16. August 2024, 11:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
An manchen Tagen fällt es einem besonders schwer, sich aufzuraffen, um Sport zu treiben. Doch was, wenn die Motivation fürs Training durch verschiedene Moleküle beeinflusst werden könnte? Das zumindest behauptet eine neue Studie. FITBOOK-Fitnessexpertin Janine Riedle erklärt, was die Forscher herausgefunden haben.
Besonders wenn man am Anfang steht und einem alles noch extrem anstrengend und schwierig vorkommt, verlässt einen die Motivation, regelmäßig Sport zu treiben, schnell wieder. Erst, wenn man richtig im Training ist und sich ein Rhythmus eingestellt hat, verspüren viele eine weniger große Hürde, sich zu bewegen und aktiv zu werden. Eine neue Studie zeigt nun, dass gewisse Proteine dafür verantwortlich sein können, eben diese Motivation für Sport hochzuhalten.
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Übersicht
Belastungstests
Die Studie unterteilt sich in zwei Phasen: die Forschung an Mäusen und den Tests an Menschen.1 Zunächst nahmen die Forscher verschiedene Untersuchungen an Mäusen vor, indem sie die Versuchstiere mittels gängiger Verfahren Belastungstests unterzogen und ihnen Blutproben entnahm. Nach Auswertung der Daten kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass der sogenannte p38-Signalweg die mitochondriale Biogenese fördert und somit als ein entscheidender Akteur bei der trainingsinduzierten Anpassung gilt. Ausgehend davon untersuchten die Wissenschaftler anschließend, wie die Aktivierung von p38α im menschlichen Körper nach dem Training funktioniert.
Klinische Studie
Dies erfolgte durch einen Belastungstest auf einem Fahrradergometer. Die Studiengröße belief sich dabei auf 17 Männer mit einem durchschnittlichen Alter von 22,5 Jahren. Alle Teilnehmer verfolgten einen körperlich aktiven Lebensstil (zwei- bis dreimal Training pro Woche) und waren gesund. Vor den Belastungstests ermittelte man noch die Körperzusammensetzung der Probanden. Anschließend fanden an drei verschiedenen Tagen die Belastungstests auf einem Fahrradergometer statt, die wie folgt aufgebaut waren:
- Tag 1: inkrementelle Übung bis zur Erschöpfung und Sprintübung (30 Sekunden)
- Tag 2 und 3: supramaximale Übungseinheiten bei 120 Prozent der VO2max bis zur Erschöpfung, unterbrochen von 20-sekündigen Erholungsphasen
Eine Woche nach der VO2max-Bestimmung nahmen die Probanden nach einer zwölfstündigen Fastenzeit an weiteren Labortests teil. Vor und 20 Sekunden nach dem Belastungstest entnahm man den Teilnehmern Muskelbiopsien. 60 Sekunden nach der vorangegangenen Belastung führten die Männer noch einen 30-sekündigen Maximalsprint aus. Zehn Sekunden nach dieser Bewegung entnahm man eine dritte Muskelbiopsie. Anschließend entnahmen die Wissenschaftler noch Blutproben.
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Drei Proteine, welche die sportliche Motivation beeinflussen
Die Tests an den Mäusen zeigten zunächst, dass bei wiederholter und intensiver Muskelkontraktion die Signalwege der Proteine 38α und p38γ aktiviert wurden. Je nachdem, wie stark das jeweilige Protein aktiviert wird, fällt die Motivation für Bewegung bzw. Sport größer aus. An diesem Prozess ist aber noch ein weiteres Protein beteiligt. Das Interleukin 15 (IL-15), welches durch die Aktivierung von p38γ induziert wird. Dieses Protein hat eine direkte Wirkung auf einen Teil der Großhirnrinde – den motorischen Kortex, welcher für die Bewegungssteuerung mitverantwortlich ist. Das bedeutet, dass das Interleukin im Blut als Signal an das Gehirn fungiert, welches den Drang nach Bewegung steigert – sprich: Das Protein erhöht indirekt die Motivation zum Sporttreiben.
Des Weiteren beobachteten die Wissenschaftler, dass die Mäuse mit einer fettreichen Ernährung ebenfalls von dem Signalweg profitieren konnten. So äußerte sich die regelmäßige körperliche Betätigung durch die Aktivierung der Proteine positiv, indem sie den Stoffwechsel ankurbelte und die Neigung zu Diabetes und Fettansammlungen – besonders in der Leber – verringerte.
Auch im mit Menschen durchgeführten Studienteil kam man zu ähnlichen Ergebnissen: Beide p38-Proteine wurden in denjenigen Muskeln durch die Belastung aktiviert, die mit zunehmender Intensität beansprucht wurden. Auch bei den Probanden stellte man einen Anstieg der des Interleukins im Blut fest. Übergewichtige Teilnehmer wiesen jedoch geringere Werte auf.
Und auch in die andere Richtung liefert die Studie Ergebnisse: Die Proteine regulieren sich gegenseitig, was dazu führt, dass sie den Drang nach Sport verringern können, wenn es für den Körper zu viel wird.
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Bedeutung der Studie
„In dieser Studie haben wir gezeigt, dass die durch Training ausgelöste Aktivierung von Muskel-p38γ zur Produktion von Interleukin 15 (IL-15) führt, was anschließend die spontane körperliche Aktivität steigert. Darüber hinaus haben wir das Vorhandensein dieser p38γ/IL-15-Achse bei Menschen nach dem Training beobachtet, was die klinische Relevanz dieses Signalwegs bei der Förderung des Trainingsverhaltens innerhalb der Bevölkerung unterstreicht“, schrieben die Autoren in ihrer Studie. Die Wissenschaftler sind sich demnach einig darüber, dass die Ergebnisse einen Behandlungsweg bei Adipositas und Stoffwechselerkrankungen ebnen können.
Die Studienergebnisse liefern definitiv einen Hinweis darauf, dass die drei Proteine die Motivation für Sport beeinflussen können. Dennoch sollte man beachten, dass es noch weiterer Nachforschungen bedarf, um vollends zu klären, dass das IL-15-Protein tatsächlich ein Blutmarker für die Motivation für Sport sein könnte. Weitere Studien sollten allerdings in größeren Kohorten erfolgen, die auch weibliche Teilnehmer einschließen. Laut der Forscherin Guadalupe Sabio könne man anschließend untersuchen, ob spezifische Übungen die Produktion beeinflussen. „Wir könnten sogar darüber nachdenken, ein IL-15-Präparat für Menschen zu entwickeln, die die positiven Auswirkungen körperlicher Betätigung eher benötigen und weniger dazu bereit sind, sie auszuüben oder beizubehalten. Zum Beispiel Menschen mit Fettleibigkeit“, so Sabio.2