17. Juli 2024, 5:44 Uhr | Read time: 8 minutes
Ninjutsu ist eine alte japanische Kriegskunst der Ninja. Entwickelt aus der Not heraus, stellt Ninjutsu eine Sammlung grundlegender Techniken dar – die zum Überleben, Täuschen und zur Selbstverteidigung eingesetzt wurden. Dabei setzt sie auf Taktik, Strategie und Spionage. FITBOOK-Autorin Julia Freiberger verrät die spannende Geschichte hinter dem Kampfsport sowie die angewandten Techniken.
Die Techniken der Kampfkunst sowie ihre Anwendung sind sehr vielseitig gestaltet. So wurden die Menschen, die die Kampfkunst ausgeübt haben auch als „Ninja“ bezeichnet. Wie die Sportart entstanden ist, welche Grundtechniken es gibt und für wen sie geeignet ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
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Übersicht
Was ist Ninjutsu?
Ninjutsu wurde zum Selbstschutz und zur Selbstverteidigung eingesetzt. Die Menschen, die diese Kampfkunst ausführten, waren auch unter dem Namen „Ninja“ bekannt. Dabei wurden Taktiken und Techniken vermittelt, bei denen man unbewaffnet war oder aber im Gegenteil ausschließlich mit Waffen trainierte.
Hört man Worte wie „Ninja“ oder „Ninjutsu“, denkt man fast immer an die verhüllten Schattenkrieger aus Japan, die als Auftragsmörder und Attentäter bekannt waren. Aufgrund des langsamen Anschleichens und Spionieren wurde diese Kampfkunst auch als „Kunst der Schattenkrieger“ bezeichnet.
Hinter der Kampfkunst steckt eine jahrhundertelange Tradition und viel mehr Geschichte, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. So ist Ninjutsu keinesfalls eine aggressive Kampfkunst, sondern eine, die das Überleben lehren soll. Dabei ist sie nicht dafür gedacht, seine persönlichen Wünsche zu befriedigen. Ihr Fokus bildet die Überwindung eines Konflikts, durch verschiedene Möglichkeiten – die gleichzeitig auch dazu dienen einen Kampf zu vermeiden. Heutzutage wird die japanische Kampfkunst auch unter dem Namen „Bujikan“ unterrichtet. Übersetzt man diesen Begriff bedeutet es so viel wie „die Halle der göttlichen Krieger“.1
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Was bedeutet „Ninjutsu“?
Ninjutsu lässt sich mit „Kunst des Erduldens“ oder mit „Kunst des andauernden Herzens“ übersetzen. Die genauen Ursprünge des Wortes führen nach China zurück. Die Bezeichnung „Ninja“ lässt sich in Japan mit „Shinobi“ gleichsetzen – was nach der wörtlichen Übersetzung jemand ist, der sich mit der Erfassung von Informationen auskennt. „Nin“ kann man mit „Standhaftigkeit, Ausdauer oder aber auch Heimlichkeit und Verschleierung“ übersetzen.
Welche Rolle spielen Ninja?
Sie hatten also das Prinzip mit lautlosen, dafür aber wirksamen Methoden Informationen zu beschaffen, ohne dabei auf brutale Methoden zurückzugreifen. Anstatt Gewalt anzuwenden, wurde das Manöver der Täuschung herangezogen. Das Besondere daran ist, dass sich die Prinzipien der Kampfkunst nicht nur auf die Techniken der Selbstverteidigung anwenden lassen, sondern auf alle Bereiche des Lebens projizierbar sind.
So erlernen die Kämpfenden verschiedene Tugenden wie Geduld, Ausdauer und Selbstdisziplin. Die in ihr vermittelten Weisheiten und Traditionen können hilfreich sein, um Spannungen oder Konflikte innerhalb der Familie oder anderen Umfeldern zu lösen. Ninjutsu hilft auch dabei andere Menschen und sich selbst zu verstehen – durch konfliktloses Handeln.
