31. März 2022, 4:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Menschen finden einfach keinen Spaß am Sport: Joggen langweilt sie, Fitnessstudios schrecken sie ab und körperliche Anstrengung ist so gar nicht ihr Ding. Eine Studie hat nun herausgefunden, woran das liegen könnte. Zudem verraten die Forscher, wie man selbst als Sportmuffel Lust aufs Training entwickelt.
Dass sportliche Betätigung gesund ist und fit bis ins hohe Alter hält, ist unumstritten. Unzählige Studien haben die gesundheitlichen Aspekte von Sport belegt. So reduziert beispielsweise regelmäßiger Sport im mittleren Alter (ab 50 Jahren aufwärts) sogar das Risiko, an Demenz zu erkranken.1 Wenn das kein Ansporn ist! Dennoch empfinden viele Menschen einfach keine Lust an der körperlichen Aktivität. Woran das liegt und vor allem wie man Spaß am Sport entwickeln kann, haben nun finnische Forscher untersucht.
Übersicht
Erst die Qual, dann die Freude
Es gibt Hoffnung für Sportmuffel. Das zumindest versprechen die Forschungsergebnisse einer finnischen Studie, die an der Universität von Turku durchgeführt wurde.2 Denn wer sich durch die ersten unangenehmen Trainingswochen durchquält, hat gute Chancen, irgendwann Spaß am Sport zu entwickeln. Der Grund dafür liegt im Gehirnstoffwechsel, der sich durch den Sport anpasst und mit der Zeit besser stimmungsverändernde Botenstoffe und Hormone verarbeitet.
Wie die Forscher erklären, haben regelmäßig trainierende Menschen im Vergleich zu weniger aktiven Personen nach einer einzelnen Trainingseinheit eine stärkere Stimmungsaufhellung. Dadurch entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf: Wenn man sich gut nach einem Training fühlt, freut man sich schon aufs nächste und ist eher motiviert, regelmäßig Sport zu treiben. Allerdings war bislang nicht ganz klar, wie dieser Zyklus beginnt.
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Beim Sport werden Glückshormone ausgeschüttet
Bei dem Stoffwechselzyklus spielen sogenannte μ-Opioidrezeptoren (MOR) eine entscheidende Rolle. Denn sie reagieren auf körpereigene Opiate und sind somit bei der Verarbeitung von Gefühlen, Motivation, Stress und Belohnung beteiligt. Wer also Spaß am Sport hat, verfügt über ein besser ausgebildetes MOR-System und kann Glückshormone nach dem Training besser verarbeiten. Dadurch empfindet man Freude an der Bewegung und fühlt sich glücklich nach einer Trainingseinheit.
„Es ist möglich, dass manche Menschen mit einem reaktionsfähigeren MOR-System geboren werden, was ihnen ermöglicht, Training zu mögen und sich stärker für sportliche Aktivitäten zu begeistern“, erklärt Tiina Saanijoki, die Hauptautorin der Studie. Es könne aber auch andersrum sein, ergänzt die Forscherin. So könnte sich nämlich durch regelmäßiges Training ein besser funktionierendes MOR-System herausbilden.
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Um dies herauszufinden, rekrutierten die finnischen Forscher 64 gesunde, schlanke Männer. Sie mussten eine Reihe von Belastungstests durchführen und Fragebögen auszufüllen. Dabei wurde bei ihnen die Aktivität der μ-Opioidrezeptoren im Gehirn gemessen. 24 der Probanden mussten zusätzlich ein einstündiges moderates Training absolvieren, während 12 andere Probanden ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) ausführten. Die Wissenschaftler wollten nämlich auch wissen, ob die Intensität der körperlichen Bewegung auch eine Rolle beim MOR-System spielt.
Je mehr Sport man treibt, desto befriedigender fürs Gehirn
Beim Auswerten der Daten fanden die Forscher heraus, dass die besser trainierten Probanden direkt nach dem Training (egal ob Ausdauer oder HIIT) eine größere Opioidfreisetzung in Gehirnregionen hatten, die besonders wichtig für Belohnung und kognitive Verarbeitung sind. Die Schlussfolgerung daraus lautet: Je mehr Sport man treibt, desto befriedigender empfindet es das Gehirn.
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Und jetzt kommt die gute Nachricht für alle Sportmuffel: Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass regelmäßiges Training und steigende Fitness das MOR-System stimulieren und es empfindlicher gegenüber Glückshormonen machen. Wer also oft zum Sport geht, den Schweinehund überwindet und sich in den ersten Wochen durch das Training durchbeißt, der wird irgendwann Spaß an der körperlichen Anstrengung empfinden. Am besten, man probiert es selbst aus.
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Quellen
- 1. Zotcheva, E., Bergh, S, Selbæk, G. et al. (2018). Midlife Physical Activity, Psychological Distress, and Dementia Risk: The HUNT Study. J Alzheimers Dis.
- 2. Saanijoki, T., Kantonen, T., Pekkarinen, L., et al. (2022). Aerobic Fitness is Associated with Cerebral mu-Opioid Receptor Activation in Healthy Humans. Med Sci Sports Exerc.