26. April 2024, 20:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Menschen mit Diabetes müssen ihren Blutzucker stets im Auge behalten – gerade beim Sport. Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Faktor bei Diabetes. Denn Sport kann sich positiv auf die Erkrankung auswirken. Dabei sollte man nur einiges beachten. FITBOOK-Autorin Desirée Oostland hat darüber mit Sportmediziner Dr. med. Marianowicz gesprochen.
Sport ist gesund, daher kommt natürlich auch Diabetikern die positiven Effekte von Sport zugute – sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetes. Denn: Körperliche Aktivitäten beeinflussen den Insulin- und Kohlenhydratstoffwechsel. Doch welche Sportart ist bei Diabetes am besten geeignet? Und was ist zu beachten? Diese Fragen hat uns ein Experte beantwortet.
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Übersicht
Herausforderung beim Training mit Diabetes
Bevor Menschen mit Diabetes ihr Training beginnen oder einen neuen Trainingsplan kreieren, müssen sie auf einige Punkte achten. „Menschen mit Diabetes müssen vor allem auf ihren Blutzucker achten, um keine Über- bzw. Unterzuckerung zu riskieren, was eine ernsthafte Komplikation darstellen würde“, erklärt Dr. med. Marianowicz. Er ist Sportmediziner und Orthopäde. Er sagt: Jede körperliche Aktivität hat einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel von Menschen mit Diabetes: „Grundsätzlich sinkt der Blutzuckerspiegel bei Aktivität, weil der Körper den Energieträger Zucker verbraucht“, so der Sportmediziner auf FITBOOK-Nachfrage. Sport sollte also ein wichtiger Baustein im Leben von Menschen mit Diabetes sein: „Deshalb sind Bewegung und Sport Bestandteil einer Diabetes-Therapie. Es ist nachgewiesen, dass bereits kurze Trainingsphasen von ein paar Minuten schon nach wenigen Tagen zu einer Verbesserung des Blutzuckers führen.“
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Diese Sportarten eignen sich am besten für Menschen mit Diabetes
Doch welche Sportarten eignen sich am besten für Menschen mit Diabetes? „Ideal ist das sogenannte HIIT (hochintensives Intervalltraining; A.d.R)“. Der Vorteil von HIIT: Die Trainingsmethode lässt sich sowohl im Studio als auch zu Hause oder im Park an der frischen Luft ausführen. Je nachdem, wie man das hochintensive Training gestalten möchte. „Zum Beispiel schnelle Sprints von 30 Sekunden mit jeweils 4 Minuten Pause dazwischen. Man sollte so diszipliniert sein, jeden zweiten Tag eine halbe Stunde auf diese Weise zu trainieren“, empfiehlt der Mediziner.
Aber auch die Muskeln sollten Reizen ausgesetzt werden. „Auch Krafttraining ist gut, weil dabei die sogenannten Fast-Twitch-Fasern belastet werden, die schnell Glykogen verbrauchen und damit zur Stabilisierung des Blutzuckers beitragen“, erklärt Dr. med. Marianowicz. Wer sich aber nicht so gern mit Krafttraining beschäftigt, kann sich auch der Dehnung und Entspannung hingeben: „Eine Alternative zu Krafttraining kann Yoga sein. Auch Spazierengehen ist gut. Am besten in Intervallen: drei Minuten sehr schnell und drei Minuten langsam.“ Generell sei jede Form der Bewegung für Menschen mit Diabetes zu empfehlen: Fahrradfahren, Schwimmen, Joggen.
Jedoch gilt das nicht nur für Menschen mit Diabetes, sondern auch für Menschen, die präventiv arbeiten möchte, um nicht an Diabetes Typ 2 (meist ausgelöst durch einen ungesunden Lebensstil) zu erkranken: „Übrigens sinkt bei sportlicher Betätigung auch bei Gesunden die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, um rund 20 Prozent“, so der Sportmediziner.
Dass Sport auch präventiv gegen Diabetes hilft, zeigen auch verschiedene Studien.1 Sowohl die Therapie als auch die Prävention profitiert von körperlicher Bewegung. Generell gilt jedoch, lieber kurz und intensiv zu trainieren, als lange und ausgiebig: „Früher dachte man, Ausdauertraining sei besonders geeignet. Heute weiß man, dass intensives Training, also kurze und anstrengende Einheiten, den Blutzuckerspiegel besser senken. Teilweise ist der Effekt auch noch zwei Tage nach dem Training nachweisbar“.
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Wo müssen Menschen mit Diabetes beim Sport noch vorsichtig sein?
Wer mit Diabetes ganz neu mit Sport beginnen möchte, sollte vorher Rücksprache mit seinem Arzt halten: „Für Neu- und Wiedereinsteiger mit Diabetes ist es nach längerer Sportpause ratsam, die Sporttauglichkeit mit einem Arzt zu besprechen, um mögliche Risiken abzuklären“, sagt der Sportmediziner.
Um etwaige Risiken auszuschließen, rät der Experte Menschen mit Diabetes vor einem intensiven Workout: „Vor dem Start eines Trainingsprogramms sollte man den aktuellen Zustand der Erkrankung sowie die Leistungsfähigkeit des Herzens und der Gefäße noch mal beim betreuenden Arzt checken lassen“. Außerdem sagt Dr. med. Marianowicz: „Ich würde auch die periphere Neurologie prüfen, denn Diabetiker leiden oft an Polyneuropathie, eine verminderte Sensibilität in den Beinen und Füßen, die ein erhöhtes Verletzungsrisiko darstellt. Zudem liegt bei Diabetes eine verminderte Heilungspotenz vor.“
Daher sei es empfehlenswert, für Joggen oder Powerwalken, die Bewegungsabläufe zu prüfen und das Schuhwerk entsprechend anpassen zu lassen. „Ich rate Betroffenen zu einer Bewegungsanalyse, um Verletzungen zu vermeiden“.