Entstehung von Ninjutsu
Die genauen Zeiträume der Entstehung variieren stark. Das liegt hauptsächlich daran, dass Ninjutsu mehrere hundert Jahre lang geheim gehalten wurde und auch die Geschichte überwiegend mündlich überliefert worden ist. Man nimmt an, dass sich Ninjutsu während kriegerischen Zeiten im mittelalterlichen Japan entwickelte. Damals mussten besiegte Krieger in abgelegene Gegenden ziehen, weil sie um ihr Leben fürchteten. Jedoch wurden sie auch dort von siegreichen Truppen aufgespürt und verfolgt. Aus dieser Not heraus entwickelten die geflüchteten Menschen Überlebensstrategien mithilfe der Lehren des chinesischen Feldherrn und Philosophen Sunzi. Dabei wurden neue Techniken und Strategien geschaffen, deren Wirkung bis in die heutige Zeit voller Bedeutung ist.2
Prinzipien der Kampfkunst
Die Kampfkunst, die auch unter dem Namen „Budotaijutsu“, „Ninpo“ oder auch „Bujinkan“ bekannt ist, verfügt über zahlreiche Techniken. Sie umfasst Tritt-, Schlag-, Wurf-, Hebel- und Bewegungstechniken. Zudem wird auch der Umgang mit unterschiedlichen traditionellen Waffen vermittelt. Ninjutsu legt den Fokus nicht nur auf die körperliche Ausbildung, sondern fördert auch die geistige Weiterentwicklung des Menschen. Darunter fallen Meditation, psychologische Schulungen und Waffensysteme, die ergänzend zur Kampfkunst wirken.3
Ablauf der Ausbildung des Ninjas
In früheren Zeiten lernte man schon als Kind im Alter von fünf oder sechs Jahren die Grundlagen des Ninjutsu kennen. Dabei wurden in erster Linie die Sinne geschärft, damit man die Umgebung besser wahrnehmen konnte. So wurde den Kindern spielerisch beigebracht, ihre Geschicklichkeit zu trainieren. Sie lernten zu springen, sich zu drehen oder zu beugen und das ohne dabei ihr Gleichgewicht zu verlieren. Als sie älter wurden, kamen Beweglichkeit und körperliche Kondition auf den Trainingsplan dazu. Weitere Bestandteile waren:
Körpertraining
Bei diesem Training wurden Unterwasser- oder Schwimmtaktiken geübt, die bei der Beschaffung von Informationen helfen sollten. Auch lernten die Ninjas mit ihrer Umgebung zu verschmelzen und ihre Belastbarkeit, Geduld und Ausdauer zu trainieren. Zudem studierten sie die menschliche Psyche, damit sie sich an jede Situation anpassen – und mögliche Schwächen zu ihrem Vorteil nutzen konnten.
Kampftraining
In diesem wurde das Schlagen und Treten geübt sowie die Grundtechniken des unbewaffneten Kampfes. Auch Grundlagen des Stab- und Schwertkampfs wurden vermittelt.
Mentales Training
Das mentale Training war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Ninjutsu. Die geistige Entwicklung war nämlich neben der körperlichen von entscheidender Bedeutung. Indem man körperliche und geistige Disziplin miteinander kombinierte, wurden außergewöhnliche Leistungen erreicht. Hierbei spielten unterschiedliche Meditationen und Atemtechniken eine wichtige Rolle. Sie waren nämlich dafür notwendig den Geist zu beruhigen und störende Gedanken zu beseitigen. Unter anderem waren Ausdauer, Ruhe sowie die Fähigkeit seine Ängste zu überwinden wesentliche Aspekte, die für einen siegreichen Kampf sorgten.4
Vier Techniken des Ninjutsu
Heutzutage werden die Grundlagen nicht mehr in so einem intensiven Ausmaß wie damals vermittelt. Allerdings ist die beste Methode für das Erlernen der Kampfkunst regelmäßiges Training. Ninjutsu enthält vier Haupttechniken, die man theoretisch erlernen muss, ehe man sie in die Praxis umsetzen kann. Dazu gehören:
- Taihen Jutsu – Körperschule: Bei dieser Technik fokussiert man sich auf den Aufbau der Kondition des Menschen. Hierzu werden unterschiedliche Übungen, wie zur Falltechnik und Balance vermittelt – mit dem Ziel die Kondition zu verbessern.
- Tai Jutsu – Waffenloser Nahkampf: Hier trainiert man verschiedene Fertigkeiten wie Tritte, Schläge, Würfe, aber auch Stiche mit den Fingern oder Zehen, die auf empfindliche Punkte des Gegners abzielen.
