen mit unterschiedlichen Arten von Behinderungen ausgeübt werden können. Dazu zählen etwa Sportler mit Querschnittslähmung, Zerebralparese, Sehbehinderungen, geistige Beeinträchtigungen oder Amputationen. Die Sportler können an Lauf- und Sprungwettbewerben und Wurfdisziplinen teilnehmen. Vergleicht man Para-Leichtathletik mit dem Olympischen Sport, fällt auf, dass es Unterschiede hinsichtlich der Lauf- und Sprungwettbewerbe sowie der technischen Disziplinen gibt. So sind nicht alle Olympischen Disziplinen vertreten: Es fehlen die Hürden- und Hindernisläufe, der Stabhochsprung, das Gehen und der Mehrkampf.

Diese Regeln gibt es

Abhängig von der Klassifizierung ist es möglich, dass die Sportler unterschiedliche Hilfsmittel verwenden dürfen: Sportler mit Beinamputationen dürfen spezielle Sportprothesen nutzen und sehbehinderte Menschen nehmen mit einem Begleitläufer teil.8

Para-Schwimmen

Beim Para-Schwimmen bekommen die Sportler die Möglichkeit, am Sport teilzunehmen, ohne dass sie hierfür eine spezielle Ausrüstung benötigen. Der Sport umfasst unterschiedliche Schwimmstile und Distanzen, die von den Schwimmern zurückgelegt werden müssen. Darunter fallen auch Kategorien wie Freistil, Langschwimmen, Rückenschwimmen, Schmetterling und das Brustschwimmen.

Diese Regeln gibt es

Damit die Wettkämpfe fair erfolgen können, treten die Athleten in verschiedenen Klassen an, die nach ihren Einschränkungen und Fähigkeiten unterteilt sind. Zudem sind Prothesen oder andere Hilfsmittel während des Wettkampfes nicht erlaubt. Ein großer Aspekt, der sich hinsichtlich der Olympischen Spiele unterscheidet, sind die Startmöglichkeiten der Sportler. Diese verändern sich nämlich je nach Art der Beeinträchtigung, die beim Menschen vorliegt. Abgesehen von dem klassischen Start vom Startblock aus ist es ebenfalls möglich aus dem Sitzen oder hockend zu starten. Ist es einem Athleten nicht möglich, sich von selbst an der Startplattform festhalten zu können, bekommt er Unterstützung von befugten Personen.

Auch Menschen, die sehbehindert oder blind sind, erhalten spezielle Unterstützung – in Form eines sogenannten „Tapper“. Damit sind Menschen gemeint, die den Sportlern durch sanfte Berührung auf die Schulter oder den Hinterkopf zeigen, dass sie sich beispielsweise dem Beckenrand oder dem Ziel nähern.9

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Quellen

  1. Plussport. Paralympics sind die Olympischen Spiele der Sportler:innen mit Behinderungen. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  2. Olympics. Paralympische Spiele. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  3. Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Das Klassifizierungssystem der paralympischen Sportarten. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  4. Olympics. PARALYMPISCHES KLASSIFIZIERUNGSSYSTEM. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  5. Olympics. Blindenfußball. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  6. Team Deutschland Paralympics. Para Boccia. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  7. Team Deutschland Paralympics. Goalball. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  8. Olympics. Para Leichtathletik. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
  9. Team Deutschland Paralympics. Para Schwimmen. (aufgerufen am 03.09.2024) ↩︎
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