10. September 2020, 21:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Deutsche Forscher kamen in Studien mit Leistungsathleten zu dem Ergebnis, dass körperliche Fitness den Impfschutz maßgeblich verbessern kann. Je häufiger und intensiver man Sport treibt, desto besser schlägt offenbar beispielsweise eine Grippeschutzimpfung an.
So lange es gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 noch keinen Impfstoff gibt, kann es sinnvoll sein, sich gegen bestimmte andere Erreger zu immunisieren. Zwar ist nicht immer abzusehen, wie zuverlässig eine Impfung, beispielsweise gegen Grippe, wirkt. Was man aber tun kann, um die Immunreaktion darauf zu verbessern: möglichst oft Sport treiben – das legen aktuelle Studien zum Thema Impfschutz nahe.
Sport-Studie mit Fokus auf Impfschutz
Ein Team deutscher Wissenschaftler, u. a. der Universität des Saarlandes, hat sich mit dem Zusammenhang zwischen Sport und Impfschutz auseinandergesetzt. Die Forscher konnten für ihre Untersuchungen 45 weibliche und männliche Leistungssportler gewinnen (darunter Schwimmer, Läufer, Basketballspieler, Wrestler, Radfahrer, und andere). Die Kontrollgruppe bildeten 26 Menschen ohne sportlichen Hintergrund.
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So lief Teil 1 der Studie ab
Im Rahmen der ersten Studie verabreichten die Forscher den Probanden eine Grippeschutzimpfung. Ob bzw. wie schnell die Impfung anschlug, überprüften sie anhand des Vorkommens von Influenza-spezifischen Antikörper im Blutplasma der Probanden. Diese Analyse führten sie mit jeweils frischen Blutproben nach sieben Tagen, noch einmal nach zwei Wochen und zuletzt 26 Wochen nach der Impfung durch.
Es zeigte sich: Die Impfreaktion auf Seiten der Spitzensportler war deutlich besser als bei der Kontrollgruppe. Innerhalb der Sport-Gruppe war bei denjenigen der Impfschutz besser, die besonders häufig und bei hoher Intensität trainierten.
Das Abstract zur Studie wurde bereits im Januar im Fachblatt „Brain, Behaviour, and Immunity“ und ist weiterhin auf der Medizin-Datenbank PubMed abrufbar.
Zweite Studie bestätigt Ergebnis
Den zweiten Teil der Studie veröffentlichten die Forscher im Fachblatt „Medicine & Science in Sports & Exercise“ sowie ebenfalls auf PubMed. Dabei hatten sie die vorliegenden Daten mit Fokus auf das genaue Timing der Impfung untersucht. Hatte sich der zeitliche Abstand zwischen der letzten Sporteinheit und der Spritze auf den Impfschutz ausgewirkt?
Intensiver Sport und Immunsystem
„Zum Hintergrund: Man geht bislang davon aus, dass das Immunsystem in den Stunden nach intensivem Training kurzfristig geschwächt ist. Würde sich dies in den vorliegenden Daten bestätigen, dann mit einer geringeren Anzahl an Immunzellen bei denjenigen, die sich in den Stunden vor der Impfung noch verausgabt hatten.“–
Die Analyse zeigte jedoch etwas anderes. Unabhängig davon, ob die Spritzen unmittelbar nach dem Training, mehrere Stunden oder einen ganzen Tag später gesetzt wurden: Der Immunschutz war bei allen Athleten gleich.
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Ergebnis auf Freizeitsportler übertragbar?
Je mehr Sport, desto besser der Immunschutz. Das könne auch für die Reaktion auf einen Corona-Impfstoff gelten, wenn er in Zukunft verabreicht wird. Hiervon jedenfalls gehen Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Martina Sester, Immunologin an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und Co-Autorin der Studie, und ihre Kollegen aus.
Sester räumt ein, dass die Ergebnisse sich auf Leistungssportler beziehen. Und doch sollen auch Freizeitsportler sehr wahrscheinlich besser auf (Grippe-)Impfstoffe reagieren als Menschen, die weniger fit sind.