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Studienlage

Hat man mehr Hunger, wenn man Sport treibt? 

sport appetit: Frauen laufen im park
Macht uns Training eher hungrig oder hemmt es die Lust auf Essen? Foto: Getty Images

20. Juni 2022, 13:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wenn man Sport treibt, hat man mehr Hunger. Oder ist das Gegenteil der Fall und Bewegung führt dazu, dass man weniger isst? Dieser Frage ging eine neue Studie auf den Grund – mit einer interessanten Erkenntnis.

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Bewegung ist gesund und hilft beim Abnehmen. Doch wie beeinflusst Sport eigentlich unseren Appetit? Ob der erhöhte Kalorienverbrauch zu mehr oder weniger Hunger führt, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Eine neue Studie, die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht wurde, konnte Prozesse im Körper nachweisen, die durch Sport ausgelöst werden und Einfluss auf das Essverhalten zu haben scheinen. FITBOOK erklärt die Untersuchung und wirft einen Blick auf die weitere Studienlage zum Thema.

„Anti-Hunger-Molekül“ – was löst Bewegung im Körper aus?

Um herauszufinden, was genau im Körper passiert, sodass wir mithilfe von Sport Fettleibigkeit vorbeugen können, führten Forscher der Standford University in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern anderer US-Universitäten Untersuchungen an Mäusen durch. Dafür ließen sie die Tiere im ersten Teil der Studie auf einem intensiven Niveau auf einem Laufband laufen und analysierten, wie sich die Chemikalien in den Zellen der Nager mit der Zeit veränderten. Sie entdeckten, dass in den Zellen vermehrt Lac-Phe (N-Lactoyl-Phenylalanin) auftrat. Dabei handelt es sich um einen Metaboliten, der aus Laktat und Phenylalanin synthetisiert wird.1

Phenylalanin ist eine Aminosäure, die zur Bildung von Proteinen beiträgt, und Laktat wird vom Körper nach anstrengenden Übungen produziert. Das gehäufte Auftreten von Lac-Phe könnte, so die Vermutung der Wissenschaftler, einen Effekt auf den gesamten Körper haben – u. a. auch auf den Appetit nach dem Sport.

Wie wirken sich diese Prozesse auf das Essverhalten aus?

Weitere Tests bestätigten die Vermutung. Die Forscher verabreichten Mäusen, die eine fettreiche Diät zu sich nahmen, hohe Dosen von Lac-Phe, was dazu führte, dass die Mäuse weniger hungrig waren und in den folgenden zwölf Stunden etwa halb so viel aßen wie eine Gruppe von Kontrollmäusen. Gleichzeitig blieben die Bewegung und der Energieverbrauch der Tiere unverändert.

Über einen Zeitraum von zehn Tagen führte die Lac-Phe-Zugabe zu einem Rückgang der Nahrungsaufnahme bei den Mäusen. Daraus resultierte, dass die Tiere Körpergewicht verloren und eine verbesserte Glukosetoleranz aufwiesen. Dies sind positive Ergebnisse, wenn man über Möglichkeiten zur Bekämpfung von Fettleibigkeit und fettleibigkeitsbedingten Krankheiten nachdenkt.

Erstaunlicherweise zeigten sich jedoch nicht dieselben Effekte bei Tieren, die sich nicht bewegten und die keine fettreiche Diät erhielten.

Lassen sich die Ergebnisse auf Menschen übertragen?

Des Weiteren führten die Wissenschaftler auch Tests mit Rennpferden durch, bei denen sich ebenfalls Lac-Phe nachweisen ließ. Und schließlich bestätigten auch Untersuchungen mit Menschen den Effekt durch Bewegung – vorwiegend nach Sprints.

Zusammenfassend kamen die Wissenschaftler laut Studieautor Jonathan Long zu folgender Erkenntnis: „Wir schätzen, dass der Lac-Phe-Signalweg für etwa 25 Prozent der Anti-Fettleibigkeitseffekte von Bewegung verantwortlich ist“, erklärte er in einer Universitätsmitteilung.2

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Führt Sport zu mehr oder weniger Appetit?

Dieser Frage ging auch eine des „American College of Sports Medicine“ nach, in der die Forscher eine Untersuchung mit 24 übergewichtigen Frauen und Männern durchführten, die sich bis zu Beginn der Studie generell sehr wenig bewegt hatten. Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt. Zwei Gruppen begannen 35 Minuten nach ihrem Frühstück mit einem Workout. Dabei testeten die Forscher unterschiedliche Trainingsformen. Während eine Gruppe 45 Minuten lang bei einer Herzfrequenz von 65 bis 70 Schlägen pro Minute ging, absolvierte die andere ein Krafttrainings-Set von zwölf Übungen bis zum Muskelversagen. Die Kontrollgruppe bewegte sich nach dem Frühstück dagegen nicht.3

Beim Messen der Hormone der Probanden stellten die Forscher fest, dass die Kraftübungen sowohl das appetitanregende Hormon Ghrelin senkte als auch die Darmhormone GLP-1 und PYY, die die Energieaufnahme steuern. Das Gehen zeigte diesen Effekt nicht. Doch wer nun denkt, dass die „Kraftsportler“ aufgrund der hormonellen Unterschiede weniger Appetit an einem für sie vorbereiteten Buffet aufwiesen, irrt.

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Die „Kraftsportler“ zeigten das gleiche Essverhalten wie die „Geher“ und die Inaktiven. Dies deutet darauf hin, dass Sport den Appetit weder hemmt noch verstärkt. Die aktiven Frauen und Männer aßen nämlich nicht weniger große Portionen als die Personen, die sich nicht bewegt hatten. Auch auf ein Dessert verzichteten sie nicht. Aber sie aßen auch nicht mehr als sonst. Die Vermutung: Sport senkt die genannten Hormone, was einen Anstieg des Appetits verhindert.

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Der Effekt intensiven Trainings

Eine Studie aus dem Jahr 2013 kam zu der Erkenntnis, dass intensives Training, wie z. B. eine Stunde laufen, dazu führt, dass man eine Zeit lang keinen Hunger hat. So verschob sich die nächste Mahlzeit um Stunden und in einigen Fällen sogar auf den nächsten Tag. Ab dann aßen die Probanden aber wieder normal – und nicht etwa kalorienreduziert – weiter.4

FITBOOK Workout

Macht ein Workout hungriger?

Andere Studien fanden dagegen heraus, dass Sport durchaus zu mehr Hunger führen kann, wobei in unterschiedlichen Untersuchungen nicht alle Teilnehmer dem erhöhten Appetit auch nachgaben. Da die Forschungen sich zudem auf unterschiedlich fitte und unterschiedlich alte Menschen konzentrierten und auch die Workouts variierten, lässt sich bisher keine allgemeingültige Schlussfolgerung zum Einfluss des Sports auf den Appetit ziehen.5

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Fazit

Wie die unterschiedlichen Forschungsergebnisse zeigen, lässt sich keine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem Effekt von Sport auf Appetit und Hunger geben. Um abzunehmen bzw. sein Gewicht zu halten, sollte neben ausreichend Bewegung daher auch immer eine ausgewogene Ernährung im Fokus stehen.

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Quellen

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