- Nahkampf mit Waffen: In dieser Kategorie wird der Umgang mit traditionellen Waffen wie Sterne, Klingen, Schwerter oder Wurfwaffen gelehrt. Zudem lernen die Kämpfenden wie man gewöhnliche Alltagsgegenstände als Waffe benutzen kann.
- Cho Ho – Spionageschule: Die letzte Technik beinhaltet effiziente Tarnungsmöglichkeiten. Wenn man unentdeckt bleiben möchte, ist es wichtig, sich an seine Umgebung anzupassen. Zudem wird auch Wissen vermitteln, wie man in der Natur ohne Wasser und Trinkwasser überleben kann.5
Was trainiert Ninjutsu?
Ninjustu gilt als Ganzkörpertraining, bei welchem vier Faktoren notwendig sind, um einen erfolgreichen Kampf zu führen.
Ausdauer
Die Ausdauer zu trainieren ist essenziell. In einem Kampf stellt Ausdauer die Fähigkeit dar, lang anhaltenden oder wiederkehrenden hohen Belastungen standzuhalten und nicht zu ermüden. Eine gute Ausdauer ermöglicht psychisch und physisch Müdigkeit zu widerstehen und sich schnell von Belastungen zu erholen. Wenn man ein guter Kämpfer sein will, ist es wichtig seine Leistungsfähigkeit durch den gesamten Kampf aufrechterhalten.
Kraft
Kraft lässt sich auch als die Fähigkeit der Muskeln beschreiben, durch die man bestimmte Widerstände überwinden kann. Sie lässt sich in Kraftausdauer, Maximalkraft und Schnellkraft aufteilen.
- Kraftausdauer: ist wichtig für intensive Halte- und Hebelgriffe
- Maximalkraft: mit ihr kann man einen Gegner heben und zu Boden werfen
- Schnellkraft: ist essenziell für schnelle Sprünge, Tritte und Schläge
Gelenkigkeit
Auch die Gelenkigkeit wird bei Ninjutsu verbessert. Indem man seinen Gelenken angewöhnt Bewegungen in einem großen Umfang durchführen zu können, ist es einfacher, einen Kampfverlauf besser zu kontrollieren.
Schnelligkeit
Bei der Schnelligkeit ist die Kapazität wichtig, um Bewegungen mit einer maximalen Geschwindigkeit durchzuführen. Dabei ist sie von großer Wichtigkeit, da sie im Falle eines Kampfes dem Gegner kaum Zeit lässt zu reagieren. Prinzipiell unterscheidet man zwei Arten der Schnelligkeit:
- Reaktionsschnelligkeit: beschreibt den Zustand und die Fähigkeit mit sofortiger Wirkung auf den gegnerischen Angriff zu reagieren.
- Bewegungsschnelligkeit: ist dafür zuständig, dass der Kämpfer Bewegungen wie Würfe oder Schläge schnell ausführen kann.
Welche Körperregionen werden trainiert?
Ninjutsu gilt wegen seiner Vielseitigkeit als Ganzkörpertraining. Da man sich während des Trainings viel bewegen muss (wie springen, laufen und treten), findet eine Stärkung des Unterkörpers und der Beine statt. Auch der Oberkörper und die Arme werden durch das Training mit Waffen intensiv geschult. So kann der Umgang mit Stäben, Speeren oder Wurfsternen die Armkraft und Geschicklichkeit verbessert werden. Noch dazu beinhaltet das Training viele akrobatikähnliche Bewegungen, die dabei helfen, das Gleichgewicht und den Rumpf zu trainieren, wenn man beispielsweise klettert oder springt. Das Üben der vielfältigen Bewegungen und schnellen Angriffen sind gleichzeitig auch ein intensives Training für das Herz-Kreislauf-System.6
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Für wen ist es geeignet?
Ninjutsu ist mehr als nur ein Kampfkunst – sie gilt als Lebenskunst mit dem Ziel, dass das Training eine positive Einstellung zum Leben des Menschen ermöglicht. Dabei gibt es keine körperlichen Voraussetzungen. Jeder, der neue Erfahrungen sammeln und neue Traditionen kennenlernen möchte, ist willkommen. Allerdings sollte beachtet werden, dass Ninjutsu mehr auf Geschicklichkeit als auf reine Kraft setzt.